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Fall Maddie McCann: Julia F. erklärt sich nach Lüge

ARCHIV - 14.05.2007, Spanien, Madrid: Madeleine McCann (Maddie) h
Am 3. Mai 2007, kurz vor ihrem vierten Geburtstag, war Madeleine McCann während eines Familienurlaubs verschwunden. Bild: Real Madrid TV/efe/epa / Real Madrid TV
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Fall Maddie McCann: Julia F. erklärt sich nach Lüge

31.01.2024, 17:34
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Der Vermisstenfall Maddie McCann ist wohl einer der bekanntesten der heutigen Zeit. Die Geschichte um das seit 2007 verschwundene Mädchen zieht regelmäßig die Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit auf sich: Eine unerwartete Meldung sorgte etwa im vergangenen Jahr für Aufruhr. Denn nach mehr als einem Jahrzent ohne richtige Spur behauptete die 22-jährige Polin Julia F., die in einigen Berichten auch als Julia W. angeführt wird, die verschwundene Maddie zu sein.

Im Zuge dessen postete die Frau im Februar 2023 auf ihrem Instagram-Account Bilder von sich selbst als Kind und betonte angebliche Ähnlichkeiten mit der vermissten Maddie. Demnach stimmten Muttermale und Augen überein.

ARCHIV - 06.06.2007, Berlin: Kate und Gerry McCann zeigen w
Seit 17 Jahren ist Maddie McCann verschwunden. Bild: dpa / Soeren Stache

Die vermeintliche Verbindung wurde schließlich durch einen DNA-Test widerlegt. Und nicht nur das: Die Story passte schon deshalb nicht, weil die Polin zwei Jahre älter ist, als die echte Maddie heute sein dürfte. Viele Menschen dachten anschließend, sie sei nur auf Ruhm und Aufmerksamkeit aus. Mittlerweile bereut Julia F., die Beiträge verfasst zu haben. Denn die Auswirkungen seien extrem gewesen. Sie erklärt, warum sie die Behauptungen aufgestellt habe.

Fall Maddie McCann: Julia F. klärt über Lüge auf

Sie gesteht, dass ihre unüberlegten Handlungen aus einer tiefen persönlichen Verwundung heraus resultierten und nicht aus böser Absicht. "Ich wollte nie jemandem wehtun – auch nicht den McCanns", sagt die Frau laut RTL in einem Podcast der BBC. Dort erzählt Julia F., dass sie selbst Missbrauch in ihrer Kindheit erlebt habe. Erst im Alter von 20 Jahren sei ihr bewusst geworden, dass ihre Kindheitserinnerungen erhebliche Lücken aufwiesen.

Die fehlende Präsenz ihrer Familie in diesen Erinnerungen habe sie misstrauisch gemacht. Eine Skizze des Verdächtigen im Fall Maddie ließ Julia glauben, ihren Vergewaltiger zu erkennen. "Ich weiß, wie mein Vergewaltiger aussieht. Und ich weiß, dass er den Verdächtigen von der Madeleine-McCann-Seite sehr, sehr ähnlich ist", sagt sie. Diese traumatischen Erfahrungen führten demnach zu einer verzweifelten Suche nach Identität, die jedoch in einer verhängnisvollen Unwahrheit endete.

Die Reaktionen auf die Behauptungen von Julia F. waren heftig. In dem Gespräch mit der BBC verriet sie dem Bericht zufolge, dass sie zwar erwartet hatte, Zweifel und Ablehnung zu erfahren. Doch das Ausmaß des Hasses und sogar Morddrohungen zu erhalten, schockierten sie. Auf Social Media überschwemmten zahlreiche Menschen die Frau mit Vorwürfen, sie sei lediglich auf Ruhm und Aufmerksamkeit aus. Die Anschuldigungen gingen so weit, dass jemand drohte, ein Kopfgeld auf sie ausgesetzt zu haben.

Julia F. räumt in dem Podcast ein, ihre Behauptungen zu bedauern. In einem bemerkenswerten Schritt zeigt sie Reue und betont, dass keine böse Absicht hinter ihren Lügen gestanden habe. Sie erklärt: "Ich wollte nie jemandem wehtun. (...) Ich möchte wirklich wissen, wer ich bin."

Zudem entschuldigt sie sich bei den Eltern der echten Maddie, Kate und Gerry McCann. Laut BBC sind die Eltern bereit, diese Entschuldigung anzunehmen. Für sie waren die Behauptungen des Mädchens wohl nur schwer zu ertragen. Wieder einmal wurde ihre Hoffnung, ihre Tochter vielleicht doch noch in die Arme schließen zu können, zunichtegemacht.

Der Fall Maddie McCann: Verschwunden aus dem Urlaub

Am 3. Mai 2007, kurz vor ihrem vierten Geburtstag, war Madeleine McCann während eines Familienurlaubs im portugiesischen Praia da Luz verschwunden, während die Eltern in einem Restaurant im Resort zu Abend gegessen hatten. Sofort schlugen die Eltern Alarm.

Lagos, 05/06/2014 - 4th day of searches for Madeleine McCann in Praia da Luz agents on the ground; (Virgilio Rodrigues / Algarvephotopress / Global Images) Search for Maddie McCann PUBLICATIONxINxGERx ...
Immer wieder wurde nach Maddie McCann gesucht, auch Jahre später gab es groß angelegte Suchaktionen. Bild: imago images / GlobalImagens

Die Ermittlungen erstreckten sich über Portugal, Großbritannien und führten sogar nach Deutschland. Im Juni 2020 ermittelte die Staatsanwaltschaft Braunschweig gegen einen 43-jährigen Deutschen. Er soll sich zur Zeit des Verschwindens in derselben Region wie das Mädchen aufgehalten haben. Im April 2022 wurde Christian B. von der portugiesischen Polizei offiziell als Verdächtiger beschuldigt. Er gilt zwar als Hauptverdächtiger, doch verurteilt ist er nicht. Von Maddie McCann fehlt noch immer jede Spur.

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