Aktuelle Themen
Vor allem im Feierabend-Gedränge in der U-Bahn, beim geschäftigen Shopping in der Fußgängerzone, aber auch auf dem Heimweg von der Bar am Freitagabend treibt viele die Angst vor Taschendiebstahl um. Mit einem regelmäßigen Griff in die Jacke wird kontrolliert, ob das Smartphone noch an Ort und Stelle sitzt, einige tragen die Handtasche extra direkt vor dem Körper.
Insgesamt wurden der Bundespolizei im Jahr 2021 mehr als 70.000 entsprechende Delikte gemeldet, mittlerweile dürfte die Zahl der Taschendiebstähle aufgrund der beendeten Corona-Restriktionen wieder höher liegen. Eine neue Entwicklung in Großbritannien zeigt nun aber, dass es ganz andere Ziele sind, die Taschendieb:innen im 21. Jahrhundert im Visier haben.
In mehreren britischen Städten wurden in den vergangenen Monaten Überfälle gemeldet, bei denen Passant:innen spezielle Winterparkas trugen. Konkret geht es dabei um Jacken der Marke "Canada Goose", die in Deutschland ab einem Preis von knapp 1000 Euro erhältlich sind.
Erst am Sonntag sollen zwei Männer am Bahnhof im südenglischen Kent versucht haben, einem Mann am helllichten Tag eine entsprechende Jacke unter Gewalt abzunehmen. Ein auf X veröffentlichtes Video soll demnach zeigen, wie diese das Opfer festhielten und auf ihn einschlugen.
Der Mann konnte sich befreien und wegrennen, ohne dass die Diebe seine Jacke stehlen konnten. Eine zuständige Polizeibehörde bestätigte einen Überfall an dem entsprechenden Bahnhof und zwei damit verbundene Festnahmen. Zwei 16-Jährige seien demnach gegen eine Kaution wieder freigelassen worden.
Insgesamt warnen britische Verkehrsbehörden vor einem starken Anstieg von Diebstählen in öffentlichen Verkehrsmitteln. Die Zahl der gemeldeten Fälle sei laut Berichten der "Daily Mail" innerhalb eines Jahres um 83 Prozent gestiegen.
Besonders beliebt scheinen dabei aktuell Kleidungsstücke bekannter Marken zu sein. Neben Artikeln von "The North Face" sind auch Überfälle wegen Jacken von "Canada Goose" längst keine Seltenheit mehr.
Erst im Dezember veröffentlichte ein Mann auf Tiktok ein Video aus der Notaufnahme, das einen großen Schnitt in seinem Gesicht zeigt. "Sterbt nicht wegen Canada Goose", schreibt der Brite dazu auf Tiktok. "Meine hat mich mein Gesicht gekostet".
Kriminologe David Wilson warnt in der "Daily Mail" alle Besitzer:innen ähnlicher Kleidungsstücke. "Es könnte der Beginn einer neuen Überfallserie auf Luxusgüter sein", erklärt der Experte. Demnach seien auch AirPods und Smartphones weiter ein beliebtes Diebesgut. Mit Preisen zwischen 500 und 2000 Euro bewegen sich die Marken-Jacken in einem ähnlichen Segment wie die technischen Artikel.
Grund sind für die Täter:innen meist der Weiterverkauf der Waren im Internet. Expert:innen appellieren in diesem Zusammenhang auch eindringlich an Verbraucher:innen, keine gefälschte Ware zu kaufen.
Insgesamt polarisierte die Marke "Canada Goose" in der Vergangenheit nicht nur wegen ihrer umstrittenen Nutzung von Gänsefedern. 2022 verbot eine britische Schule das Tragen von Jacken der Marke vollständig, weil dies einkommensschwächere Familien diskriminieren würde.
Die ursprünglich für Arbeiterkleidung gegründete Marke erlebt seit dem Beginn der 2000er Jahre einen großen Hype, der wie auch bei "The North Face" vor allem durch die britische Hiphop-Kultur befeuert wird. Auch in München wurde vor gut einem Jahr ein 17-Jähriger mit einem Elektroschocker erpresst, seine Markenjacke abzugeben.
