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Frauen-EM: Wie ARD, ZDF und Dazn den Frauenfußball mit ihrer Strategie pushen

Bundestrainer Martina Voss-Tecklenburg gibt ein Interview beim ZDF.
Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg gibt ein Interview beim ZDF.Bild: IMAGO / Beautiful Sports / IMAGO / Beautiful Sports
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Frauen-EM: Wie die Strategie von ARD, ZDF und Dazn dem Frauenfußball einen Push gibt

21.07.2022, 17:5522.07.2022, 16:45
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Sechs Millionen Zuschauer beim ersten Gruppenspiel gegen Dänemark, acht Millionen Fans vor dem Fernseher beim zweiten Match gegen Spanien und auch am vergangenen Samstag beim abschließenden und unbedeutenden Spiel gegen Finnland schalteten 5,76 Millionen Menschen für die Frauen-Nationalmannschaft bei der EM ein. Für das Viertelfinale gegen Österreich (Donnerstag, 21 Uhr ARD und Dazn) wird ebenfalls mit einer hohen Einschaltquote gerechnet.

Dank der guten Leistungen des DFB-Teams entwickelt sich parallel zur Gruppenphase der zuvor erhoffte Interessenszuwachs, den der deutsche Frauen-Fußball für seine Entwicklung so dringend braucht. "Ich glaube, die deutsche Mannschaft konnte in den ersten Spielen gut für sich Werbung machen, weil sie sehr attraktiven Fußball gezeigt hat", sagt auch ZDF-Expertin Turid Knaak im Gespräch mit watson.

Doch nicht nur Spiele mit deutscher Beteiligung zogen die Fußball-Fans vor den Fernseher. So schauten das Eröffnungsspiel zwischen England und Österreich drei Millionen Menschen in der ARD.

Auch der Start der 2. Herren-Bundesliga am vergangenen Freitag tat der Einschaltquote in der ARD nur einen minimalen Abbruch. Während 2,64 Millionen Menschen das Gruppenspiel zwischen Österreich und Norwegen sahen, schauten lediglich 1,51 Millionen Fans die gleichzeitig stattfindende Auftaktparty zwischen dem 1. FC Kaiserslautern und Hannover 96 auf Sat.1.

Doch anders als beim Männerturnier garantiert nicht jede Begegnung auch eine gute Einschaltquote. Den Vorwurf, dass Spiele daher in der Mediathek von ARD und ZDF versteckt werden, kann ZDF-Kommentatorin Claudia Neumann nicht nachvollziehen.

"ARD und ZDF haben spätestens seit der WM 2015 alle Spiele im TV oder zumindest online gezeigt. Das ist ein legitimer Ausspielweg, der in der Bewertung zu schlecht wegkommt", sagt sie im Gespräch mit watson.

Denn die Aufgabe der öffentlich-rechtlichen Sender sei es nicht, eine Sportart zu promoten, sondern "den Frauensport weiter zu fördern."

ARD und ZDF sehen Dazn nicht als Konkurrenz

Und dieser wird nicht nur durch die Ausstrahlung in der ARD und beim ZDF gefördert, sondern auch beim Streamingdienst Dazn. Dieser sicherte sich die Sublizenz der Öffentlich-rechtlichen und lief damit Eurosport den Rang ab. Eine neue Konkurrenzsituation ist das laut Neumann aber nicht, da die Sublizenz bewusst an den Streamingdienst vergeben wurde.

Die Verantwortlichen bei Dazn sind der gleichen Meinung. Auf watson-Anfrage äußert sich Programmchef Michael Bracher: "Wir haben die Übertragungsrechte von SportA, der Sportrechteagentur von ARD und ZDF, mit Zustimmung der UEFA eingeräumt bekommen. Dementsprechend sehen wir uns nicht in der direkten Konkurrenz zu den öffentlich-rechtlichen Sendern, sondern bieten auf DAZN eine Alternative."

Ein Grund für das Abgeben der Sublizenzen an Dazn durch ARD und ZDF könnte die Annahme sein, dass dadurch eine jüngere und ganz andere Zielgruppe angesprochen und für den Frauenfußball begeistert werden kann. Dieser Vermutung widerspricht Dazn-Programmchef Michael Bracher aber auf watson-Anfrage:

"Unsere Aufgabe als Sender ist es, dem Frauensport die Sichtbarkeit zu geben, die er braucht, um weiterzuwachsen. Das ist Teil unserer Vision, Männer- und Frauensport gleichwertig zu behandeln. Dabei geht es nicht um jüngere oder ältere Menschen, wir wollen alle gleichermaßen für diesen Sport begeistern."

Aus diesem Grund stellt die Streamingplattform auch die Highlight-Clips der Spiele auf den eigenen Youtube-Kanal, um dort noch mehr Menschen zu erreichen.

Mit dem Interesse und dem Feedback der Zuschauer während der EM-Gruppenphase sind die Verantwortlichen bei Dazn offenbar zufrieden: "Wir merken insgesamt, dass das allgemeine Interesse enorm hoch ist. Das positive Auftreten der Nationalmannschaft trägt sicherlich noch dazu bei", erklärte Bracher.

Ex-DFB-Stars glänzen mit guten Analysen der EM-Spiele

Hinzukommt, dass ARD, ZDF und Dazn bei der Besetzung der Expertinnen ein gutes Händchen bewiesen haben. So liefern die Ex-Nationalspielerinnen Nia Künzer, Turid Knaak, Babbett Peter oder auch Julia Simic bei Dazn immer wieder spannende Einblicke und mutigere Analysen als ihre männlichen Kollegen.

"Natürlich muss man auch Kritik üben. Das gehört einfach dazu, auch, wenn man kurz zuvor noch miteinander gearbeitet hat. Es geht nicht darum, böse Worte zu verlieren, sondern es muss einfach sachlich analysiert werden. Dafür bin ich als Expertin da", sagt Turid Knaak über ihre Rolle. Noch bis vor wenigen Wochen war sie selbst DFB-Spielerin unter Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg.

Dazn setzt auf die Frauen-Champions League

Jetzt bleibt nur abzuwarten, ob die EM wirklich einen langfristigen Hype für den Frauen-Fußball kreieren kann oder ob es nur ein kurzes Sommerhoch war. So sagt Turid Knaak:

"Es kommt immer darauf an, wie man es nach der EM weiterverkauft und beispielsweise die Anstoßzeiten sind. Wenn die Nationalmannschaft dann wieder um 16 Uhr spielt, wo die meisten Leute arbeiten sind, wird man keine größere Masse für sich begeistern. Es geht darum, es weiter attraktiv zu halten und einfach zugänglich zu machen."

Dass es Dazn aber ernst meint, hat der Streamingdienst schon dadurch gezeigt, dass er sich die Rechte für die Frauen-Champions-League bis 2025 gesichert hat. Mit dem VfL Wolfsburg, dem FC Bayern und Eintracht Frankfurt sind auch drei Teams dabei, die ähnlich wie die DFB-Elf mit attraktivem Fußball auf sich und den Frauenfußball aufmerksam machen können.

Zudem werden für die Saison 2023/24 die Übertragungsrechte für die Frauen-Bundesliga neu ausgeschrieben. Aktuell zeigt Magenta Sport die Spiele. Zu einem möglichen Gebot von Dazn sagt Bracher nur ergebnisoffen: "Grundsätzlich sondieren wir kontinuierlich alle offenen Sportrechte und prüfen, ob und inwieweit sie für unser Geschäftsmodell relevant und finanziell darstellbar sind."

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