Als Borussia Mönchengladbach Trainer Adi Hütter Anfang vergangener Saison aus Frankfurt verpflichtete, schien alles angerichtet für eine starke Gladbacher Saison. 7,5 Millionen Euro ließ sich der Verein die Verpflichtung Hütters kosten. Schließlich hatte der mit Eintracht Frankfurt zuvor jahrelang die Liga aufgemischt. Viele Fans waren gespannt, was der Frankfurter Erfolgscoach aus der mit Stars gespickten Gladbacher Mannschaft machen würde.
Inzwischen weiß man: für mehr als Platz zehn hat es nicht gereicht. Nach einer für Gladbacher Verhältnisse verkorksten Saison warf Hütter nach dem letzten Saisonspiel hin. Jetzt hat er sich in einem Interview mit dem österreichischen Sender "Servus TV" ausführlich über seine Zeit in Gladbach geäußert – und offenbart, warum die Zusammenarbeit aus seiner Sicht nicht von Erfolg gekrönt war.
"Leider ist das, was mir in der Sommertransferzeit versprochen wurde, nicht eingehalten worden. Auf Spielerebene hat sich nichts getan", sagt Hütter enttäuscht. "Und dann hat sich Max Eberl nach drei Monaten verabschiedet, was mich viel Energie gekostet hat." Der langjährige Gladbacher Sportdirektor war im Januar 2022 aus gesundheitlichen Gründen überraschend vorzeitig zurückgetreten.
Hütter äußert nicht nur Kritik gegen den Klub, er zeigt sich teilweise auch selbstkritisch: "Es sind auch Fehler von meiner Seite passiert. Auf der anderen Seite haben wir nie spielen können, was wir wollten."
Dass Spieler wie Matthias Ginter nach der Saison verbal nachtraten, sieht Hütter gelassen. Auch in Bern und Frankfurt sei nicht alles "eitel Wonne" gewesen und es habe "immer wieder Kritik" gegeben. "Außergewöhnlich war für mich, dass in Gladbach vieles öffentlich gemacht wurde. Das kannte ich vorher nicht, gehört aber im Fußball dazu", sagt Hütter.
Der Österreicher lässt auch durchklingen, dass es in der Vereinsführung unterschiedliche Auffassungen von der Gladbacher Spielweise gab und, dass das ausschlaggebend für seinen Abgang war. Eberls Nachfolger auf dem Posten des Sportdirektors, Roland Virkus, hatte nach seiner Verpflichtung eine Gladbacher Ausrichtung auf Ballbesitz-Fußball betont.
Hütter steht jedoch für einen anderen Spielstil. "Ich spiele gerne das, was wir in Salzburg, in Bern, in Frankfurt gespielt haben", sagt er bei Servus TV. Seine bisherigen Teams spielten meist hohes Pressing und schnellen Umschalt-Fußball. Sie waren nicht für lange Ballbesitz-Phasen bekannt.
Die Aussage von Roland Virkus, dass Borussia Mönchengladbach eine Ballbesitz-Mannschaft ist, sehe er nicht kritisch. "Man muss aber klar sagen: Dann müsst ihr einen Ballbesitz-Trainer holen. Das bin ich nicht allein", so Hütter.
In der kommenden Saison wird Daniel Farke Borussia Mönchengladbach trainieren. Hütter ist aktuell vereinslos, sieht seine Zukunft aber optimistisch: "Es gibt so viele interessante Dinge. Ich lasse alles auf mich zukommen und sehe dem Ganzen entspannt entgegen."
(nik)