Robert Lewandowski wechselte im Sommer für 45 Millionen Euro aus München nach Barcelona.Bild: www.imago-images.de / imago images
Analyse
So hatte sich Robert Lewandowski das Wiedersehen mit seinen alten Münchner Teamkameraden sicherlich nicht vorgestellt. Nach dem 0:2 im Hinspiel, verlor er mit Barcelona das Rückspiel 0:3. Lewandowski selbst haderte mit einer Schiedsrichter-Entscheidung, hätte kurz vor der Pause einen Elfmeter bekommen können. Der Pole musste stattdessen das erste Aus in der Champions-League-Gruppenphase seit elf Jahren hinnehmen. Zuletzt verpasste er das Achtelfinale, als er noch bei Borussia Dortmund unter Vertrag stand.
Dabei stand schon vor Anpfiff der Partie am Mittwochabend fest, dass die Spanier gar keine Chance mehr auf das Achtelfinale der Königsklasse hatten. Inter Mailand hatte gegen Viktoria Pilsen (4:0) den entscheidenden Sieg eingefahren.
Starke persönliche Lewandowski-Bilanz in Barcelona
Lewandowski blieb in großen Teilen der Partie blass. Das lag unter anderem aber auch an der starken Verteidigung der Bayern rund um Abwehr-Neuzugang Matthijs de Ligt, der sogar zum Spieler des Spiels ausgezeichnet wurde.
Der Niederländer war dennoch voll des Lobes für Lewandowski, sagte am Dazn-Mikrofon: "Es war gegen ihn für mich sehr schwer. Lewandowski ist einer der stärksten Stürmer der Welt. Du musst immer konzentriert bleiben. Er ist ein sehr intelligenter Spieler. Heute haben wir das zusammen als Mannschaft sehr gut gemacht."
Sehr gut macht es Lewandowski eigentlich auch auf persönlicher Ebene seit seinem Wechsel im Sommer vom FC Bayern zum FC Barcelona. In insgesamt 16 Pflichtspiel-Einsätzen traf der 34-Jährige 17 Mal, bejubelt durchschnittlich alle 77 Minuten einen Treffer.
Allerdings kann Robert Lewandowski trotz der persönlichen Erfolge noch nicht mit der Bilanz seines Teams zufrieden sein. Vor knapp zwei Wochen verloren die Katalanen den Clásico gegen Real Madrid (1:3), sind in der Liga drei Punkte hinter den Königlichen. Dazu kommt nun das Aus in der Champions League und der lediglich kleine Trost, im neuen Jahr in der Europa League spielen zu können.
Nach seinem Wechsel im Sommer vom FC Bayern nach Barcelona hatte sich der polnische Nationalspieler noch viel vorgenommen. Im Interview mit "Sport1" hatte der 34-Jährige gesagt: "Ich habe mit Bayern alles gewonnen, jetzt will ich auch mit Barça alles gewinnen." Das ist aktuell nicht mehr möglich. Hat sich Lewandowski mit seinem Wechsel verpokert? Denn auch zum Weltfußballer wird er wohl im nächsten Jahr nicht ausgezeichnet werden, wenn er mit seinem Klub nur in der Europa League spielt.
"Er ist ein Lehrmeister für die nächste Generation."
Edu Polo, spanischer Journalist für "Mundo Deportivo" über Robert Lewandowski
In Barcelona ist die Meinung klar: Lewandowski hat sich nicht verpokert. Vielmehr sei er dafür da, die Jungstars wie Ansu Fati, Gavi und Pedri zu führen und mit seiner Erfahrung zu Top-Spielern zu formen – dadurch könnte Barcelona in Zukunft wieder ein dominierender Klub in Spanien und Europa werden. Gegenüber "Sport1" erklärt der Journalist Edu Polo von "Mundo Deportivo" vor dem Bayern-Spiel: "Was mich persönlich überrascht hat, ist die Art und Weise, wie er mit den jungen Spielern umgeht, wie viel er mit ihnen spricht. Er ist ein Lehrmeister für die nächste Generation."
Auch bei den Fans ist Lewandowski offensichtlich angekommen und beliebt. Damià Lopez vom Radiosender "RAC1" ordnet ein: "Man kann schon jetzt sagen, dass er ein Idol und Liebling der Fans ist. Man sieht ihm täglich an, dass er sich mit seinem Wechsel hierher einen Traum erfüllt hat." Ob er sich auch den Traum von weiteren Titeln erfüllt, werden die kommenden Monate und Jahre zeigen – bis 2026 soll er laut "Transfermarkt.de" bei den Katalanen unter Vertrag stehen.
Choupo-Moting als Lewandowski-Ersatz in München
Viele Träume hatte sich Lewandowski vorher in seinen acht Jahren in München erfüllt. Weil er die meisten Bayern-Spieler noch aus der gemeinsamen Zeit kennt, ging er nach der 0:3-Pleite noch in die Münchner Kabine. Über diesen Besuch freute sich unter anderem Thomas Müller, der später sagte: "Es ist immer schön, Lewy wiederzusehen, unabhängig vom Sportlichen. Man fühlt natürlich mit, wenn man weiß, was für ein ehrgeiziger Sportler er ist."
Bei seinem Kurzbesuch bei den Münchnern wird Lewandowski auch seinem Nachfolger im Bayern-Sturm begegnet sein. Choupo-Moting, der zwei Jahre im Schatten von Lewandowski stand und ihn nur selten vertreten durfte, blüht gerade in den vergangenen Wochen extrem auf und macht den Polen vergessen. In den vergangenen sieben Pflichtspiel-Einsätzen traf Choupo-Moting sechsmal und ist damit auch verantwortlich für das Überwinden der Bayern-Krise vom September.
Nach dem 3:0-Erfolg über Barcelona lobte Bayern-Trainer Julian Nagelsmann seinen Stürmer: "Er hat eine außergewöhnlich gute Qualität, hat einen sehr cleveren Abschluss. Es gibt fast keine Tore, bei denen er blind schießt. Es steckt immer eine Idee hinter seinem Abschluss. Er macht aber auch unabhängig von den Toren einen guten Job. Wir sind froh, dass wir ihn haben."
Durch den aufblühenden Choupo-Moting ist daher wohl auch der Abgang von Lewandowski den Münchnern verkraftbar, der in den nächsten vier Jahren in Barcelona erneut sein Glück finden will.
Nachdem der VfB Stuttgart im Sommer die Saison 2023/24 völlig überraschend auf dem zweiten Platz in der Bundesliga abgeschlossen hatte, war den Verantwortlichen sowie allen Fans und Beobachter:innen klar: Viele der Spieler werden den Verein verlassen.