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NFL-Playoffs: Amon-Ra St. Brown und Detroit Lions auf Mission Super Bowl 2024

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Amon-Ra St. Brown steht mit den Detroit Lions bei den NFL-Playoffs in den Conference Championships. Bild: imago images/ USA TODAY Network
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NFL: Amon-Ra St. Brown und die Detroit Lions – Sonnengott in einer Cinderella-Story

28.01.2024, 13:20
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Wären ein paar Dinge anders gelaufen, würde Amon-Ra St. Brown vielleicht gerade mit Xabi Alonso über die Vorzüge von hohem Gegenpressing und Cardigans aus Merinowolle philosophieren. Er würde vermutlich in Köln wohnen und morgens im deutschen Nieselregen vorbei am Bayer-Konzern zum Trainingsgelände von Leverkusen fahren.

Stattdessen steht Amon-Ra St. Brown am Montag (0.30 Uhr, MEZ) mit den Detroit Lions gegen die San Francisco 49ers in den Conference Champioships der NFL-Playoffs. Einen Sieg davon entfernt, in den Super Bowl einzuziehen.

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Amon-Ra St. Brown ist Wide Receiver bei den Detroit Lions und der aktuell wohl beste Footballspieler deutscher Nationalität. "Dieser Kerl ist so gut, wie es nur geht", sagt Lions-Quarterback Jared Goff über seine liebste Anspielstation und Head Coach Dan Campbell adelt St. Brown als "beständigsten und zuverlässigsten Spieler, den man in dieser Liga finden kann".

Erst kürzlich wurde der 24-Jährige in das NFL-All-Pro-Team der Saison gewählt. Eine Ehre, die auf seiner Position nur Starspieler Tyreek Hill von den Miami Dolphins und CeeDee Lamb von den Dallas Cowboys zuteilwurde.

Amon-Ra St. Brown sichert Detroit Lions ersten Playoff-Sieg seit 32 Jahren

In der Wild Card Round gewann St. Brown unter den Augen von Rapper Eminem mit den Lions gegen die LA Rams erstmals seit 1992 wieder ein Playoff-Spiel. Mit seinem siebten und letzten Catch für elf Yards Raumgewinn sicherte er seinem Team das Weiterkommen. 110 Yards waren es am Ende insgesamt.

"Ich wusste, dass der Ball zu mir kommen würde, ich musste ihn einfach fangen", sagte St. Brown nach dem Erfolg. "Ein einfaches Play" und "nichts Verrücktes".

NFL Conference Championships: Amon-Ra St. Brown mit Detroit Lions gegen San Francisco 49ers

In der Divisional Round bezwangen die Lions dann die Tampa Bay Buccaneers mit 31:23. "Noch ein Spiel, wir können nicht zu weit nach vorne blicken", sagte St. Brown, der den spielentscheidenden Touchdown erzielte. Noch ein Sieg bis zur ersten Super-Bowl-Teilnahme der Teamgeschichte. St. Brown ist sich sicher: "Unsere Zeit ist gekommen."

Schon in der Hauptrunde sammelte er zehn Touchdowns und 119 gefangene Pässe für mehr als 1500 Yards. Stats, die ihresgleichen suchen.

Als Sohn einer Deutschen und eines US-Amerikaners wurde Amon-Ra St. Brown im kalifornischen Anaheim geboren, zog später mit seiner Familie nach Paris und besuchte bis zu seinem 15. Lebensjahr in Leverkusen, der Heimatstadt seiner Mutter, die dortige Fußballschule. Letztlich entschied er sich aber für das US-amerikanische Pendant. Schon am College gehörte er zu den besten Footballspielern seines Jahrgangs, für sein Stipendium bekam er Angebote von 21 Universitäten.

Im NFL-Draft 2021 kam St. Brown dann an 112. Stelle zu den Detroit Lions. Bis heute kennt er jeden Namen und die Universitäten der 16 Wide Receiver, die vor ihm gewählt wurden. Immer wieder, erzählt er der "FAZ", wiederholt er die Namen in seinem Kopf. "Ich will immer besser sein. Ich will mehr Yards, mehr Catches, mehr Siege, und wenn jemand glaubt, dass andere besser sind, Dinge besser können, dann will ich ihm zeigen, dass er falsch liegt." Schon früh wurde ihm diese Einstellung vermittelt.

Football-Familie: Equanimous, Osiris und Amon-Ra St. Brown

John Brown, der Vater von Amon-Ra, war Bodybuilder und wurde 1981 und 1982 Mr. Universum bei den Amateuren. Mit fünf Jahren trainierte Amon-Ra bereits im Kraftraum, mit einem PVC-Rohr statt Hanteln. Immer dabei: seine zwei älteren Brüder, Equanimeous und Osiris. Sie alle haben von ihren Eltern ägyptische Vornamen bekommen.

Amon-Ra bedeutet Sonnengott – und ist zu seinem Spitznamen geworden. Unter dem Label "Sun God" vertreibt er sein eigenes Merchandise. Den Nachnamen der Kinder ließ ihr Vater in St. Brown ändern. Weil er meinte, dass dieser kraftvoller klingt.

