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FC Bayern: Wie die Trapattoni-Wutrede in 25 Jahren zum Kulturgut wurde

Giovanni Trapattoni Pressekonferenz am 10.03.98 Bayern Trainer Giovanni Trapattoni bei seiner legendären Pressekonferenz am 10.März 1998 im Bayern Pressestüberl auf dem Trainingsgelände an der Säbener ...
In seiner berühmten Pressekonferenz wütete sich Giovanni Trapattoni in die Geschichtsbücher. Bild: www.imago-images.de / Thomas Exler
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FC Bayern: Wie die Trapattoni-Wutrede in 25 Jahren zum Kulturgut wurde

10.03.2023, 10:52
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Der Fußball lebt von seinen Emotionen. Sicherlich, als Fußballfan freut man sich über spektakuläre Tore und schwindelerregende Dribblings. Wenn man aber ganz ehrlich ist, dann sind Wutausbrüche, Rudelbildungen und Schrei-Attacken doch das, was den Fußball mitunter so populär machen.

Eine Mannschaft, die auf dem internationalen Parkett mit einer besonders kurzen Zündschnur und Schlagzeilen-Affinität hervorsticht, war und ist der FC Bayern München. Erst kürzlich sorgte Übungsleiter Julian Nagelsmann mit einer Verbalattacke gegen das Schiedsrichtergespann um Tobias Welz für Aufsehen.

FC Bayern: Die legendäre Pressekonferenz von Giovanni Trappatoni

Nicht unbegründet hat sich der deutsche Rekordmeister daher auch den Spitznamen "FC Hollywood" eingehandelt. Und zwar in einer Zeit, als Trainer-Legende Giovanni Trapattoni die Geschicke des FC Bayern leitete.

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Mit 21 Titeln gilt der "Maestro" Trapattoni als einer der erfolgreichsten Trainer weltweit. In die Herzen der Fußballfans hat er sich allerdings mit der wohl berühmtesten Rede des deutschen Fußballs gewütet – und gleichzeitig mehrere neue Phrasen in der deutschen Sprache etabliert.

Am 10. März 1998, auf den Tag genau vor 25 Jahren, trat Trapattoni nach einer 0:1-Niederlage gegen den FC Schalke 04 vor die Fernsehmikrofone. Der FC Bayern lag mit sieben Punkten hinter dem Aufsteiger Kaiserslautern nur auf dem zweiten Platz in der Bundesliga. Man spielte zu defensiv, wurde den Münchnern vorgeworfen. Ein Vorwurf, den "Trap" nicht auf sich sitzen lassen wollte.

"Schwach wie eine Flasche leer"

"Es gibt keine deutsche Mannschaft spielt offensiv und die Namen offensiv wie Bayern", schaukelte er sich hoch. "Ein Trainer ist nicht ein Idiot!", platzte es dann aus ihm heraus. "Ein Trainer sehen, was passieren in Platz! In diese Spiel, wie zwei oder drei oder vier Spieler waren schwach wie eine Flasche leer!"

Besonderes Augenmerk legte der damalige Bayern-Trainer auf einen defensiven Mittelfeldspieler: "Struuunz! Strunz ist zwei Jahre hier, hat gespielt zehn Spiele, ist immer verletzt. Was erlauben Strunz?" Gemeint ist der ehemalige Nationalspieler Thomas Strunz, der mit seiner Verletzungsanfälligkeit den Unmut seines Chefs auf sich gezogen hatte.

Trainer Giovanni Trapattoni (Bayern) gibt gestenreich Anweisungen
Trapattoni gehört zu den ikonischsten Trainern der Bundesliga-Geschichte.Bild: imago sportfotodienst

Trapattoni war seinerzeit bereits zum zweiten Mal in seiner Karriere Trainer des FC Bayern. Am Ende der Saison musste er allerdings Ottmar Hitzfeld weichen, die Bayern wurden nur Bundesliga-Zweiter.

Danach trainierte Trapattoni noch diverse andere Mannschaften, unter anderem den AC Florenz, die italienische Nationalmannschaft und Benfica Lissabon. 2010 beendete der Trainer-Papst seine Karriere als Übungsleiter, nachdem er als letzte Station die Fußballauswahl der Vatikanstadt trainiert hatte.

Zitate werden zum Kulturgut

Seine Aussprüche aus der Wutrede blieben allerdings. Auch wenn er später bemerkte, er könne nicht "stolz auf einen Wutausbruch sein, in dem ich einen Haufen grammatikalischer Fehler gemacht habe", so wurden die Zitate längst in den Kanon der Popkultur aufgenommen.

"Was erlauben Strunz" wurde der Titel einer wöchentlichen Polit-Talkshow von Claus Strunz, mit "Flasche leer" bewarb Trapattoni später selbst das Pfandflaschensystem der Supermarktkette Netto.

Beenden tat er die Pressekonferenz damals mit den legendären Worten, die fortan jeder Jugend-Amateurtrainer mindestens einmal in seiner Laufbahn nach einer Spielansprache verwenden sollte und selbst bei einem Wahlplakat der SPD Anwendung fand: "Ich habe fertig".

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Es ist von deutschen Fußball-Fans ein gern angeführter Satz in den letzten Monaten: "Ein elfjähriges Kind kennt nur den FC Bayern München als Deutschen Meister." Das hat sich am Sonntag geändert. Fünf Spiele vor Saisonende konnte sich Bayer Leverkusen die Meisterschaft sichern.

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