Kaum ist der Black Friday vorbei, steht mit dem Cyber Monday schon am Montag der nächste Schnäppchen-Marathon an. Vor allem Angebote zu Elektronikgeräten wie Smartphones, Laptops oder auch Küchengeräten locken Konsumenten an – doch welche Auswirkungen hat das riesige Angebot auf unsere Umwelt?
Im Schnitt produzieren wir sieben Kilo Elektromüll jährlich, Tendenz steigend. Damit kommen nach Angaben des World Economic Forums (WEF) weltweit jedes Jahr 50 Millionen Tonnen Elektroschrott zusammen. Mit der zunehmenden Digitalisierung und der immer kürzer werdenden Gebrauchszeit der Geräte wächst die Menge des E-Abfalls stärker als je zuvor. Geht die Entwicklung weiter wie bislang, rechnet das WEF bis 2050 mit rund 120 Millionen Tonnen Elektroschrott jährlich.
Unsere reale Welt könnte also vielleicht schon bald dem vermüllten Planeten aus dem Pixar- Animationsfilm "WALL-E" gleichen. Doch so riesig der weltweite Elektroschrottberg bereits ist – so riesig ist auch sein Potential mithilfe des richtigen Recyclings. Thomas Fischer, Bereichsleiter für Kreislaufwirtschaft bei der Deutschen Umwelthilfe, betont im Gespräch mit watson: "Der Elektroschrott enthält wertvolle Ressourcen, deren Abbau und Produktion mit ganz erheblichen Umwelt- und Klimaauswirkungen verbunden sind." Dazu zählten vor allem Massenmetalle wie Eisen oder Kupfer, Edelmetalle wie Gold, Silber und Platin, kritische Metalle wie Kobalt, Gallium, Indium, Niob oder Wolfram sowie Glas und Kunststoffe.
Elektroschrott getrennt zu sammeln und zu recyceln, lohnt sich für die Umwelt und ist Fischer zufolge besser als diesen zu verbrennen oder abzulagern. Denn alte Elektrogeräte könnten Schadstoffe wie Cadmium, Blei, Quecksilber oder auch Treibhausgase wie FCKW (in alten Kühlschränken) enthalten. "Wenn diese bei unsachgemäßer Entsorgung austreten, würden sie sowohl dem Klima als auch der Gesundheit von Menschen massiv schaden", erklärt Fischer. Besonders problematisch sei daher der illegale Export von Elektroschrott in zum Beispiel afrikanische Länder: Hier würden häufig die Kunststoffe der Geräte und Kabel abgebrannt, nur um an wenige Gramm Kupfer heranzukommen. Das führe zu gefährlichen Dünsten und CO2-Emissionen, wie der Experte für Kreislaufwirtschaft watson erklärt.
Das Einsammeln und sogenannte "E-Recycling" von Elektroschrott hat damit also direkte Auswirkungen auf unsere Umwelt. Trotzdem werden in Deutschland laut Umweltbundesamt (UBA) momentan nur 44,3 Prozent aller Elektroaltgeräte offiziell zum Recycling zurückgegeben, 2019 entsprach das einer Menge von lediglich 947.067 Tonnen.
Die Gründe für die niedrige Rücklaufquote sieht UBA-Präsident Dirk Messner vor allem bei der fehlenden Verantwortung bei den Verkäufern von Elektrogeräten, die bislang nicht konsequent dazu verpflichtet waren, den Elektroschrott zurückzunehmen und zu recyceln. Ein weiterer Grund sei aber eine Wissenslücke zum Recycling bei den Verbrauchern, wie er der dpa im Oktober mitteilte. "Immer noch werden zu viele Altgeräte nicht korrekt entsorgt: Kleine Altgeräte wie elektrische Zahnbürsten oder Wecker landen noch häufig im Restmüll oder werden bei den Verpackungsabfällen weggeworfen", sagte Messner.
