Sport
Analyse

BVB holt Niko Kovač: Seine Methode wird ein prominentes Opfer fordern

ARCHIV - 17.02.2024, Niedersachsen, Wolfsburg: Fußball: Bundesliga, VfL Wolfsburg - Borussia Dortmund, 22. Spieltag, Volkswagen Arena. Wolfsburgs Trainer Niko Kovac gestikuliert. (zu dpa: «Bericht: BV ...
Niko Kovač wird neuer Trainer von Borussia Dortmund. Bild: dpa / Swen Pförtner
Analyse

Niko Kovač wird neuer BVB-Trainer: Top-Stars müssen um ihre Rolle bangen

30.01.2025, 15:4930.01.2025, 15:49
Mehr «Sport»

Zum Start eine Quiz-Frage für echte Fußball-Kenner. Was haben Alexander Meier, Thomas Müller, Max Kruse und Wissam Ben Yedder gemeinsam?

Richtig: Sie alle waren Führungsspieler, Leistungsträger und Publikumslieblinge in ihren Mannschaften – bis Niko Kovač ihr Trainer wurde. Dann wurden allesamt von ihrem Neu-Trainer zurückgestuft und spielten keine Rolle mehr.

Bei seinen vorherigen Stationen in Frankfurt, München, Monaco und Wolfsburg eckte der Coach mit dieser Methode immer wieder an und hinterließ durchaus auch mal verbrannte Erde.

"Niko hat ja so seine spezielle Art, eine Mannschaft zu rasieren. Ich glaube, er will relativ frühzeitig zeigen, dass er der Platzhirsch ist. Dass er das Nonplusultra ist", sagte beispielsweise Max Kruse in seinem Podcast "Flatterball".

Beim BVB wird Kovac seinem Stil mit Sicherheit treu bleiben. Vom Spielertyp her traf es bisher immer Offensivspieler. Daher stellt sich die Frage: Welcher Top-Star spielt künftig beim BVB keine Rolle mehr?

Kovac hätte beinahe Thomas-Müller-Abgang beim FC Bayern verursacht

Doch zunächst ein Blick zurück. In Wolfsburg verglich Kovac bei seinem Amtsantritt Kruses Fähigkeiten zunächst mit denen von Thomas Müller. Der Spielmacher hatte den VfL mit einer starken Rückrunde (acht Tore, eine Vorlage) vor dem Abstieg bewahrt. Nach einem verpatzten Saisonstart wurde Kruse jedoch nach sechs Spieltagen aussortiert. Er habe der Mannschaft laut Kovac nicht geholfen und durfte nur noch teilweise mit dem Team trainieren.

Vor seiner Zeit in der Autostadt hatte der heute 53-Jährige von Sommer 2018 bis November 2019 Müller beim FC Bayern trainiert. In dieser Zeit äußerte der Kroate vor einem Spiel diesen Satz: "Thomas Müller wird seine Minuten bekommen, wenn Not am Mann sein sollte." Eine Aussage, für die er sich später entschuldigte.

Doch in seinem System hatte er für den damals 29-Jährigen kaum eine Verwendung. Siebenmal in Folge durfte Müller nicht von Beginn an ran und dachte im Winter 2019 sogar an einen Bayern-Abgang. Böses Blut gab es laut Müller jedoch nicht: "Ich habe mit dem Trainer nie ein Problem gehabt, der Trainer darf seine Entscheidung treffen, wie er will."

Bei seiner Auslandsstation in Monaco soll Kovac vor allem aufgrund der Unstimmigkeiten mit den Vereinsbossen und ihrem Eingriff ins Tagesgeschäft gescheitert sein. (Na ein Glück gibt es beim BVB so wenig Bosse, die mitreden wollen.)

Zudem setzte er bei den Franzosen Top-Torjäger und Kapitän Wissam Ben Yedder in der Schlussphase der Saison plötzlich auf die Bank. Ein weiterer Grund für seine Entlassung war laut "L'Equipe" ein "militärischer Umgangston" und "ständiges Geschrei".

Kovac fordert Wille und Herz: Wird DFB-Star geopfert?

Doch die Dortmund-Bosse – oder zumindest Teile von ihnen – sind wohl der Ansicht, dass die Mannschaft genau das jetzt braucht. "Energie, Wille und ein Sinn für die Bedeutung des Teamgedankens haben Nikos Mannschaften immer ausgezeichnet. Das alles möchten auch wir auf dem Rasen und abseits des Rasens spüren und sehen", wird Sportboss Lars Ricken in der Vereinsmitteilung zitiert.

Dass Niko Kovač von seinem bisherigen Stil kein bisschen abrücken wird, machte er unmissverständlich klar. "In erster Linie geht es für uns alle jetzt darum, den absoluten Willen, ein großes Herz und die Bereitschaft für harte Arbeit mitzubringen."

Eigenschaften, die in der bisherigen Saison fast allen BVB-Stars abgehen. Abgesehen von Top-Torjäger Serhou Guirassy erreichte bisher kein Spieler Normalform. Dass Kovac ihn absägt, wäre sportlicher Selbstmord, denn wirklich Torgefahr strahlt nur noch Jamie Gittens aus.

Viel mehr dürft der Blick auf Kapitän Emre Can gehen, der unter Sahin die vergangenen fünf Partien über 90 Minuten spielte, doch davor zwischen Bank und Startelf pendelte.

Auch Cans Stellvertreter Julian Brandt könnte Kovac zum Opfer fallen. Denn gerade die vom Neu-Trainer geforderten Eigenschaften gehen ihm in dieser Saison im zentralen Mittelfeld zu häufig ab. Die Rolle als Führungsspieler kann der 28-Jährige in dieser Saison nie ausfüllen.

Am Sonntag übernimmt der Trainer das Team offiziell. Und in einigen Wochen dürfte sich die eingangs gestellte Quizfrage um einen weiteren Namen erweitern.

"Kein Türke nennt es Druck": TV-Legende Marcel Reif warnt Sané nach Istanbul-Wechsel
Die Erwartungen an Leroy Sané sind bei Galatasaray Istanbul riesig. TV-Legende Marcel Reif nennt ein Beispiel.

Dass frenetische Fans einen Neuzugang am Flughafen begrüßen, ist in der Türkei ein mittlerweile übliches und zeitgleich eindrucksvolles Schauspiel. Als Leroy Sané in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag um 1.30 Uhr die Ankunftshalle am Istanbuler Flughafen betreten hatte, bekam er davon einen ersten Eindruck.

Zur Story