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Joshua Kimmich: Mediziner hält Comeback im Januar für "optimistische Schätzung"

Joshua Kimmich wurde von seinen Bundesliga-Kollegen zum "Absteiger der Hinrunde" gewählt
Joshua Kimmich wird dem FC Bayern für die restliche Hinrunde fehlen, nachdem sich der ungeimpfte Spieler mit dem Coronavirus infiziert hatte. Bild: www.imago-images.de / Frank Hoermann
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Kimmichs Lungenprobleme nach Infektion: Sportmediziner sieht "schwereren Corona-Verlauf" und verdeutlicht Bedeutung einer Impfung

15.12.2021, 14:22
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Am Mittwochabend war Hasan Salihamidžić noch guter Dinge. Vor dem Champions-League-Spiel gegen den FC Barcelona am Mittwochabend erklärte der Sportvorstand des FC Bayern: "Ich kenne unseren Jo, der wird natürlich alles geben, um schnell wieder zurückzukommen." Denn am Mittwochabend konnte sich Joshua Kimmich nach seiner Corona-Infektion freitesten. In einem Halbsatz verwies er noch auf die anstehenden medizinischen Test, die der 26-Jährige am Donnerstag absolvieren musste, doch die Freude, Kimmich wieder auf dem Platz zu sehen, war Salihamidžić anzumerken.

Nun sorgten ausgerechnet diese Tests dafür, dass aus einer schnellen Rückkehr auf den Platz erstmal nichts wird. In einem Statement erklärte der FC Bayern am Donnerstagmittag, dass die Münchner bis zum Ende des Jahres ohne ihren Mittelfeldstar auskommen müssen. Der Grund: Kimmich kann aufgrund von leichten Infiltrationen in der Lunge nicht wieder voll trainieren.

Für Sportmediziner Robert Margerie ist das ein alarmierendes Zeichen. "Das zeigt, dass die Lunge reagiert, möglicherweise mit einer Lungenentzündung und er einen schwereren Corona-Verlauf hat", erklärt der Sportmediziner gegenüber watson. Am Sonntag wurde dann bekannt, dass Kimmich nach der Infektion mit dem Virus seine Meinung geändert hat und sich künftig doch impfen lassen will. Das berichtete das ZDF.

Infiltration der Lunge kann auch bei anderen Erkrankungen auftreten

Bei einer leichten Infiltration der Lunge handelt es sich um Ansammlungen von Flüssigkeiten. Dabei seien die Bronchien oder die Lungenbläschen von dem Virus betroffen. Auf einem Röntgenbild würden leichte Schatten auf der Lunge zu sehen sein. Das sei jedoch kein spezielles Phänomen durch die Corona-Erkrankung, sondern könne auch nach anderen Infektionen und leichten Lungenentzündungen auftreten.

Dennoch macht der Sportmediziner auch deutlich, dass Kimmich Glück im Unglück hatte. "Menschen, die auf der Intensivstation landen und beatmet werden müssen, haben eine starke Infiltration der Lunge. Dort kommt es radiologisch zu einer kompletten Verschattung."

Von einem langfristigen Schaden geht Margerie aber zunächst nicht aus. Denn Kimmich erklärte in der Vereinsmitteilung auch, dass es ihm gut gehe. "Das klingt zunächst gut und lässt hoffen, dass er vollständig genesen wird."

Impfung hätte Lungenerkrankung wohl vermeiden können

Mittlerweile fehlt Joshua Kimmich dem FC Bayern aber seit Anfang November. Nach seinem letzten Pflichtspiel für die Münchner am 6. November musste er sich als ungeimpfte Kontaktperson des positiv getesteten Mannschaftskollegen Niklas Süle in eine zweiwöchige Quarantäne begeben. Nach einem Trainingstag musste Kimmich erneut in Quarantäne, da er im privaten Umfeld mit einer positiv getesteten Person Kontakt hatte.

Kimmich infiziert sich selbst

Am 24. November machte der FC Bayern dann öffentlich, dass sich der Nationalspieler mit dem Virus infiziert hatte. Bereits im Oktober erklärte Kimmich im Interview beim TV-Sender Sky, dass er Bedenken wegen Langzeitfolgen habe und sich deswegen noch nicht habe impfen lassen.

"In diesem Moment hat er sich aktiv gegen die Impfung und für eine Erkrankung ohne Schutz entschieden", bewertet der Sportmediziner. "Es ist mit hoher Wahrscheinlichkeit davon auszugehen, dass er mit einer Impfung kürzere Ausfallzeiten und die Lungenkomplikationen nicht entwickelt hätte."

Mit einer Impfung gegen das Coronavirus könne es zwar auch zu Erkrankungen kommen. "Dann aber mit kürzeren Verläufen und milderen Symptomen." Und fügt hinzu: "Da fühlt man sich schlapp und hat Fieber, aber danach kann man normal weitertrainieren."

Kimmich vermeidet Stellungnahme zu möglicher Impfung

Im Statement des Klubs und von Kimmich selbst auf Instagram vermeidet er bisher noch jede Andeutung darauf, sich nun doch impfen lassen zu wollen. Nationaltrainer Hansi Flick und Bayern-Coach Julian Nagelsmann hatten in der Vergangenheit immer wieder Andeutungen gemacht, dass der Führungsspieler mittlerweile doch zu einer Impfung tendieren würde.

In der Mitteilung erklärt der Mittelfeldspieler lediglich: "Ich werde daher ein Aufbautraining absolvieren und kann es kaum abwarten, im Januar wieder voll mit dabei zu sein." Die Rückrunde beginnt für den FC Bayern mit einem Heimspiel am 7. Januar gegen Borussia Mönchengladbach.

Sportmediziner Margerie bezweifelt jedoch, ob das so möglich ist. "Es ist seine optimistische Schätzung, dass er im Januar wieder voll einsteigen kann. Aber das wird man dann erstmal sehen."

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Joshua Kimmich (l.) und Eric Maxim Choupo-Moting haben mit den Folgen ihrer Corona-Infektion zu kämpfen. Bild: www.imago-images.de / Frank Hoermann

Nicht nur Kimmich kämpft mit Folgen einer Infektion

Für den Sportmediziner liefert der Fall Kimmich aber genügend Argumente für eine Impfung. "Es zeigt, dass eine Infektion nicht banal ist. Welcher junge Mensch fällt schon sechs bis acht Wochen mit einer Infektion aus. Das geht deutlich über die Dauer einer Grippe hinaus."

Nach der Debatte um die ungeimpften Stars des FC Bayern lässt Corona die Münchner weiter nicht los. Denn Joshua Kimmich ist nicht der einzige Bayern-Star, der mit den Nachwirkungen einer Corona-Infektion zu kämpfen hat. Auch Stürmer Eric-Maxim Choupo-Moting wird den Münchnern wohl erst wieder im neuen Jahr zur Verfügung stehen.

"Bei Choupo sind die Nachwirkungen seiner Corona-Infektion so, dass wir noch eine Woche warten, bis die nächste Untersuchung ansteht und wir dann entscheiden, ob er mehr belastet werden kann. Er ist natürlich negativ, aber er hat noch immer Probleme, die ein vorzeitiges Training noch nicht zulassen", erklärte Bayern-Coach Nagelsmann auf einer Pressekonferenz am Dienstag.

Und so macht auch der Sportmediziner nochmal deutlich. "Eine Impfung, vor allem eine Dreifachimpfung, schützt mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit nicht so schwerwiegend an Corona zu erkranken."

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