Gladbach-Neuzugang Haris Tabaković nennt Gründe für Formkrise
Es gibt Fußballspiele, die bleiben haften, weil sie ein Gefühl für eine ganze Saison vermitteln. Das 4:6 von Borussia Mönchengladbach gegen Eintracht Frankfurt gehört zu dieser Sorte. Nach 0:6-Rückstand kämpften sich die Gladbacher zwar noch einmal heran, doch was blieb, war die Erkenntnis: Diese Mannschaft hat den Kompass verloren.
Zwei Punkte nach sechs Spieltagen, der Rücktritt von Sportchef Roland Virkus, ein neuer Trainer in Eugen Polanski – und ein Klub, der nach Orientierung sucht.
Inmitten dieses Umbruchs steht Haris Tabaković, 31 Jahre alt, leihweise von der TSG Hoffenheim verpflichtet. Er kam, um Tore zu schießen, und trifft tatsächlich – zuletzt gegen Leverkusen und Frankfurt, obwohl er nur 62 Minuten auf dem Platz stand. Doch was nach einer persönlichen Erfolgsserie klingt, spielt sich vor einem schwierigen Hintergrund ab.
Gladbach in Trümmern: Tabaković trotzdem zuversichtlich
Tabaković erlebte die Turbulenzen der vergangenen Wochen hautnah mit. "Wir waren alle überrascht", sagt er im Interview mit Sport1 über den Rücktritt von Virkus, der ihn im Sommer geholt hatte. "Aber natürlich akzeptieren und respektieren wir seine Entscheidung. Ich wünsche ihm alles Gute."
Die Unruhe im Verein sei spürbar gewesen, doch sie dürfe nicht zur Entschuldigung werden: "Es kommt nicht darauf an, was um uns herum passiert. Wir als Mannschaft müssen auf dem Platz wieder Leistung bringen und Ergebnisse einfahren. Nebengeräusche dürfen uns nicht beeinflussen."
Nach dem Rücktritt des Managers und der vorausgegangenen Entlassung von Trainer Gerardo Seoane steht Gladbach nun ohne sportliche Leitung da, der Interimscoach Eugen Polanski soll Stabilität bringen.
Das 1:1 gegen Leverkusen zum Einstand wirkte wie ein Hoffnungsschimmer, ehe Frankfurt alle Illusionen zerstörte. "Ich hab' mir nicht ausmalen können, dass wir so blutleer nach diesen Gegentoren in der ersten Halbzeit dastehen", sagte Polanski. "Das war absolut inakzeptabel."
Woran es in Gladbach hapert? "Am Gewinnen", sagt Tabaković
In der Kabine, sagt Tabaković, gehe es nun darum, Verantwortung zu übernehmen, man müsse "auf dem Platz vorangehen". Von mangelnder Geschlossenheit will er nichts wissen: "Wir sind definitiv eine Einheit. Wir sind davon überzeugt, dass wir da gemeinsam rauskommen."
Woran es derzeit also hapert? "Am Gewinnen! Nur darum geht es aktuell und um nichts anderes." Für Tabaković liegt das Problem nicht in Systemfragen, sondern in der Konsequenz, in der letzten Entschlossenheit.
In Frankfurt sei die Mannschaft "zu Beginn viel zu passiv" gewesen, sagt Tabaković. "Aber auch wenn Frankfurt einen Gang zurückgeschaltet hat, haben wir es geschafft, vier Tore gegen ein Topteam zu erzielen. Jetzt muss das Ganze aber auch abgehakt werden. Wir blicken nach vorne."
Wie dieses "nach vorne" aussieht, hängt auch vom Trainer ab. "Er hat uns in einer schwierigen Situation übernommen und sprüht vor Leidenschaft, Freude und hat eine klare Idee. Wir dürfen im Training Fehler machen. Das schafft auch eine gewisse Lockerheit", sagt Tabaković. Der Punkt gegen Leverkusen habe "enorm gutgetan".
Tabaković findet eine einfache Formel für den Fußball, den es jetzt im schon frühen Abstiegskampf braucht: "Es geht nicht darum, dass wir den schönsten Fußball spielen. Es geht darum, dass wir körperlich und mental auf dem Platz sind."
Man müsse Duelle gewinnen, dem Gegenspieler ständig hinterherrennen und die Füße an den Ball bekommen. Kurz, knapp und etwas gestrig: "Wir müssen wieder wie Männer spielen."