Als am Ende des Spiels die Sirene ertönte, gab es unter den deutschen Fans und Spielern in der Halle kein Halten mehr. Nach einem packenden Krimi setzte sich das DBB-Team mit 88:83 gegen die Türkei durch und krönte sich zum Europameister.
Danach sah es lange aber nicht unbedingt aus. Zu Beginn des Spiels wurde das DBB-Team von der türkischen Offensive regelrecht überrollt. Nach wenigen Minuten stand es 2:13 – Cheftrainer für dieses Spiel, Alan Ibrahimagic, sah sich gezwungen, früh ein Timeout zu nehmen.
Der Weckruf zeigte Wirkung: Deutschland fand seinen Rhythmus und kämpfte sich Schritt für Schritt zurück in die Partie.
Was folgte, war ein Schlagabtausch auf höchstem Niveau – ein Duell mit hohem Tempo, intensiver Defensive und spektakulären Offensivaktionen auf beiden Seiten. Vor allem NBA-Star Alperen Şengün stellte die deutsche Verteidigung immer wieder vor Probleme. Bis kurz vor Schluss schien er der Mann zu sein, der der Türkei den ersten EM-Titel sichern würde.
Doch dann kam der deutsche Schlussspurt: Big Shots von Andreas Obst und Daniel Theis von der Dreierlinie brachten die Wende, ehe Kapitän Dennis Schröder das Spiel endgültig an sich riss.
Der Point Guard, bis dahin von der türkischen Defensive weitgehend abgemeldet, übernahm in den entscheidenden Minuten die Verantwortung – und traf die letzten beiden Körbe der Partie. Wie schon im WM-Finale 2023 gegen Serbien war es Schröder, der mit seinem Gamewinner den historischen Triumph perfekt machte.
Nach dem Spiel gab es dann nicht nur auf dem Parkett kein Halten mehr. Auch Moritz Wagner, der das Turnier verletzungsbedingt verpasste und als TV-Experte bei Magenta Sport begleitete, war im Live-TV komplett überwältigt. Nach einem euphorischen "Gooooold, Digga!" rang der 28-Jährige nach Worten: "Ich bin total überfordert, Jungs, das ist jetzt komplett authentisch. Ich weiß nicht mal, wie viel Uhr es ist."
Als sein jüngerer Bruder Franz bei der Siegerehrung mit seinem Trikot auf die Bühne ging, um seine Auszeichnung als Spieler des Turniers abzuholen, konnte Moritz die Tränen nicht mehr zurückhalten.
Diese Emotionalität trug sich auch in die Kabine: Nach der Pokalübergabe ging die Party so richtig los. Schröder startete noch auf dem Spielfeld einen Livestream, bevor er in die Kabine stürmte – Ski-Brille auf, Champagner kalt.
Dort gab's für den Kapitän rund eine Stunde nach Spielende die obligatorische Schampusdusche. Und Schröder hatte gleich doppelten Grund zum Feiern: Neben dem EM-Titel und der Auszeichnung zum besten Spieler des Turniers wurde der Kapitän 32 Jahre alt.
Was dann kam, war eine Feier, die jeden Bayern-Fan stolz gemacht hätte: Fünf Spieler des DBB-Teams – darunter vier unter Vertrag beim FCB – stimmten die Hymne des deutschen Fußballrekordmeisters "Stern des Südens" an, während der Pokal parallel als XXL-Sektglas diente. Dennis Schröder streamte das Spektakel auf Twitch.
Damit war die Party aber längst nicht vorbei: Auf der Rooftop-Terrasse des Kempinski-Hotels in der Altstadt von Riga floss der Champagner bis tief in die Nacht. Schröders Twitch-Stream lief bis 2:20 Uhr – danach wurde ohne Kameras weitergefeiert.
Nach der langen Partynacht in Riga geht die Feier am Montagmittag weiter: Um 12 Uhr werden Schröder und Co. in Frankfurt empfangen – Geburtstagsständchen, für den frisch gekürten MVP inklusive.