Beim FC Bayern München herrscht aktuell in mehrerlei Hinsicht Aufregung auf der Torwartposition.
Da wäre zum einen das öffentlich ausgetragene Feilschen des Klubs und dessen Stammtorhüter Manuel Neuer um eine Erneuerung seines Vertrages, der nur noch bis Sommer 2021 läuft. Der 34-jährige Bayern-Kapitän will laut Berichten mehr Geld und einen langfristigen Vertrag. Dass derartige interne Details aus den Verhandlungen mit dem Rekordmeister in die Öffentlichkeit getragen wurden, darüber ärgerte Neuer sich zuletzt im Interview mit der "Bild am Sonntag".
Zum anderen wäre da der bevorstehende ablösefreie Wechsel des 23-jährigen Schalke-Torwarts Alexander Nübel, der ab der kommenden Saison für fünf Jahre Angestellter des Rekordmeisters sein wird. Der ehemalige U21-Nationaltorwart soll Neuer, so der Plan des FC Bayern, irgendwann im Tor ablösen und die neue Nummer eins werden.
Neuer sagte zwar, dass Nübel eine "super Verpflichtung" sei, doch seinen Platz zwischen den Pfosten will er natürlich nicht einfach so abgeben. Für Irritation sorgte beim Weltmeister von 2014 auch eine angebliche Einsatzgarantieklausel in Nübels Vertrag, die besagt, dass er in mehreren Pflichtspielen zum Einsatz kommen wird.
Dieses Detail nimmt nun auch Jürgen Schwab, der Berater von Bayerns aktueller Nummer zwei Sven Ulreich zum Anlass, eine Kampfansage in Richtung des künftigen Bayern-Keepers zu machen. Denn der 31-jährige Ulreich, seit 2015 Stellvertreter von Neuer, will seinen Platz in der Bayern-Hierarchie natürlich auch nicht kampflos an Nübel hergeben.
"Der FC Bayern ist eine Leistungsgesellschaft, in der sportlich entschieden wird", sagte Jürgen Schwab dem "Kicker": "Schauen wir mal, wer am Ende hinter Manuel Neuer auf der Bank sitzt." Bedeutet übersetzt: Bevor Neuankömmling Nübel an Neuer herankommt, muss er erstmal an Ulreich vorbei und sich einen Platz auf der Auswechselbank erkämpfen.
Bereits Anfang dieses Jahres hatte sich Ulreich, der einen Vertrag bis 2021 besitzt, selbstbewusst gezeigt: "Wenn ich bleibe, werde ich alles dafür tun, um hinter Manuel die Nummer zwei zu bleiben", erklärte er damals.
Wie schwierig es ist, als Torwart Nummer drei beim FC Bayern zum Zuge zu kommen, zeigt das Beispiel des talentierten Keepers Christian Früchtl. Der 20-Jährige hatte schon in der aktuellen Saison hinter Neuer und Ulreich keine Gelegenheit bekommen, auf höchstem Niveau sein Können zu beweisen. Seit der Verpflichtung von Nübel sind Früchtls Chancen noch mehr gesunken. Die soll er nun woanders bekommen. Laut "Kicker" einigten sich der FC Bayern und der Nachwuchstorhüter auf eine Leihe in der kommenden Saison.
Die Stelle als Nummer drei im Bayern-Tor wird also frei. Sollte der Ex-Stuttgarter Ulreich, der sich laut dem Bericht auch einen Wechsel zu einem anderen Verein vorstellen kann, noch bis Vertragsende beim FC Bayern bleiben, muss sich Nübel offenbar auf einen harten Kampf um den Platz hinter Primus Neuer einstellen.
Denn Ulreich ist, auch wenn er in dieser Spielzeit noch nicht auf dem Platz stand, nicht irgendein Ersatztorwart. In der vorvergangenen Saison vertrat er Neuer nach dessen Mittelfußbruch mehrere Spiele lang hervorragend, Fans und Experten forderten damals sogar, dass er mit zur WM 2018 nach Russland fahren sollte. Auch FCB-Trainer Hansi Flick hat eine hohe Meinung von ihm, lobte ihn neulich in der "Sport Bild": "Ich finde, dass Sven Ulreich hier einen großartigen Job macht." Und weiter: "Wir haben bei den Torhütern eine klare Hierarchie. Das wird nächstes Jahr genauso sein." Fragt sich nur, wer welchen Platz besetzen wird.
(as)