Die Stimmung beim FC Bayern besserte sich in den vergangenen Wochen wieder etwas. Die Hürde Lazio Rom wurde mit einem ungefährdeten 3:0-Heimsieg im Achtelfinale der Champions League am Ende souverän genommen und beim 8:1-Sieg gegen Mainz 05 am letzten Wochenende versprühten die Münchner eine Spielfreude, die man lange nicht gesehen hat.
Fraglich ist, ob die neue Energie der Bayern-Stars tatsächlich mit dem im Sommer feststehenden Abschied von Trainer Thomas Tuchel zusammenhängt und die Spieler nun befreiter aufspielen. Oder ob die Rückkehr zahlreicher verletzter Spieler eine wichtige Rolle spielt, denn dadurch gibt es aktuell wieder einen richtigen Konkurrenzkampf innerhalb des Teams.
Geht es nach Bayern-Legende Paul Breitner, ist der Schuldige für die Leistungsschwankungen des Teams schnell gefunden: Trainer Thomas Tuchel.
Breitner verglich die Situation der Bayern-Stars in einem Talk beim Bayrischen Rundfunk mit der von normalen Arbeitnehmern. Er sagte: "Wir haben eine Situation, die viele kennen aus dem Beruf. Du hast einen Meister oder einen Chef, bei dem du, wenn du morgens ins Auto oder in den Zug oder in die Trambahn einsteigst, um in die Arbeit zu fahren, so einen dicken Hals kriegst."
Dass die Spieler die Vorgaben des Trainers nicht umsetzen wollen und während der Schwächephase samt dreier Pleiten gegen Bayer Leverkusen (0:3), Lazio Rom (0:1) und den VfL Bochum (3:4) zu satt seien oder bewusst gegen ihren Coach spielten, hält die Vereinslegende für Unsinn.
"Jeder will einen guten Job machen, gute Leistung bringen. Aber ab einem gewissen Moment merkst du nicht mehr, dass du es nicht kannst. Du willst, du willst, du willst und es geht nicht", sagt Breitner. Keiner der Stars spiele bewusst schlecht und freue sich, von den Medien mit schlechten Noten bewertet zu werden, "auch zum Schutz der Familie."
Laut ihm sei das Erfolgsrezept viel einfacher. Ein Team beim FC Bayern benötige vor allem eine Sache: "Gute Stimmung." Das sei aktuell jedoch nicht der Fall.
Da den Münchnern die erste titellose Saison seit etlichen Jahren droht, kündigten die Bosse für den Sommer bereits einen Umbruch im Team an. Kein Stein soll auf dem anderen bleiben und jeder Spieler überprüft werden, ob er den Ansprüchen des Klubs genüge.
Für Breitner ist diese Herangehensweise der vollkommen falsche Weg. "Warum Umbruch?", fragte Breitner und holte grundlegend aus. "Es gibt einen Kader von 25 Spielern, davon haben 20 internationale oder sogar Weltklasse", sagte er mit Blick auf die Mannschaft.