Sky Sports stampft Tiktok-Kanal nach nur drei Tagen ein
Wenn ein Fernsehsender ein neues Projekt groß ankündigt, sich damit schmückt und Erwartungen schürt, dann kann man mit vielem rechnen – aber nicht damit, dass das Ganze nach nur drei Tagen abgebrochen wird.
Genau das ist jetzt aber in Großbritannien geschehen. Dort sollte ein neuer Tiktok-Channel speziell für Frauensport an den Start gehen. Gerade in der Männerdomäne Fußball, aber auch vielen anderen Sportarten kämpfen Frauen um Anerkennung und Aufmerksamkeit – der Kanal war eigentlich also eine progressive Idee.
Doch Sky Sports zeigte, wie genau man einen solchen eben nicht bespielen sollte. Es folgte massive Kritik und ein frühes Ende von "Sky Sports Halo".
"Sky Sports Halo": Matcha, Labubus und Hot Girl Walks statt Sport
Am Donnerstag hatte Sky Sports den Kanal als "kleine Schwester" des Hauptkanals vorgestellt. In einem mittlerweile gelöschten Post hieß es laut dem "Independent": "Wir stehen für alle Sportarten und setzen uns für Athletinnen ein. Wir sind hier für die Kultur, die Community und die Verbindung. Wir schauen nicht nur Sport – wir leben ihn."
Doch die Idee, Frauen mit einem eigenen Kanal anzusprechen, ging nach hinten los – und sorgte für einen regelrechten Shitstorm. Der Content wurde als "herablassend" und "unfassbar sexistisch" kritisiert, wie etwa der "Guardian" schreibt.
Statt sich auf Sport zu konzentrieren, setzte der Kanal auf klischeebehaftete Referenzen wie Matcha und Labubus – garniert mit pinken Herzen und leuchtendem Text.
Exemplarisch dafür war ein Video mit Manchester-City-Profis Rayan Cherki und Erling Haaland. Es zeigte das Zusammenspiel der beiden beim jüngsten Tor gegen Bournemouth – versehen mit der Bildunterschrift: "How the matcha + hot girl walk combo hits" ("Wie die Kombination aus Matcha und Hot Girl Walk wirkt"). So richtig klar ist nicht, was damit gemeint war. Die Reaktionen in den Kommentaren jedenfalls waren laut dem "Guardian" vernichtend.
Frauenfußball-Organisationen kritisieren Sky Sports
Ein weiteres Beispiel für die fragwürdige Ausrichtung des Kanals war ein Post, der den neuen Bürgermeister von New York erwähnte und mit der Bildunterschrift "Thinking about Zohran Mamdani rizzing us and Arsenal up" ("Wie ich daran denke, dass Zohran Mamdani uns und Arsenal verführt") versehen war. Auch hier ist der sportliche Bezug nicht ganz klar.
Das Frauenfußball-Magazin "She Kicks" bezeichnete den Post als "strange" und fügte hinzu: "Sky Sports versucht, seine Marke im Frauenfußball auszubauen, aber der neue Halo-Kanal scheint dabei den falschen Weg einzuschlagen."
Auch die Aufmachung des Kanals wurde scharf kritisiert. Die Plattform "Girls on the Ball", die sich dem Frauenfußball widmet, schrieb:
Viele Fans empfanden die Inhalte ebenfalls als herablassend und rückschrittlich. Dem "Guardian" zufolge hieß es in einem Kommentar: "Frauen brauchen keine vereinfachte Version des Sports, wir sind durchaus in der Lage, Sport zu schauen und die regulären Seiten zu verfolgen."
Doch Sky Sports wiederum zeigte sich trotzig: Auf einen Kommentar, in dem es hieß "Ich kann nicht glauben, dass ihr denkt, dass weibliche Sportfans das mögen", antwortete der Halo-Account: "Ich kann nicht glauben, dass du so eine Energie an den Tag legst."
Sky Sports rudert zurück und löscht Tiktok-Kanal
Zunächst reagierte der Sender auch öffentlich mit Unverständnis auf die Kritik. Andy Gill, Leiter der Social-Media-Abteilung von Sky Sports, verteidigte den Kanal: "Ich könnte nicht stolzer und begeisterter über diese Einführung sein. Stolz, weil dies von den Frauen in unserem Team vorangetrieben und von allen im Unternehmen begrüßt und unterstützt wurde."
Nach der massiven Kritik zog Sky Sports dann am Samstag aber doch die Reißleine und stellte den Kanal ein. In einem Statement auf X wurden die guten Absichten betont, doch am Ende hieß es: "Wir stellen alle Aktivitäten auf diesem Konto ein. Wir lernen daraus und sind nach wie vor entschlossen, Räume zu schaffen, in denen sich Fans einbezogen und inspiriert fühlen."
Die Einstellung des Kanals wurde von vielen Fans begrüßt, die das Konzept von Anfang an als misslungen empfanden. Einige zogen Vergleiche zur kurzen Lebensdauer der europäischen Super League oder witzelten, dass Halo nicht einmal das internationale Fußball-Wochenende überstanden habe.
