FC Bayern: Von Flick verschmäht – diese Spieler können unter Nagelsmann durchstarten

Lucas Hernández (l.), Serge Gnabry (Mitte), Leroy Sané (r.) und Robert Lewandowski bejubeln ein Tor.Bild: www.imago-images.de / ActionPictures

Nach Flick-Abgang: Diese Spieler könnten unter Nagelsmann beim FC Bayern durchstarten

Schon seit 2017 gab es ständige Spekulationen, in den vergangenen beiden Tagen ging dann alles ganz schnell: Julian Nagelsmann hat sich "einen Lebenstraum" erfüllt und wird mit gerade einmal 33 Jahren neuer Trainer des FC Bayern München.

Damit löst er Erfolgscoach Hansi Flick ab, der die Vereinsbosse um eine Auflösung seines Vertrags bis 2023 gebeten hat und nach der Europameisterschaft im Sommer vermutlich Coach der deutschen Fußball-Nationalmannschaft wird.

Mit dem neuen Trainer Nagelsmann dürfte auch der Konkurrenzkampf beim deutschen Rekordmeister ab Sommer eine ganz neue Dynamik bekommen. Watson zeigt, welche Spieler in der kommenden Saison eine wichtige Rolle beim FC Bayern einnehmen können.

Lucas Hernández

Der französische Weltmeister kam im Sommer 2019 für die bisherige Bundesliga-Rekordablöse von 80 Millionen Euro zum FC Bayern. In seinem ersten Jahr hatte er dann aber mit zahlreichen Verletzungen zu kämpfen. Auch in diesem Jahr pendelt er immer wieder zwischen Startelf und Kurzeinsätzen über wenige Minuten. In der Bundesliga gelang es ihm nur drei Mal, für zwei Spiele in Folge 90 Minuten auf dem Platz zu stehen.

Bei einer Pressekonferenz der französischen Nationalmannschaft machte er seine Unzufriedenheit deutlich. "Ich bin sehr wettbewerbsorientiert, ich will spielen und gewinnen, und wenn das nicht passiert, bin ich wütend." Aktuell fehlt er mit einer Zeh-Entzündung.

Lucas Hernández hat in seiner Bayern-Zeit mit viel Verletzungspech zu kämpfen. Bild: www.imago-images.de / Susanne Hübner

Dennoch sind die Kollegen begeistert von der Einstellung des 25-Jährigen. Als Hernández Anfang März beim 4:2-Sieg über Borussia Dortmund erst in der 92. Minute für Leroy Sané eingewechselt wurde, bekam er Sonderlob von Thomas Müller. "Ein besonderer Dank geht an Lucas Hernández – was du jedes Mal für uns tust, wenn du ins Spiel kommst, ist besonders", schrieb Müller bei Instagram. Für Flick war Hernández vor allem beim Spielaufbau im Vergleich zu David Alaba und Jérôme Boateng zu schwach.

Alaba und Boateng werden die Münchner im Sommer aber verlassen, dann wird Hernández zu mehr Einsatzminuten kommen. Im Sommer wird zudem sein französischer Landsmann Dayot Upamecano von Leipzig nach München wechseln. Gemeinsam könnten sie das neue Innenverteidiger-Duo beim Rekordmeister bilden.

Bereits in Leipzig unter Nagelsmann entwickelte sich Upamecano innerhalb kürzester Zeit zum besten Innenverteidiger der Liga. Eine ähnliche Entwicklung könnte nun auch Hernández nehmen. In den Champions-League-Spielen gegen Paris Saint-Germain machte er bereits einen guten Eindruck und deutete seine Leistungsstärke an.

Marc Roca

Marc Roca könnte dank seiner Stärke im Passspiel unter Julian Nagelsmann eine wichtige Rolle spielen. Bild: www.imago-images.de / Maik Hölter/TEAM2sportphoto

Bereits vor zwei Jahren waren die Münchner am spanischen Mittelfeldtalent Marc Roca interessiert, doch damals verlangte sein Ex-Klub Espanyol Barcelona noch eine Ablösesumme von 40 Millionen Euro. Für die Bayern zu viel, sie nahmen zunächst Abstand von einer Verpflichtung. Nun stieg der 24-Jährige mit Barcelona ab und Salihamidzic holte den Spanier im vergangenen Oktober für neun Millionen Euro zum Rekordmeister. Wirklich angekommen ist er seitdem in München aber nicht.

