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Jürgen Klopp im Champions-League-Finale mit Liverpool: Insider gibt Einblicke

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Seit sieben Jahren ist Jürgen Klopp Trainer des FC Liverpool.Bild: www.imago-images.de / imago images
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"Ein Titel mehr oder weniger – das ist egal": Klopp-Biograf über das Vermächtnis des Trainers beim FC Liverpool

25.05.2022, 18:5026.05.2022, 07:44
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Für Jürgen Klopp ist das Gefühl, in einem Champions-League-Finale zu stehen, schon lange nichts Neues mehr. Bereits zum vierten Mal steht der deutsche Erfolgscoach im Endspiel der europäischen Königsklasse. Öfter gelang das nur seinem Gegenüber am Samstagabend, Real Madrids Trainer Carlo Ancelotti.

Dass sich bei Klopp vor dem vierten Champions-League-Finale eine gewisse Routine eingeschlichen hat, glaubt er nicht. "Da es gegen Real Madrid auch noch etwas gutzumachen gibt", sagt Klopp-Biograph Elmar Neveling im Gespräch mit watson.

"Eine Statue hat er aufgrund seiner Leistungen sowieso schon verdient. Aber ich glaube, da legt er keinen Wert drauf."
Elmar Neveling, Autor mehrerer Biografien über Jürgen Klopp

Denn vor vier Jahren unterlag der deutsche Ausnahmetrainer mit seinem FC Liverpool im Olympiastadion von Kiew Real Madrid mit 1:3.

Nun kommt es am Samstagabend im Champions-League-Finale in Paris erneut zum Aufeinandertreffen der beiden europäischen Top-Klubs. Doch unabhängig vom Ausgang des Spiels hat Jürgen Klopp eine Wirkung auf die Stadt, die weit über den Sport hinaus geht.

Final-Niederlage 2018 sorgte für Champions-League-Triumph 2019

Die Final-Niederlage 2018 dürfte für den 54-Jährigen dennoch eine der bittersten in seiner Trainerkarriere gewesen sein. Zunächst musste Top-Star Mohamed Salah nach einem Foul nach 20 Minuten ausgewechselt werden und in der zweiten Halbzeit sorgten zwei schwere Patzer von Torhüter Loris Karius für die Real-Tore.

Dass es für den Coach aber nun unbedingt Rachegelüste gibt, glaubt Neveling nicht. "Ich nehme ihn sogar etwas gelassener als früher wahr. Denn inzwischen hat er einige Titel gewonnen und ihn verfolgt nicht mehr dieser alte Finalfluch."

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2018 unterlag Jürgen Klopp mit Liverpool Real Madrid im Finale. Bild: imago sportfotodienst / Revierfoto

Zuvor unterlag er bereits mit Borussia Dortmund im Königsklassen-Endspiel 2013 und im Europa-League-Finale mit Liverpool 2016.

Dieser "Fluch" ist spätestens seit dem Triumph im Champions-League-Endspiel 2019 über Tottenham gebrochen. "Vielleicht hätte es ohne diese besondere Motivation 2019 gar nicht geklappt", sagt Neveling. Und glaubt nicht, dass das Spiel beim Trainer noch eine Rolle spielt. "Ich denke, es war schon die größte Genugtuung, dass der Triumph 2019 gelungen ist."

Liverpool und Manchester City profitieren voneinander

Mit einem Erfolg am Samstag könnte Klopp etwas Bemerkenswertes schaffen: Er hätte in seinen sieben Jahren an der Anfield Road dann öfter die Champions League als die englische Premier League gewonnen.

Er wäre nach Jupp Heynckes und Ottmar Hitzfeld der dritte deutsche Trainer, der den wichtigsten europäischen Vereinstitel zweimal gewinnt – und das innerhalb von vier Jahren.

"Er hat die große Gabe, Spezialisten um sich zu scharen und das große Ganze zielführend zu koordinieren."
Elmar Neveling, Autor mehrerer Biografien über Jürgen Klopp

Das liegt auch am Dauer-Duell mit Trainerkollege Pep Guardiola und Manchester City in der heimischen Liga. "Wahrscheinlich wäre keiner der beiden so stark, wenn es den direkten Konkurrenten nicht gäbe."

Und das ist auch ein Vorteil für Liverpool in den internationalen Wettbewerben, vor allem im Vergleich mit dem FC Bayern in Deutschland. "Sie sind es gewohnt, jede Woche von jedem Gegner gefordert zu werden und werden bis zum letzten Spieltag zu Höchstleistungen getrieben."

