Mick Schumacher ist nicht mehr im Haifischbecken des Motorsports. Der Sohn des siebenmaligen Weltmeisters Michael Schumacher musste die Formel 1 notgedrungen verlassen. Der Grund: Kein Rennstall wollte ihm einen Stammplatz im Cockpit anbieten.
Statt den Boliden durch die Schikane zu manövrieren, musste Schumacher lange hoffen, dass er einspringen darf. Zuletzt in der vergangenen Saison als Ersatzfahrer für Mercedes.
Doch das war einmal. Schumacher hat inzwischen eine neue Heimat gefunden: Für Alpine, einem französischen Rennstall, fährt er nun in der Langstrecken-Weltmeisterschaft WEC – und erhält dabei Rückendeckung aus seinem neuen Team.
"Ich denke, einige Dinge, die ihm passiert sind, waren definitiv nicht fair", sagt Schumacher-Teamkollege Jules Gounon im Interview mit "Motorsport-Total.com" über seinen schwierigen Weg.
Die Formel 1 sei, so Gounon weiter, "immer noch ein Haifischbecken, (...) und manchmal ist es schwierig zu verstehen, was genau passiert". Schumacher verdiene laut dem Franzosen "am Ende des Tages großen Respekt – als F3- und F2-Champion, denn es gibt nicht viele Fahrer, die das geschafft haben". Er habe keine Zweifel an Schumachers Fähigkeiten, schließlich sei er ein "Topfahrer".
Gounons Einschätzung ist eine späte Anerkennung für einen Piloten, dem in der Formel 1 oft mehr Misstrauen als Zutrauen entgegenschlug. Schumacher war 2021 und 2022 nach seinen Titeln in der Formel 3 und der Formel 2 für das Haas-Team an den Start gegangen.
Unter Teamchef Günther Steiner hatte er es jedoch schwer: Ein schwaches Auto, einige eigene Fehler und der große Name auf seinen Schultern ließen die Erfolgsaussichten schwinden. Nach zwei schwierigen Jahren zog Haas die Reißleine und ersetzte Schumacher durch Nico Hülkenberg.
Die Hoffnung auf eine Rückkehr hielt Schumacher jedoch lange aufrecht. Als Ersatzfahrer bei Mercedes und zwischenzeitlich auch McLaren blieb er dem Paddock verbunden, sein Ziel war klar: ein Stammcockpit. Doch für den heute 25-Jährigen blieb kein Platz übrig.
Williams, Alpine, Sauber – überall erhielt ein anderer den Vorzug. Selbst der Abschied von Lewis Hamilton bei Mercedes eröffnete keine neue Chance. Der junge Italiener Kimi Antonelli, erst 18 Jahre alt, wird als künftiger Stammfahrer aufgebaut.
Als auch die letzte Tür bei Sauber zufiel – zugunsten des Brasilianers Gabriel Bortoleto –, zog Schumacher im November vergangenen Jahres die Konsequenzen: Er verließ die Königsklasse, wie Mercedes kurz vor dem Rennwochenende in Katar im vergangenen November bekannt gab.
"Ich bin dankbar für die Einblicke, die ich in den vergangenen zwei Jahren erhalten habe", erklärte Schumacher damals. "Sie haben mich zweifellos zu einem erfahreneren Rennfahrer gemacht, weil ich die technische Seite besser kennengelernt habe."
In der WEC will er sich nun neu beweisen. Und immerhin: In Jules Gounon hat er an seiner Seite jemanden gefunden, der seinen Weg mit Respekt betrachtet – in einer Motorsportwelt, die nicht immer fair ist.