Regenbogenfarben beim Event des Jahres und mehr Frauenkämpfe – zuletzt zeigte die World Wrestling Entertainment (WWE), wie fortschrittlich sie sein kann. Beim "WWE Greatest Royal Rumble" in Saudi-Arabien warf sie aber alle Werte über den Haufen und bot statt einer spektakulären, eine traurige Show.
Eigentlich sollte im saudi-arabischen Dschidda alles gigantisch werden: 60.000 Zuschauer, ein Käfig-Kampf oder der Undertaker. Die WWE hatte alle ihre Unterhaltungsklassiker im Gepäck und wollte den neuen Partner Saudi-Arabien begeistern.
Die WWE hatte einen zehn Jahre laufenden Vertrag über eine "strategische Multi-Plattform-Partnerschaft" unterschrieben, – und macht somit Werbung für das autoritäre Land. Damit dürfte das Unternehmen ziemlich viel Geld verdienen. ("Sport1"/"Forbes")
Die WWE gehört zu einem neuen Programm des islamisch-autoritären Landes: Der saudi-arabischen Kronprinz Mohammed bin Salman versucht das Land mit dem Reformprogramm "Saudi Vision 2030" weniger abhängig von Öleinnahmen zu machen und neue Wirtschaftszweige aufzubauen, wie zum Beispiel die Unterhaltungsindustrie. Dafür ist das Land für Veränderungen bereit: Der Prinz erkannte zuletzt das Existenzrecht Israels an. Und im Januar durften Frauen erstmals in der Geschichte des Landes ein Fußballspiel besuchen – wenn auch nicht alleine. ("Zeit"/"Spiegel")
Die WWE entschloss sich in Saudi-Arabien zu einigen Änderungen, die mit westlichen Werten wenig zutun haben:
Die saudische Regierung nahm die kurze Szene zum Anlass, um sich bei seinem Volk für die "unanständigen Szenen" zu entschuldigen. ("BBC")
Jinder Mahal machte sich etwa extrem lächerlich, als er offenbar von Jeff Hardy getroffen werden sollte, aber falsch stand. Hardy flog vorbei, aber Jinder tat trotzdem so, als ob er schmerzhaft getroffen wurde. Schauspielerisch eher so RTL-Nachmittagsprogramm.
Beim 50-Mann-Hauptkampf landete Titus O'Neil beim Einlaufen sofort mal unterm Ring, nachdem er gestolpert war. Das war offensichtlich so nicht geplant, die Szene wurde erst in einer Wiederholung gezeigt.
"Jede Kultur ist anders", sagte Triple H, selbst Kämpfer und nebenbei auch im WWE-Vorstand, vor dem Event auf einer Pressekonferenz. "Auch wenn man damit nicht einverstanden ist: Man kann einem anderen Land, einer anderen Religion nicht diktieren, was sie zu tun haben."
Anschließend sagte er auch, dass dies nichts am Anspruch des Unternehmens ändere, "vorn dabei zu sein bei einer weltweiten Evolution der Frauen. Denn man kann nirgendwo Veränderung bewirken, wenn man nicht dort ist."
Triple H fügte hinzu: "Wir hoffen, dass es in den nächsten Jahren möglich sein wird. Es gibt hier große kulturelle Veränderungen. Und wir hoffen, sie mitgestalten zu können."("Sport1"/"The Independet") Das verpasste die WWE in diesem Jahr schon einmal.