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Eintracht Frankfurt am Scheideweg: Diese Baustellen sind jetzt wichtig

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Die Mannschaft von Eintrachtr Frankfurt wird sich im Sommer enorm verändern. Bild: imago images / Sven Simon
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Eintracht Frankfurt am Scheideweg: Diese Baustellen sind nun wichtig

04.06.2023, 11:05
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Oliver Glasner hatte am Samstagabend nur noch Party im Kopf. "Wir werden die Sau rauslassen. Ich habe mir vorgenommen, bis Montag durchzufeiern, weil die letzten Wochen anstrengend waren", sagte der scheidende Frankfurter Trainer trotz der 0:2-Niederlage im DFB-Pokal-Finale am Samstagabend gegen RB Leipzig. Am

Am Ende reichten der Eintracht 60 gute und intensive Minuten gegen RB Leipzig nicht, um nach 2018 erneut den DFB-Pokal zu gewinnen und dem österreichischen Erfolgscoach das wohl beste Abschiedsgeschenk zu bescheren.

"Ich hoffe, ich finde ein paar Partner, die die nächsten Tage richtig mit mir feiern. Ich denke schon, ein paar habe ich da im Kopf." Sportvorstand Markus Krösche dürfte das wohl eher nicht sein. Das Verhältnis der beiden soll im Laufe der vergangenen Monate enorm abgekühlt sein. Zudem muss der 42-Jährige schon jetzt die Fokus auf die kommende Spielzeit legen.

Denn obwohl die SGE das Pokalfinale erreichte, im Champions-League-Achtelfinale stand und den Einzug in die Conference League am letzten Spieltag schaffte, müssen im Sommer einige Baustellen angegangen werden.

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Die Abwehr

(Ex)-Trainer Oliver Glasner monierte es schon seit über einem halben Jahr, nun muss Sportvorstand Markus Krösche im Sommer zwangsläufig handeln. Die Frankfurter Defensive ist nicht darauf ausgelegt, wieder in drei Wettbewerben auf allerhöchstem Niveau zu spielen.

Ein Problem, das sich auch Krösche ankreiden lassen muss, denn die Abgänge der vorherigen Abwehrchefs David Abraham und Martin Hinteregger konnten nie vollständig kompensiert werden. "Qualität kann man nicht trainieren", kommentierte Glasner schon vielsagend im März über immer wieder auftretende defensive Schnitzer seiner Mannschaft.

Klar ist bisher, dass Almamy Touré den Verein verlassen wird, zudem gibt's weiterhin ein Fragezeichen hinter Evan N'Dicka. Lange Zeit standen die Zeichen auf Abschied, doch der Franzose stagniert in seinen Leistungen seit Monaten. Ein Verbleib soll nicht ausgeschlossen sein.

Doch dann bleibt als einzig verlässliche Größe nur noch Makoto Hasebe. Der Japaner verlängerte seinen Vertrag zwar um ein Jahr, wird im Laufe der kommenden Saison aber 40 Jahre alt. Hasebe hat ein gutes Stellungsspiel, doch die Tempo-Nachteile wurden im Laufe der Saison immer mal wieder deutlich. Zudem kann er nicht mehr alle drei Tage 90 Minuten auf dem Feld stehen.

Hinzu kommt der 23-jährige Tuta, der sich zwar zur Eintracht bekannt hat, in dieser Saison aber ein Paradebeispiel für Inkonstanz war. Immerhin: im Pokalfinale zeigte der Brasilianer ein gutes Spiel.

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Makoto Hasebe (l.) und Tuta verteidigen Stuttgarts SilasBild: imago images/Jan Huebner

Mit Willian Pacho, der für neun Millionen von Royal Antwerpen kommt, steht der erste Neuzugang zwar schon fest, doch der 21-jährige Ecuadorianer muss sich auch erst an das Niveau der Bundesliga gewöhnen. Und selbst drei Verteidiger sind für über 40 Saisonspiele, die die Eintracht mindestens absolvieren wird, zu wenig. Unabhängig davon, ob der neue Trainer defensiv auf eine Dreier- oder eine Viererkette setzt.

Zukunft der Leistungsträger

Geht es dieser Tage um Eintracht Frankfurt, steht immer Super-Stürmer Randal Kolo Muani im Mittelpunkt. Der französische Angreifer ist der Shootingstar der Saison und überzeugte mit seinen 15 Toren und 14 Vorlagen. Innerhalb einer Spielzeit zog er das Interesse aller europäischen Top-Klubs auf sich. Allen voran der FC Bayern und Paris Saint-Germain sollen großes Interesse am 24-Jährigen haben, den die Eintracht jedoch nicht unter einer Ablöse von 100 Millionen Euro ziehen lassen wird.

Vor der Partie wollte er sich nicht zu den Spekulationen um seine Zukunft äußern und stellte sogar einen Verbleib in Aussicht. Nun wird es Zeit, dass er sich klar äußert. Mit einer Zusage von Kolo Muani könnten auch andere Spieler von einem Verbleib oder einem Wechsel zur Eintracht überzeugt werden.

Kevin Trapp konnte mit seiner Vertragsverlängerung bereits vor einigen Monaten langfristig an die SGE gebunden werden. Ein großes Fragezeichen stand auch lange hinter Mario Götze. Der 30-Jährige startete vielversprechend in die Saison, litt jedoch wie die gesamte Mannschaft in der Rückrunde unter Leistungsschwankungen.

