Am Wochenende ist es an mehreren Stellen Brandenburgs zu starken Waldbränden gekommen. In Treuenbrietzen im Landkreis Potsdam-Mittelmark war am Freitag ein Brand ausgebrochen, bis Sonntag standen dort bereits mehr als 200 Hektar in Flammen. Dazu kam ein weiterer Großbrand bei Beelitz. Zahlreiche Menschen in verschiedenen Ortschaften mussten evakuiert werden.
In großen Teilen Deutschlands, so unter anderem auch in Berlin und Brandenburg, war es am Wochenende besonders heiß, dort wurden Temperaturen von bis zu 34 Grad erreicht.
Ist die Hitze also Ursache für die Brände? Und wie hängen die Klimakrise und die sich häufenden Waldbrände zusammen? Watson hat dazu Experten aus den Bereichen Wetter und Forstwirtschaft befragt.
Mehr als 90 Prozent aller Waldbrände in Deutschland und Europa werden von Menschen verursacht. Trotzdem spielen Wetterfaktoren wie Hitze und Dürre eine entscheidende Rolle. Andreas Rothe, Professor an der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf erklärt gegenüber watson:
Andreas Rothe betont, dass zwei Faktoren Waldbrände begünstigen würden: Zum einen das Wetter, zum anderen das brennbare Material, das im Wald vorhanden ist.
Christian Zang, ebenfalls Professor an der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf mit dem Fachgebiet Wälder und Klimawandel, erklärt gegenüber watson, wie sich die anhaltende Dürre auf die Brennbarkeit des organischen Materials im Wald auswirkt:
Laut dem Deutschen Wetterdienst (DWD) ist die Durchschnittstemperatur in Deutschland seit dem 19. Jahrhundert bereits um 1,5 bis 2 Grad Celsius gestiegen. Im neuesten Bericht des Weltklimarats (IPCC) wird so auch von einer Zunahme von feuerbegünstigender Witterung durch den menschengemachten Klimawandel ausgegangen.
"Die Zahl der trockenen und hohen Temperaturen nimmt zu. Und damit nimmt auch das Risiko von Waldbränden in Deutschland zu", betont Andreas Rothe den Zusammenhang zwischen der Klimakrise und der steigenden Waldbrandgefahr.
Andreas Brömser, Agrarmeteorologe und Experte für Trockenheit beim DWD, erklärt gegenüber watson zudem, dass es tendenziell seltener, dann aber kräftiger regnen würde: "Dies bedeutet, dass Trocken- und Hitzeperioden insgesamt häufiger und intensiver auftreten als bisher und damit auch die Zeiträume mit hoher Waldbrandgefahr zunehmen."
Christian Zang bestätigt diese These und erläutert, dass eine Gefahrenprognose wegen komplexer Wechselwirkungen zwar schwierig sein. Man könne jedoch davon ausgehen, "dass unter zukünftigen Bedingungen in vielen Regionen der Erde mit erhöhter Waldbrandgefahr gerechnet werden muss, wie etwa im östlichen Australien, Sibirien und den westlichen USA."
Welche Maßnahmen sollten jetzt und in Zukunft ergriffen werden, um die Wälder vor Bränden zu schützen? Christian Zang sagt: "Global gesehen ist sicher die Bekämpfung der Klimakrise zentral, um den weiträumigen Trend zu immer häufigeren und extremeren Dürren abzumildern."
In Deutschland könne man jedoch auch weitere konkrete Handlungen in die Wege leiten, um den Wald vor Feuer zu schützen. So wird seit den 1980er-Jahren daran gearbeitet, den Laubholzanteil in den Mischwäldern zu erhöhen. Laubbäume können Hitzewellen besser standhalten, zudem speichern sie mehr Wasser.
Eine weitere Maßnahme ist es, Äste und totes Holz vom Waldboden zu entfernen. Andreas Rothe erklärt: "In den gefährdeten Bereichen sollte möglichst wenig brennbares Material am Boden bleiben, was jedoch einen Zielkonflikt mit der Biodiversität ergibt."
In Brandenburg würden, was Waldbrände angeht, mehrere Risikofaktoren zusammenkommen, wie Rothe erläutert. Zum einen sei es in diesem Teil Deutschlands besonders trocken. Zum anderen sei es besonders heiß. Dazu kommt noch, dass es in Brandenburg besonders viele Nadel-, vor allem Kiefernwälder, gibt. Kiefern haben lichte Kronen, weshalb die Sonne bis auf den Waldboden scheinen kann, weswegen am Boden Gras wächst, das bei anhaltender Hitze und Wasserknappheit trocken wird und viel leichter entzündlich ist als "klassischer" Waldboden.
Grundsätzlich sind Waldbrände ein Phänomen, das immer wieder vorkommt und das Ökosysteme normalerweise nicht aus der Bahn wirft. Die meisten Ökosysteme seien an eine bestimmte Frequenz von Waldbränden angepasst. Wenn diese Frequenz allerdings zu hoch wird, ergeben sich dadurch Probleme. Christian Zang nennt als Beispiel Wälder in mediterranen Klimazonen:
In Deutschland gibt es rund zehn Millionen Hektar Wald. Davon brennen jährlich um die 2000 Hektar ab. Um einiges größer seien jedoch die Schäden, die von Stürmen und vom Borkenkäfer verursacht würden. Zum Vergleich: Rothe schätzt, dass durch Stürme und Borkenkäfer jährlich bis zu 150.000 Hektar Wald zerstört werden.
Und der Borkenkäfer profitiert gleich zweifach von der Klimakrise: "Durch die Hitze sind die Bäume geschwächt. Zudem gibt es bei heißem Wetter mehr Generationen von Borkenkäfern pro Jahr, da ihre Entwicklung stark temperaturgesteuert ist", so Rothe.
Grundsätzlich ja. Das hat sogar mehrere Ursachen, wie Christian Zang erklärt:
Bei besonders heißen Feuern beginne auch der Humus (wichtiger Bestandteil des Mutterbodens) zu brennen, erläutert Andreas Rothe. So würden die abgebrannten Waldflächen kurzfristig zu Kohlenstoffquellen. Doch: Bei der vergleichsweise geringen Fläche, die zumindest in Deutschland abbrennt, schlage es der Waldbewirtschaftung im Großen und Ganzen nicht besonders ins Gewicht.