Anfang April war die Lage des VfB Stuttgart dramatisch. Nach einer 0:3-Niederlage bei Union Berlin standen die Schwaben auf dem 18. Platz der 1. Bundesliga. Sie zogen die Reißleine, trennten sich von Trainer Bruno Labbadia. Was folgte, dürfte in der Form niemand erwartet haben.
Sebastian Hoeneß übernahm den VfB und führte ihn über die Relegation zum Klassenerhalt. Die dabei entstandene Euphorie haben die Stuttgarter erfolgreich in die neue Saison mitgenommen. Nach acht Spieltagen stehen unglaubliche sieben Siege, 21 Punkte und damit der zweite Tabellenplatz zu Buche.
Wie schnell sich die Zeiten geändert haben, zeigte sich gerade am vergangenen Wochenende, als die Schwaben erneut an der Alten Försterei zu Gast waren. Am Ende hieß es erneut 3:0, diesmal aber für den klar überlegenen VfB.
Die Schwaben mussten in Köpenick allerdings auch einen ordentlichen Schock verdauen. Denn Toptorjäger Serhou Guirassy, auch gegen Union mal wieder Torschütze des 1:0, musste nach einer halben Stunde vom Feld. Er wird in den kommenden Wochen mit einer Muskelverletzung ausfallen.
"Er macht Tore, hat einen unglaublichen Lauf gehabt, aber auch als Typ: ein Kommunikator, geht voran auf dem Platz, ehrgeizig", erklärte Hoeneß nun im Gespräch mit "Sky", was dem VfB in Abwesenheit des treffsicheren Mittelstürmers fehlen wird.
Es sei zugleich aber auch eine Chance für die ganze Mannschaft, "den nächsten Entwicklungsschritt zu gehen. Jetzt wollen wir zeigen, dass wir so breit aufgestellt sind, dass wir das zumindest in den Spielen, in denen er fehlt, kompensieren können".
Es ist also das ganze Team gefragt, zumindest auf dem Papier muss aber ein einzelner Spieler den Platz von Guirassy einnehmen: Deniz Undav. Er hat in den vergangenen Wochen von der Bank aus kommend immer wieder Impulse gebracht, bereits vier Torbeteiligungen gesammelt. So traf er als Joker auch gegen Union.
"Er trägt sein Herz auf der Zunge, ist viel zu hören im Training und in der Kabine", lobte Hoeneß nun zunächst die kommunikative Ader des Stürmers. Dieser sei aber auch "sehr fußballintelligent". Was genau der Übungsleiter damit meint, führte er zugleich aus:
Es sind vielversprechende Anlagen, der VfB wird sein Spiel ohne den großgewachsenen Guirassy aber sicherlich dennoch etwas umstellen müssen. Gelingt es Hoeneß, dabei weiterhin erfolgreich zu sein, dürften die bis dato noch recht leisen Spekulationen über ein Engagement beim FC Bayern, wo der Neffe von Uli Hoeneß bereits die zweite Mannschaft trainiert hat, deutlich an Lautstärke gewinnen.
"Ich kann nur sagen, dass ich hier aktuell genau am richtigen Platz bin. Ich fühle mich wohl, vom ersten Tag an. Mein Ziel ist es, so weiterzumachen, weiter Punkte zu sammeln, eine sorgenfreie Saison zu spielen. Alles andere ist in einer fernen Zukunft", hält Sebastian Hoeneß das Thema auf Nachfrage aktuell aber ohnehin bewusst klein.