Doch positiv für die Eintracht: bereits am Freitag verlängerte er seinen Vertrag bei den Hessen – und das ohne Ausstiegsklausel.

Hätten sich die Hessen nicht für einen internationalen Wettbewerb qualifiziert, hätte Götze dank einer Ausstiegsklausel für einen niedrigen Millionenbetrag wechseln können. Das ist nun erstmal vom Tisch.

Fraglich ist nun, wie es mit Djibril Sow, der seit einem Jahr immer wieder mit einem Wechsel liebäugelt, und Jesper Lindström, der von zahlreichen Premier-League-Klubs gejagt wird, weitergeht. Daichi Kamadas Abgang wurde bereits kommuniziert.

Ruhe im Verein

Ruhig war es um den Klub vom Main in dieser Saison selten. Besonders im Jahr 2023 häuften sich die Debatten und Schlagzeilen enorm.

Angefangen haben die Diskussionen mit der schleppenden Vertragsverlängerung von Oliver Glasner, dessen Arbeitspapier man vorzeitig von 2024 auf 2026 ausdehnen wollte. Glasner zögerte, hielt sich bedeckt und wurde mit europäischen Top-Klubs wie Chelsea oder Tottenham in Verbindung gebracht. Er selbst dementierte immer wieder Gedanken um einen Abgang. Nun trennt man sich am Ende der Saison zum Unverständnis vieler Beobachter:innen nach der Schwächephase im Frühjahr ganz vom Erfolgscoach.

Weiter ging es mit Vorstandssprecher Axel Hellmann, der aufgrund interner Machtkämpfe zögerte, seinen Vertrag bei der Eintracht zu verlängern. Als Interims-Geschäftsführer kokettierte er lange mit einem endgültigen Wechsel zur Deutschen Fußball-Liga (DFL), nur um seinen Vertrag dann doch zu verlängern.

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Auf Frankfurts Sportvorstand Markus Krösche wartet enorm viel Arbeit im Sommer. Bild: imago images / Jan Huebner

Hinzu kam die Debatte um die Durchsuchung und vermeintliche Kokain-Affäre rund um Präsident Peter Fischer, die kaum für ein ruhiges Arbeitsumfeld sorgte.

Zudem gibt es noch die Spekulationen um Sportvorstand Markus Krösche, der mit dem FC Bayern in Verbindung gebracht wird. Zwar bezeichnete der 42-Jährige das in einem Interview mit der "FAZ" als "irrelevant" und sagte vor dem Spiel, dass er mit Eintracht Frankfurt kommende Saison angreifen wolle, doch solange die Münchner keinen anderen Sportdirektor vorgestellt haben, wird sein Name immer wieder fallen.

Da Uli Hoeneß in einem Interview mit der "SZ" sagte, dass sich die Suche der Bayern auch bis nächsten Sommer ziehen könnte, könnten es unruhige Monate am Main werden. Mittlerweile gilt nicht nur der FC Bayern als interessiert, sondern auch Klubs aus der Premier League. Und die englischen Klubs hätten Krösche wohl gerne schon im Sommer.

Die Erwartungshaltung

Das DFB-Pokalfinale am Samtag war für die SGE das vierte Endspiel in den vergangenen sechs Jahren. Da steigt die Erwartungshaltung im Verein und im Umfeld natürlich automatisch. Zumal Sportchef Krösche deutlich machte, dass die Eintracht nur durch solche Erfolge neue Spieler verpflichten könne.

"Mit einem Titelgewinn bestätigst du die Grundstory, die du den Spielern erzählst. Wenn wir Spieler verpflichten wollen, sagen wir ihnen, dass wir etwas Außergewöhnliches erreichen wollen", erzählt Krösche. "Die Spieler kommen mit ihren Profilen zu Eintracht Frankfurt, weil wir das, was wir ihnen erzählen, auch umsetzen. Das schafft Glaubwürdigkeit. Und das wiederum macht uns als Klub interessant."

Nur hilft es nicht, überhöhte Ziele ausrufen. So war es durchaus überraschend, dass er im Februar offen einen Champions-League-Platz als Saisonziel ausgab.

Markus Krösche SGE, Max Eberl RBL / / Fußball Fussball / Cup Handover DFB Pokal 2023 / Saison 2022/2023 / 22.05.2023 / RasenBall Sport Leipzig RBL vs SG Eintracht Frankfurt / *** Markus Krösche SGE ,  ...
Markus Krösche (l.) und Leipzigs Sportchef Max Eberl gelten als Kandidaten beim FC Bayern. Bild: imago images/Contrast

Im Nachsatz relativierte er jedoch auch, dass das langfristige Ziel der Eintracht sei, in der Bundesliga um die internationalen Plätze mitzuspielen.

Krösches offensive Zielsetzungen haben in der nun zu Ende gegangenen Saison auch Oliver Glasner nicht gefallen. Und auch in der neuen Saison wird sich die Frage stellen: Wie gut ist der Kader der Eintracht wirklich? Und: Passt diese Qualität auch zur Erwartungshaltung der Verantwortlichen?

FC Bayern: Angeblich Funkstille zwischen Thomas Tuchel und Topstar

Das Lazarett beim FC Bayern hat sich in den vergangenen Wochen deutlich gelichtet. Beim Bundesliga-Spiel gegen Darmstadt am Samstag fehlten nur vier Spieler verletzt: Kingsley Coman, Bouna Sarr, Noussair Mazraoui und Tarek Buchmann.

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