In allen Wettbewerben kommt Roca auf lediglich zwölf von 45 möglichen Einsätzen, davon immerhin sechs von Beginn an. Sein bestes Spiel machte er beim 3:1-Heimerfolg in der Gruppenphase der Champions-League gegen RB Salzburg, wo er jedoch nach 66 Minuten mit Gelb-Rot vom Platz flog. In Erinnerung bleibt eher sein verschossener Elfmeter in der zweiten Runde des DFB-Pokals, der das Aus gegen Holstein Kiel bedeutete.

Dem zentralen Mittelfeldmann merkt man die fehlende Vorbereitung mit der Mannschaft besonders an. Roca verpasste häufig die Pressing- und Umschaltmomente und konnte seine Passstärke nur selten unter Beweis stellen. Hansi Flick setzte in seinem laufintensiven Spiel nur selten auf den Spanier.

Unter Julian Nagelsmann könnte Roca nun zunächst einmal davon profitieren, eine komplette Vorbereitung mit der Mannschaft zu absolvieren. Er wird bei der EM für Spanien nicht im Einsatz sein und kann sich so total auf Nagelsmanns Idee vom Fußball einstellen. Und diese sollte ihm besonders entgegenkommen, denn der 33-Jährige legt viel Wert auf Ballbesitz und sein gutes Passspiel. Seine Einsatzzeiten sollten im kommenden Jahr deutlich steigen.

Leroy Sané

Acht Tore und elf Vorlagen in 41 Partien lesen sich auf den ersten Blick nicht so schlecht. War Leroy Sané nicht verletzt, kam er auch zu seinen Einsatzminuten, doch so wirklich überzeugen konnteer in seinem ersten Jahr beim FC Bayern selten.

Natürlich spielt auch bei ihm eine große Rolle, dass es seine erste Saison nach seinem Kreuzbandriss ist und er keine Vorbereitung mit der kompletten Mannschaft hatte. Während Sané in München trainierte, waren seine Kollegen beim Champions-League-Turnier in Lissabon erfolgreich.

Sanés Leistungen in dieser Saison sind einfach zu schwankend. In Erinnerung bleibt wohl vor allem die Partie kurz vor Weihnachten in Leverkusen, als Coach Hansi Flick ihn erst ein- und dann nach 36 Minuten wieder auswechselte. Er lässt häufig noch die letzte Zielstrebigkeit vermissen und trifft in Eins-gegen-Eins-Situationen die falsche Entscheidung. Zwar ist er laut "Ligainsider" bei den erfolgreichen Dribblings mit einer Quote von 51,7 % auf Platz 7 aller Bundesliga-Akteure, doch er wirkt häufig ziemlich ideenlos und nicht mehr so trick- und fintenreich wie zu seiner Zeit bei Manchester City.

Leroy Sané wird vom Mainzer Robin Haack im Eins-gegen-Eins-Duell gestoppt. Bild: Witters GmbH / imago images

Nun wird es an Nagelsmann liegen, Sané zu konstant guten Leistungen zu verhelfen. Was dem 25-jährigen Tempodribbler entgegenkommen könnte, ist die Ähnlichkeit von Nagelsmanns Stil zu dem Guardiolas. Unter dem spanischen Erfolgscoach erzielte Sané in zwei Jahren 20 Tore und 35 Vorlagen und hatte großen Anteil an zwei englischen Meisterschaften in Folge. Einziges Problem: Bei Manchester City hat Sané immer auf der linken Seite gespielt. Beim FC Bayern ist dort Kingsley Coman gesetzt.

Doch Nagelsmann ist bekannt dafür, seine Offensive sehr variabel auszurichten, um die Stärken aller Angreifer bestmöglich auszureizen. Es wird spannend sein zu sehen, wie er das mit Müller, Gnabry, Coman, Lewandowski und eben Sané hinbekommt.

(lgr)