In den Archiven von Polizei und Rechtsmedizin schlummern die Akten von tausenden ungelösten Fällen, sogenannten "Cold Cases". Diese Daten werden üblicherweise noch lange aufgehoben und das aus guten Gründen.
Denn mit der Zeit entwickeln sich die technologischen Mittel der Ermittler:innen so deutlich weiter, dass solche Fälle auch nach Jahrzehnten noch gelöst werden können. Inzwischen können zum Beispiel Fingerabdrücke und am Tatort gefundene DNA-Spuren besser ausgewertet werden.
Vereinzelt kommt es somit vor, dass die Opfer und ihre Angehörigen Klarheit und Gerechtigkeit erfahren, auch wenn das Verbrechen schon lange her ist.
Ein solcher Fall ist der von Heike Kötting aus Dortmund, dem sich die ZDF-Show "Aktenzeichen XY" am Mittwoch widmet. Denn der mutmaßliche Mörder ist jetzt, 33 Jahre nach der Tat, geschnappt worden.
Der Fall der ermordeten Dekorateurin, die zum Zeitpunkt ihres Todes 27 Jahre alt war, ist der erste große Erfolg der neu gegründeten Ermittlungskommission "Cold Cases" der Polizei Dortmund, die erst vergangene Woche vorgestellt worden ist.
Die Ermittler:innen haben sich 42 alte Akten ausgesucht, die sie mit neuen Technologien neu aufrollen wollen. Denn im Gegensatz zu anderen Straftaten verjährt Mord nicht und kann von den Behörden auch noch nach Jahrzehnten geahndet werden.
Am 26. Februar 1991 war die junge Frau in ihrem Bungalow in Dortmund-Scharnhorst getötet worden. Ihre Eltern fanden die Leiche von Heike Kötting in ihrem Nähzimmer. Laut der Polizei soll sie Einbrecher auf frischer Tat ertappt haben – und von diesen anschließend brutal getötet worden sein.
"Sie kamen durch einen Lichtschacht ins Haus, der nicht vielen bekannt war. Wir gehen davon aus, dass Heike Kötting die Täter überraschte. Möglicherweise wurde sie getötet, weil sie die Einbrecher erkannt hatte", sagte Chefermittler Gregor Schmidt bei der Pressekonferenz zur Vorstellung der "Cold Case"-Truppe.
Aufgrund der Spurenlage und der Verletzungen vermuten die Ermittler:innen, dass es einen weiteren Täter geben könnte. "Wir gehen davon aus, dass sie die Täter kannte", erklärte Schmidt zudem. Möglicherweise habe ihnen jemand einen Tipp gegeben, dass die Dortmunderin Bargeld zu Hause hatte. "Dieser Mann könnte sich heute melden, ohne dass er Angst vor einer Strafe haben müsste", sagte Schmidt.
In der ZDF-Show am Mittwoch wird Chefermittler Gregor Schmidt von der Festnahme berichten und die Bevölkerung um Hilfe bitten. "Noch sind nicht alle Fragen geklärt. Deshalb hoffen wir noch auf weitere Hinweise", sagte Staatsanwältin Gülkiz Yazir.
Die Beamt:innen gehen fest davon aus, dass es noch unbekannte Mittäter gibt. Diese waren nach der Tat mit dem roten Ford Fiesta von Heike Kötting geflüchtet. Das Auto ist drei Tage nach der Tat an einer Autobahnraststätte in Frankreich entdeckt worden.
Der Dortmunder, der nun in Zusammenhang mit der Tat festgenommen wurde, war zur Tatzeit 27 Jahre alt, heute ist er 60. Er soll sich bisher nicht zu den Vorwürfen geäußert haben. Laut einem Bericht von "Bild" ist er durch eine DNA-Spur überführt worden, die mit neuen Ermittlungsmethoden erfasst werden konnte.