Es kann einem fast schon leidtun, dass der 54-Jährige mit Liverpool in Spielzeiten 99, 97 und 92 Punkte holte und damit nur einmal Meister wurde. Ex-Manchester-United-Trainer Sir Alex Ferguson holte in seiner Amtszeit nie mehr als 91 Zähler, wurde aber 13-mal englischer Meister.

Klopp-Biograf Elmar Neveling
Klopp-Biograf Elmar Nevelingbild: PicturePeople

Klopp verbindet in Liverpool Verein, Fans und Stadt

Dass er sich aber auch ohne erneuten Königsklassen-Triumph in Liverpool bereits unsterblich gemacht hat, ist unbestritten. "Eine Statue hat er aufgrund seiner Leistungen sowieso schon verdient. Aber ich glaube, da legt er keinen Wert drauf", blickt Neveling auf die bisherige Zeit des deutschen Trainers im Nordwesten Englands.

In seinen sieben Jahren im Verein hat er es geschafft, den Klub aus seinem Dornröschenschlaf zu wecken, vor dem Absturz ins Mittelmaß zu bewahren und wieder in die Reihe europäischer Top-Klubs zu führen – inklusive der ersten Meisterschaft seit 30 Jahren in der Saison 2019/20.

Mit seiner emotionalen, aber gleichzeitig auch erfrischenden und offenen Art hat er es geschafft, den Klub umzukrempeln und für ein ganz anderes Klima zu sorgen.

Und das ist die wohl noch viel größere Leistung. Er habe es geschafft, wieder eine Verbindung zwischen Verein, Fans und Stadt herzustellen. "Ob er einen Titel mehr oder weniger holt, ist egal", sagt Neveling. "Die letzte Krönung wäre noch, dass er den Premier-League-Titel mit den Fans im Stadion feiern kann." Denn diesen Erfolg feierten sie ausgerechnet, als die Stadien aufgrund der Corona-Pandemie nicht voll besetzt sein durften.

Klopp hebt Bedeutung seiner Co-Trainer Lijnders und Krawietz hervor

Dass Liverpool die aktuell erfolgreichste Phase der jüngeren Vereinsgeschichte erlebt, liegt jedoch nicht nur allein am deutschen Cheftrainer. "Er hat die große Gabe, Spezialisten um sich zu scharen und das große Ganze zielführend zu koordinieren", erzählt Neveling.

Wie wichtig ihm sein Trainerteam um Pepijn Lijnders und Peter Krawietz ist, machte er kürzlich bei seiner Vertragsverlängerung bis 2026 deutlich. "Als er gesagt hat: 'Oh ja, ich bin dabei!' war es klar, dass wir für alle Gespräche offen waren", sagte er beispielsweise über Lijnders und fügte hinzu:

"Ich glaube, ich habe in der Vergangenheit gesagt, dass es nichts gibt, was er nicht über diesen Sport weiß. Seine Leidenschaft dafür ist bemerkenswert und sein Enthusiasmus im Training ist jeden Tag ansteckend."
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Jürgen Klopp (l.) und sein Co-Trainer Pep Lijnders. Bild: www.imago-images.de / David Blunsden

Hinzu kommt sein klarer sportlicher Plan, für den er von den Vereinsbossen genug Zeit zur Umsetzung bekam, kombiniert mit den teilweise kostspieligen, aber klugen Transfers, mit denen er diesen vorantreiben konnte.

Besondere Klopp-Ansprache in der Halbzeit

Ein Favorit im Duell in der französischen Hauptstadt lässt sich nicht ausmachen, "besonders durch den besonderen Mythos, den Real Madrid in der Champions League umgibt", sagt Neveling.

Die Königlichen stehen zum achten Mal im Finale des Wettbewerbs und haben noch nie ein Endspiel verloren.

Daher könnte sich Jürgen Klopp vor dem Spiel eine besonders emotionale Ansprache für seine Spieler überlegen, denn laut Neveling würde sich der 54-Jährige immer etwas einfallen lassen.

Er glaubt, dass er auf die Parade in Liverpool eingehen könnte, die für den Sonntag geplant ist. "Um positive Emotionen bei den Spielern hervorzurufen, könnte er sie daran erinnern, wie es war, in die glücklichen Gesichter der tausenden Fans zu blicken."

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