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Oscar Pistorius war für viele Menschen ein Idol. Schließlich war der Paralympics-Sportler von Geburt an beeinträchtigt. Ihm fehlten aufgrund einer Fehlbildung die Wadenbeine und die äußere Seite der Füße. Die Beine unterhalb beider Knie wurden amputiert. Doch er kämpfte sich mit eigens angefertigten Prothesen in den Spitzensport, stellte sogar einen neuen paralympischen Rekord auf. Er ist deshalb als "Fastest man on no legs" (auf Deutsch: Schnellster Mann ohne Beine) bekannt, gewann bei den Paralympischen Spielen 2012 sechs Goldmedaillen. Doch dann kam 2013 der Absturz.
Der Paralympics-Star tötete seine Freundin Reeva Steenkamp. Er hatte sie in der Nacht zum Valentinstag mit vier Schüssen durch die Toilettentür in seinem stark gesicherten Haus in Pretoria in Südafrika getötet. Dafür wurde der Sportler 2014 zunächst zu fünf, später wegen Totschlags zu 13 Jahren und 5 Monaten Haft verurteilt. Am 5. Januar konnte er die Haftanstalt auf Bewährung verlassen. Doch die Auflagen sind streng.
Das Tötungsdelikt hatte weltweit für Aufsehen gesorgt. Schließlich hatte das Paar in der südafrikanischen Gesellschaft ein hohes Ansehen genossen. Er, der "Blade Runner" und Paralympics-Held. Sie, das Model mit abgeschlossenem Jura-Studium. Die brutale Tat passte nicht in dieses Bild und schockierte seine Fans.
Während Pistorius in dem jahrelang andauernden Prozess beteuert hatte, hinter der Tür einen Einbrecher vermutet zu haben, sprach die Beweislage gegen ihn. Er landete hinter Gittern. Zwar wurde ihm im November die Bewährung bewilligt und er ist nun aus dem Gefängnis entlassen worden, bereits elf Jahre nach der Tat. Doch wirkliche Freiheit wird er durch die Bewährungsauflagen innerhalb der fünf Jahre nicht genießen können.
Zunächst wird der ehemalige Paralympics-Sportler im Haus seines Onkels Arnold leben. Pistorius sei "jetzt zu Hause", hieß es am Freitag. Ohne Erlaubnis der Behörden darf er dieses allerdings nicht verlassen. Alkohol und andere verbotene Substanzen darf er währenddessen nicht anrühren. Seit der Bewilligung der Bewährung im November musste er im Gefängnis bereits ein Reintegrationsprogramm durchlaufen.
Bis zum Ende seiner Bewährungszeit am 5. Dezember 2029 wird ihm ein Bewährungshelfer zur Seite gestellt. Bei ihm muss sich der Ex-Sportler regelmäßig melden. Alle wichtigen Entscheidungen müssen abgesprochen werden. Etwa, wenn er einen neuen Job antreten oder innerhalb von Pretoria umziehen möchte. Medieninterviews sind für den heute 37-Jährigen tabu.
Außerdem soll Pistorius eine Therapie zur Aggressionsbewältigung sowie gemeinnützige Arbeit im Bereich geschlechtsspezifischer Gewalt leisten. Bricht er die Auflagen, muss er zurück in eine Haftanstalt.
Eine Sonderbehandlung soll es der Strafverfolgungsbehörde für den ehemaligen Paralympics-Star nicht geben. Er werde behandelt wie jede andere auf Bewährung entlassene Person. "Häftlinge und auf Bewährung Entlassene werden niemals zur Schau gestellt", hieß es in einer Erklärung in Hinblick auf all jene, die sich am Entlassungstag einen Blick auf den ehemaligen Profisportler erhofften. Zwar sollten Medienvertreter:innen nicht an ihrer Arbeit vor dem Gefängnis gehindert werden. "Aber es wird ihnen nicht möglich sein, Bilder oder Videos von Pistorius zu bekommen", hieß es.
Um seine Sicherheit zu gewährleisten, wurde der genaue Zeitpunkt der Entlassung am Freitag nicht bekannt gegeben. Auch wurde nicht verraten, wie der Transport aus der Haftanstalt vonstattengehen sollte. Zu der Entlassung auf dem Gefängnis sagte Steenkamps Mutter June: "Wir, die zurückbleiben, sind diejenigen, die eine lebenslängliche Strafe verbüßen."
(Mit Material der AFP)
