Dieser WM-Titel kam unverhofft – so unverhofft, dass Mark Williams vor der Snooker-WM ein Versprechen abgab. Falls er nach 2000 und 2003 tatsächlich zum dritten Mal Weltmeister werden sollte, würde er nackt zur abschließenden Pressekonferenz erscheinen.
Seine Aussage schien eigentlich mit wenig Risiko verbunden: Williams war im letzten Jahr nur noch ein Schatten seiner selbst und auf Rang 16 der Weltrangliste abgerutscht. Ernsthaft dachte er ans Aufhören.
Doch mit neuem Trainer fand er zu seinem alten Spiel zurück und schaffte im Crucible Theatre von Sheffield tatsächlich das Wunder. Mit fantastischem Snooker marschierte Williams bis ins Finale, wo er sich gegen John Higgins schließlich mit 18:16 durchsetzte.
Natürlich hielt der 43-Jährige, der damit ältester Snooker-Weltmeister seit 1978 wurde, danach sein Versprechen. Lediglich mit einem Handtuch um die Hüften erschien er im Presseraum, später entledigte er sich auch von diesem. "Ich hoffe, das gibt keine Strafe", sagte Williams mit einem Lächeln im Gesicht.
Die Journalisten sollen sich doch bitte kurz halten, bat er, doch diesen Wunsch erfüllten sie ihm nicht. Williams musste minutenlang seinen unerwarteten Triumph erklären. "Es ist unglaublich. Vor 12 Monaten war ich noch nicht mal hier. Ich kann es einfach nicht glauben", sagte der frischgebackene Weltmeister.
Unangenehm schien ihm der freizügige Auftritt nicht zu sein, denn am Ende kündigte Williams an: "Wenn ich noch einmal Weltmeister werde, komme ich wieder nackt zur Pressekonferenz. Dann mache ich sogar nackt das Rad."
Nicht nur die Pressekonferenz, auch das Finale war außergewöhnlich. Williams und Higgins lieferten sich eines der spannendsten Snooker-WM-Endspiele der vergangenen Jahre. The Welsh Potting Machine hatte die ersten drei Sessions des Finalspiels für sich entschieden, führte zwischenzeitlich 14:7, verlor dann aber beim Stand von 15:10 fünf Frames in Serie.
Doch Williams konnte nach Higgins' Ausgleich zum 15:15 noch einmal aufdrehen und hatte bereits im 33. Frame den Sieg vor Augen, doch der Waliser verschoss beim Frameball Pink und musste deshalb zittern. "Da dachte ich, ich habe es vermasselt", so Williams. Der folgende Frame brachte dann aber die Entscheidung: Williams zeigte bei einer schwierigen Roten auf die Mitteltasche sein ganzes Können und marschierte danach zum Titel, der dem Waliser umgerechnet 483.000 Euro Preisgeld einbringt.
"Das letzte Break von Mark war eines der besten, das je unter einem solchen Druck gespielt wurde", sagte Verlierer Higgins hinterher anerkennend. Der "Wizard of Wishaw" verlor zum zweiten Mal hintereinander ein WM-Finale und verpasste damit seinen fünften WM-Titel nach 1998, 2007, 2009 und 2011. Rekordweltmeister ist weiterhin Stephen Hendry mit sieben Titeln.
(pre)