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Nachdem sich der DFB im September von Hansi Flick getrennt hatte, geisterte eine ganze Reihe an potenziellen Nachfolgern durch die Medien. Der Verband entschied sich letztlich für Julian Nagelsmann, also für einen ehemaligen Trainer des FC Bayern. Der 36-Jährige war aber nicht der einzige Kandidat mit einer FCB-Vergangenheit.
Denn auch der Name Louis van Gaal fiel mehrfach, als der Posten des Bundestrainers noch vakant war. Der Niederländer sprach seinerzeit selbst über die Gerüchte und hatte in Deutschland einige starke Fürsprecher, darunter etwa den früheren Nationalkapitän Michael Ballack.
Der "Capitano" hat mit van Gaal nie zusammengearbeitet, das gilt auch für den Großteil des aktuellen DFB-Kaders. Einzig Thomas Müller kennt die Trainerlegende noch aus der Anfangszeit seiner Karriere. Er dürfte positive Erinnerungen an den 72-Jährigen haben, unter ihm entwickelte sich der Offensivmann zum Leistungsträger.
Generell dürften die meisten, die es mit dem FC Bayern halten, gerne an die zwei Jahre unter van Gaal zurückdenken. "Alles in allem war das Paket, das van Gaal für Bayern München bedeutet hat, schon enorm. Er hat das Fundament für spätere Erfolge geschaffen", erinnert sich Christian Nerlinger, von 2009 bis 2012 Sportdirektor der Münchener, im "Kicker" an die Amtszeit des Niederländers zurück.
Van Gaal baute nicht nur eine Achse rund um die jetzigen Vereinslegenden Philipp Lahm, David Alaba, Bastian Schweinsteiger, Arjen Robben, Franck Ribéry und Müller, er etablierte auch den spielerischen Grundgedanken, auf dem seine Nachfolger Jupp Heynckes und Pep Guardiola aufbauten. "Van Gaal hat wie ein Künstler in eine Tonmasse gegriffen und etwas geformt. Das war sicher eine schwere, aber im Nachhinein gewiss sehr positive Zeit", schwärmt Nerlinger.
Schwer war sie vor allem für die Spieler, denn der niederländische Übungsleiter ist für seine schonungslose Ehrlichkeit bekannt: "Seine Analysen waren zwar respektvoll und nicht beleidigend, aber so hart, dass der eine oder andere Spieler sogar geweint hat."
Van Gaal habe Defizite ohne Rücksicht auf Verluste aufgezeigt, jeden einzelnen Fehlpass besprochen. "Das führte dazu, dass wir einmal in Freiburg 63 Rückpässe gespielt haben, weil die Spieler Angst hatten, dass die Fehlpässe am nächsten Tag seziert werden", erinnert sich Nerlinger.
Dem "General" sei aber auch bewusst gewesen, wie fordernd er für sein Umfeld ist. Gerade im Urlaub habe er seine Profis daher in Ruhe gelassen. "Er gab ihnen keinen Trainingsplan mit. Er wollte, dass sie abschalten. Er sagte nur: Sie müssen Tennis spielen, sie müssen schwimmen, und sie müssen Liebe machen. Und wenn sie zurück sind, dann trainieren wir wieder."
Der Erfolg hat ihm Zeit seiner Karriere immer recht gegeben. Mit den Bayern holte er das Double, in der Champions League unterlagen die Münchner 2010 Inter Mailand erst im Finale. Auch auf seinen anderen Stationen waren Titel stete Begleiter. So sammelte er Trophäen in den Niederlanden, Spanien sowie in England. Und mit Ajax Amsterdam gewann der 72-Jährige 1995 sogar die Champions League.
