
Bild: dpa / Martin Meissner
Sport
Noch nie hat es eine Mannschaft bei einer Fußball-EM geschafft, nach zwei Niederlagen zum Auftakt noch in die K.o.-Runde einzuziehen. Den Dänen ist das am Montagabend gelungen. Die Unterstützung der Fans, der Jubel des Teams – das war gigantisch.
Um 0.28 Uhr verließen die beiden Mannschaftsbusse
der Dänen das Stadion von Kopenhagen. Die "magische Nacht", die ihr
Trainer Kasper Hjulmand vorher angekündigt und dann auch genau so
bekommen hat, war damit aber noch lange nicht vorbei. Denn seine
Spieler sangen und tanzten in den Bussen einfach weiter. Und draußen
auf den Straßen der dänischen Hauptstadt machten tausende Fans genau
das gleiche. Es sah so aus, als könne ein ganzes Land auch fast zwei
Stunden nach dem 4:1 (1:0)-Sieg seiner Nationalmannschaft gegen
Russland einfach nicht aufhören zu feiern. Der Co-Gastgeber Dänemark
hat nach zwei Niederlagen zum Auftakt tatsächlich noch das
Achtelfinale dieser Fußball-Europameisterschaft erreicht und spielt
dort jetzt am kommenden Samstag in Amsterdam gegen Wales.
"Ich hätte mir nie erträumen können, ein Teil von etwas so Großem zu
sein", sagte der 20 Jahre alte Mikkel Damsgaard, der am Montagabend
einer von vier dänischen Torschützen (38. Minute) neben Yussuf
Poulsen (59.), Andreas Christensen (80.) und Joakim Maehle (82.) war.
"Das letzte Spiel gegen Belgien war schon das Größte, was ich je
erlebt hatte. Aber das hier schlägt diese Erfahrung noch einmal."

Glücklicher Mann: Mikkel Damsgaard jubelt über Dänemarks erstes Tor im Spiel gegen Russland.Bild: ap / Jonathan Nackstrand
"Volksfest im Parken"
Das Parken Stadion in Kopenhagen ist schon jetzt so etwas wie der Ort
dieser EM. Denn in nur zehn Tagen erlebten Spieler und Zuschauer dort
nacheinander: den Herzstillstand und die Wiederbelebung des dänischen
Spielmachers Christian Eriksen beim 0:1 gegen Finnland. Die
hochemotionale Rückkehr der Mannschaft beim 1:2 gegen Belgien, als
mittlerweile klar war, dass es dem 29-jährigen Star von Inter Mailand
wieder besser geht. Und jetzt am Montagabend das Russland-Spiel,
dieses "Volksfest im Parken", wie das dänische Fernsehen es nannte.
25.000 Zuschauer feierten ihr Team auf ohrenbetäubende Weise. Vier
Ehrenrunden drehten die Spieler, Betreuer und Trainer insgesamt. Ganz
am Ende riefen die Fans den Chefcoach Kasper Hjulmand noch einmal
ganz allein vor die Südtribüne, weil er es war, der diese Mannschaft
durch die schwere vergangene Woche und sie nach dem Ausfall ihres
besten Spielers auch noch erfolgreich umgestellt hatte.
"Die Dänen haben uns Flügel verliehen. Sie haben uns so viel Liebe gegeben"
Kasper Hjulmand, Cheftrainer
Und als alle gegangen waren – die meisten Spieler in die Kabine, der
Trainer in die Pressekonferenz und die Fans in die Kopenhagener Nacht – da wanderte noch einmal der Stürmer Martin Braithwaite vom FC
Barcelona mit dreien seiner Kinder über den Rasen des inzwischen leeren
Stadions, so als wolle er ihnen zeigen: Schaut euch diesen Ort noch
einmal an. Hier wurde EM-Geschichte geschrieben.
Hjulmand selbst hat an diesem Abend nicht übertrieben, als er sagte:
"Die Dänen haben uns Flügel verliehen. Sie haben uns so viel Liebe
gegeben. Ohne sie wäre das alles nicht möglich gewesen."
Hjuldmand: Idole für Dänemarks Kinder
Die Bilder von Eriksens Zusammenbruch. Der Zusammenhalt seiner
Mitspieler in diesem dramatischen Moment. Die Anteilnahme von
Millionen Fans. Und die Erleichterung darüber, dass der 29-Jährige
mittlerweile sogar das Krankenhaus verließ: All das hat eine Energie
erzeugt, über die Hjulmand am Montagabend sagte: "Der Mut, der
Zusammenhalt, die Freundschaft dieser Spieler: Davor ziehe ich meinen
Hut. Diese Fußballer haben sich in die Herzen der Dänen gespielt. Sie
haben den Mädchen und Jungen zu Hause einige Idole gegeben."
"Christian schrieb uns sofort nach dem Spiel in unsere WhatsApp-Gruppe. Es war toll, von ihm zu hören"
Jens Stryger Larsen, Verteidiger
Es hatte schon gegen Belgien und jetzt erst recht gegen Russland den
Eindruck, als feuerten dort nicht bloß 25.000 Zuschauer elf Fußballer
auf dem Rasen an. Sondern als stünde in diesen Tagen ein ganzes Land
zusammen. Noch bis weit in die Nacht feierten Tausende in Kopenhagen
diesen Erfolg mit Autokorsos und mehreren Freiluft-Partys auf
zentralen Plätzen der Stadt. Hinzu kommt: Die dänische Fußball-Hymne
"Vi er røde, Vi er hvide" (Wir sind Rote, wir sind Weiße) ist ohnehin
eines der stimmungsvollsten Stadionlieder, das je komponiert wurde.
Es war in der Hauptstadt schon am Tag des Spiels aus fast jeder Bar
und fast jedem offenen Autofenster zu hören.
"Wir alle haben in den letzten zehn Tagen eine turbulente, emotionale
Achterbahnfahrt erlebt", sagte der Torwart Kasper Schmeichel. "Aber
das zeigt, was der Fußball leisten kann. Was der Fußball mit einer
ganzen Nation machen kann." Christian Eriksen bekam das zu Hause in
Odense ebenfalls mit. "Christian schrieb uns sofort nach dem Spiel in
unsere WhatsApp-Gruppe. Es war toll, von ihm zu hören", verriet der
Verteidiger Jens Stryger Larsen.
(andi/dpa)
In der Nacht von Sonntag auf Montag hat die NFL-Saison ihren spektakulären Höhepunkt erlebt. In New Orleans stieg der Super Bowl LIX. Bei der 59. Ausgabe des Footballfinals wollten die Kansas City Chiefs nach ihren beiden Titelgewinnen 2023 und 2024 den historischen Three-Peat greifen, die Philadelphia Eagles aber machten ihnen einen Strich durch die Rechnung.