Um die Käufer beim Recycling zu entlasten, plant das Umweltbundesamt deshalb mit dem Elektro- und Elektronikgerätegesetz (ElektroG) ab Juli 2022, die Rückgabe von Elektroaltgeräten für Verbraucher auch beim Lebensmitteldiscounter zu ermöglichen. Doch bis das neue Verfahren greift, wird noch viel Elektroschrott fälschlicherweise seinen Weg in den Restmüll finden.
watson hat deshalb Antworten auf die wichtigsten Fragen rund ums korrekte E-Recycling zusammengestellt.
Wie die Verbraucherzentrale auf ihrer Website aufführt, gehören dazu "alle Geräte, die Strom für ihre Funktion benötigen – ob aus der Steckdose, dem Telefonkabel oder einer Batterie". Neu dabei sind zum Beispiel Pedelecs bis maximal 25 Stundenkilometer, Photovoltaikmodule, Nachtspeicheröfen und Leuchten. Auch Produkte, die fest verbaute elektrische oder elektronische Bestandteile enthalten, werden hier dazu gezählt – wie beispielsweise Schuhe mit beleuchteter Sohle, Rucksäcke mit vernähter Beleuchtung, Badezimmerschränke mit eingebautem beleuchteten Spiegel, ein elektrisch verstellbarer Fernsehsessel oder ein Tresor mit elektrischem Schloss.
Kein Elektroschrott sind nach Angaben der Verbraucherzentrale dagegen:
Viele Elektroaltgeräte wie Bügeleisen, Fitnessuhren, Digitalwecker und Kaffeemaschinen sind klein genug, so dass sie oft von Verbrauchern unauffällig in die Restmülltonne geworfen werden – was jedoch illegal ist. So landen nach Hochrechnungen von Hausmüllanalysen des Naturschutzbunds über 140.000 Tonnen kleine Geräte fälschlicherweise im Restmüll und danach in der Verbrennung. Das ist doppelt ärgerlich: Denn in kleinen Elektrogeräten stecken bezogen auf ihr Gesamtgewicht wesentlich mehr Rohstoffe als in Großgeräten wie Waschmaschinen. Sie sollten daher vermehrt eingesammelt und verwertet werden.
Auch Smartphones oder andere smarte Elektrogeräte dürfen nach offizieller Regelung nicht im Hausmüll entsorgt werden, das zeigt meistens das Symbol der durchgestrichenen Mülltonne auf den Geräten an. Stattdessen sollten die Geräte bei kommunalen Wertstoffhöfen, in großen Handelsgeschäften oder bei großen Onlinehändlern abgegeben werden.
Während lokale Händler Elektrogeräte inzwischen häufiger zurücknehmen, weigern sich vor allem Onlinehändler, sich um den Elektroschrott zu kümmern. Da zunehmend mehr Geräte online gekauft werden, fordert die Deutsche Umwelthilfe in solchen Fällen die Einrichtung von Rücknahmestellen durch die Betriebe. Noch gibt es allerdings keine rechtliche Verpflichtung dazu. Es bleibt Käufern deshalb nur die Möglichkeit, ihr zuständiges Ordnungsamt oder direkt die Verbraucherzentrale zu kontaktieren.
Für Smartphones und Handys existieren neben dem gebräuchlichen Recycling auf Wertstoffhöfen auch Sammelinitiativen wie „Handys für die Umwelt“ der Deutschen Umwelthilfe. Die über die Initiative gesammelten Handys werden einzeln geprüft, ob sie sich noch reparieren und für eine weitere Nutzung aufbereiten lassen, persönliche Daten werden dabei professionell gelöscht. Sind die Geräte nicht für eine Wiederverwendung geeignet, werden nach Angaben der Deutschen Umwelthilfe enthaltene Rohstoffe durch einen zertifizierten Recycler zurückgewonnen. Mit den Erlösen der Handysammlung werden dann deutschlandweite Umweltschutzprojekte unterstützt.
Last but not least können defekte Alltagsgegenstände wie elektrische und mechanische Haushaltsgeräte oder Unterhaltungselektronik auf Veranstaltungen von Reparatur-Initiativen wie Repaircafés gemeinschaftlich repariert werden. Hier soll in "gemeinschaftlich organisierter Hilfe zur Selbsthilfe" die Nutzungsdauer von Elektrogeräten verlängert oder dem Elektroschrott wieder neues Leben eingehaucht werden.