Am Sonntag sicherte sich George Russell beim Grand Prix in Miami den dritten Platz, begünstigt von einem cleveren Boxenstopp während der virtuellen Safety-Car-Phase. "Ich bin sehr glücklich damit, den dritten Platz geholt zu haben", sagte Russell, gekleidet im pinken Mercedes-Tracksuit, nach dem Rennen.
"Ich hatte meine Probleme an diesem Wochenende, aber als es wirklich drauf ankam, habe ich das gute Resultat eingefahren." Auch jenseits der Rennstrecke hat Russell geliefert.
Im Interview mit der "Daily Mail" erzählt der 27-Jährige, geboren in Norfolk, dass er seinen Eltern das zurückgegeben hat, was sie einst für ihn opferten: 1,5 Millionen Pfund. Das Geld, verrät Russell, haben sie über Jahre zusammengespart, damit er im Motorsport bestehen kann.
Sein Vater Steve, einst erfolgreicher Getreidehändler, verkaufte 2012 das Familienunternehmen, um Georges Karriere zu finanzieren. Damals war Russell 14. Heute hat er jeden Penny zurückgezahlt.
"Ich habe von Anfang an gesagt: Sobald ich Geld verdiene, zahle ich alles zurück", sagt Russell. "Wir hätten ein sehr glückliches Leben führen können, hätte mein Vater das nicht getan."
Doch es war nicht nur Geld, das die Beziehung prägte. Der Vater war ein harter Lehrmeister. Zwischen seinem siebten und sechzehnten Lebensjahr bestimmten Druck, Disziplin und Diskussionen das Familienleben. Die Mutter versuchte zu vermitteln, während der Vater forderte. Siege reichten nie, es ging ums Prinzip: besser fahren, klüger überholen, präziser reagieren. "Wenn ich Fehler machte, war er stinksauer", sagt Russell.
Heute betrachtet Russell die Strenge als Fundament. "Ich sehe es jetzt mit Abstand: Mein Vater hat mich geformt. Er hat nie auf das geschaut, was gut war, sondern immer auf das, was besser hätte laufen können." Ein Ansatz, den Russell bis heute verinnerlicht hat.
Er ist davon überzeugt, dass Erfolg nicht aus dem Nichts kommt. "Kinder, die mit dem goldenen Löffel im Mund geboren wurden, haben oft nicht denselben Arbeitsethos", sagte Russell. Disziplin, Druck, Entbehrung – das alles sei prägend gewesen, auch wenn es die Vater-Sohn-Beziehung belastet habe. Und trotzdem: Wenn er die Zeit zurückdrehen könnte, würde er nichts ändern wollen.
Die Beziehung zu seinem Vater sei etwas enger als noch vor einigen Jahren. Vielleicht liegt es daran, dass sich Steve Russell aus den Angelegenheiten seines Sohnes herausgezogen hatte. Als Mercedes Russell vor acht Jahren ins Nachwuchsprogramm aufnahm, habe sein Vater losgelassen. "Er öffnete den Käfig und ließ mich fliegen."