ARCHIV - 25.06.2023, Nordrhein-Westfalen, Köln: American Football: St. Brown Youth Football Camp. Amon-Ra St. Brown (l) und Equanimeous St. Brown. Im nächsten Duell der beiden Brüder ist Amon-Ra St. B ...
Zwei Brüder in der NFL: Amon-Ra (links) und Equanimeous St. Brown. Bild: dpa / Federico Gambarini

"Der Jüngste zu sein, hat mich definitiv kompetitiver gemacht", sagt St. Brown der "New York Times". Ohne seine Geschwister sei er heute nicht so erfolgreich. Equanimeous spielt mittlerweile bei den Chicago Bears, Osiris hat seine Football-Karriere hingegen beendet und studiert Computerwissenschaften an der Stanford-Universität. Den Hang zur Perfektion hat sich Amon-Ra beibehalten.

Mit einer Größe von 1,83 Metern und einem Gewicht von 92 Kilogramm gehört St. Brown nicht zu den massivsten Wide Receivern, seine Stärken liegen woanders: Agilität, Geschwindigkeit, Spielverständnis – und vor allem Beständigkeit. "Sportliche Größe", sagt St. Brown, "bedeutet für mich vor allem Konsistenz".

Amon-Ra St. Brown: Mit Akribie und Persistenz in die NFL-Playoffs 2024

Noch immer fängt er nach jedem Spiel und nach jedem Training 202 Bälle zusätzlich. Jedes Mal. Weil sein Vater einen Spieler kannte, der sehr gut fangen konnte und immerzu 200 Bälle von einer Wurfmaschine fing. "Ich musste 202 Bälle fangen, damit ich besser werde als er", sagt St. Brown der "Sports Illustrated". Die Zahl sei etwas Besonderes: "Sie bedeutet, dass ich immer mehr machen muss."

Während sein Vater für die physische Ertüchtigung zuständig war, kümmerte sich die Mutter um die geistige Bildung. "Sie hat sich um die Schule und unsere Abschlüsse gekümmert", sagt St. Brown. Sie sei "vielleicht noch ein bisschen strenger" als sein Vater gewesen. Er und seine Brüder mussten jeden Tag auf dem Weg zur Schule zehn Minuten ein deutsches Buch lesen: "Ich durfte erst aus dem Auto steigen, wenn ich die zehn Minuten gelesen hatte."

Zu Deutschland hat Amon-Ra, der neben Deutsch und Englisch auch Französisch spricht, entsprechend eine besondere Bindung. Es sei seine "zweite Heimat". "Das spiegelt auch meine Persönlichkeit wider", sagt St. Brown. "Ich will immer, dass alles perfekt ist. Ich bin noch nie zu spät gekommen."

NFL Conference Championships: Kansas City Chiefs gegen Baltimore Ravens

Montagnacht (MEZ) steht nun gegen die San Francisco 49ers das wichtigste Spiel seiner Karriere an. Die 49ers um Quarterback Brock Purdy und den herausragenden Runningback Christian McCaffrey galten schon während der Regular Season als Mitfavorit auf den Super Bowl.

"Sie sind eine starke Mannschaft, wir müssen uns nächste Woche gut vorbereiten", sagte St. Brown am Sonntag. "Dann reisen wir nach Kalifornien und versuchen, sie zu schlagen." Im zweiten Halbfinale spielt zuvor Titelverteidiger Kansas City Chiefs bei den Baltimore Ravens (Sonntag, 21 Uhr MEZ).

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Chiefs-Quarterback Patrick Mahomes (links) und Travis Kelce spielen in den Conference Championships gegen die Baltimore Ravens. Bild: IMAGO images /USA TODAY Network

Unterstützung erhält Amon-Ra St. Brown von Stadtnachbar Moritz Seider, NHL-Profi für die Detroit Red Wings und deutscher Eishockey-Nationalspieler. "Die Suburbs sind hier jetzt auch nicht so riesig. Man ist sich schon öfter über den Weg gelaufen. Er macht einen sehr bodenständigen Eindruck", sagt Seider über seinen Landsmann.

Ab und zu würden sie auf Instagram schreiben, mittlerweile sei er ein "riesiger Footballfan" geworden: "Die Lions spielen unglaublich. Das ist schon eine Cinderella-Story, die wir hoffentlich auch schreiben können."

Und womöglich geht die Cinderella-Story noch in das nächste Kapitel. Amon-Ra St. Brown selbst hat aber größere Ziele als im Endspiel der NFL zu triumphieren. "Wenn ich mir aussuchen könnte, ob ich den Super Bowl gewinnen kann oder der beste Wide Receiver aller Zeiten werde", sagt St. Brown, "würde ich mich für den besten Wide Receiver aller Zeiten entscheiden".

HSV und Bruno Labbadia verhandeln wohl nur noch über ein Vertragsdetail

Nach der Trennung von Steffen Baumgart wurden beim HSV kurzzeitig viele Namen gehandelt: Ruud van Nistelrooy, Raphael Wicky, Urs Fischer oder auch Friedhelm Funkel wurden öffentlich diskutiert. Schnell aber kristallisierte sich ein anderer Topfavorit heraus: Bruno Labbadia.

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