Es war die Sportmeldung der vergangenen Wochen, wenn nicht gar der ganzen Bundesliga-Saison. Der FC Bayern besiegelte die Chaos-Saison 2022/23 mit einem Knall: Pünktlich zum Schlusspfiff am letzten Spieltag, als die Münchner in Köln doch noch überraschend Deutscher Meister wurden, feuerten sie Sportvorstand Hasan Salihamidžić und den Vorstandsvorsitzenden Oliver Kahn.
Zu schwach präsentierte sich die Mannschaft, die Kahn und Salihamidžić zusammengestellt hatten, zu chaotisch ging es im Vereinsumfeld zu. So wurde der von den beiden Sportbossen installierte Trainer Julian Nagelsmann – zum Unverständnis vieler – mitten in der heißen Saisonphase vor die Tür gesetzt. Auch die Prügelei zwischen den Spielern Sadio Mané und Leroy Sané sowie die Aufregung um die Nacht-und-Nebel-Entlassung von Torwarttrainer Toni Tapalović wurde von Kahn und Salihamidžić nach Einschätzung vieler Beobachter:innen alles andere als souverän gemanagt.
Dem Aufsichtsrat um Klub-Patron Uli Hoeneß war all das zu viel. Mit Ende der Spielzeit wurden Salihamidžić und Kahn von ihren Aufgaben entbunden. Für Kahn übernimmt der frühere Finanzchef Jan-Christian Dreesen, Salihamidžićs Nachfolger steht noch nicht fest. Die Gerüchteküche brodelt seither. Max Eberl von RB Leipzig ist ebenso im Gespräch wie Frankfurts Markus Krösche. Und auch eine Lösung mit einem ehemaligen Spieler des FC Bayern scheint vorstellbar.
Während die Trennung mit Sportvorstand Salihamidžić gesittet ablief, flogen zwischen Kahn und dem Klub die Fetzen. Der Klub habe ihm verboten, beim Saisonfinale in Köln ins Stadion zu kommen, schrieb Kahn bei Twitter. "Sport1"-Chef Pit Gottschalk erzählte daraufhin im "Doppelpass", die Bosse hätten verhindern wollen, dass Kahn gegenüber seinem Nachfolger Jan-Christian Dreesen handgreiflich werde.
"Bild" berichtete außerdem, Kahn sei beim Kündigungsgespräch ausgerastet, was dieser später bei Twitter dementierte. Doch auch Bayern-Boss Herbert Hainer sagte, das Gespräch mit Kahn sei "leider nicht so gut gelaufen, es war sehr emotional". Er sei sehr verwundert über Kahns Version der Geschichte gewesen.
Nach langer Funkstille ließ Oliver Kahn nun wieder von sich hören.
Auf seinem Instagram-Account teilte der geschasste Bayern-Boss ein Bild von sich. Es zeigt ihn in T-Shirt und Leinenhose auf einer sonnigen Terrasse. Mit einer Kaffeetasse in der Hand und der Sonnenbrille im Gesicht bedankt sich Kahn bei seinen Follower:innen für die Geburtstags-Glückwünsche. Der Ex-Torwart ist am Donnerstag 54 Jahre alt geworden. Es habe ihn "sehr gefreut, alle die positiven Nachrichten zu lesen".
Auf die unrühmliche Trennung vom FCB geht Kahn dabei mit keinem Wort ein. Ein möglicher Hinweis auf die turbulenten Zeiten, die hinter ihm liegen, findet sich auf dem Bild dann aber doch. Denn auf der Tasse, die Kahn in die Kamera hält, steht geschrieben: "May You Live in Interesting Times" (auf Deutsch: "Mögest du in interessanten Zeiten leben").
Interessante Zeiten, die hat Kahn auf jeden Fall hinter sich. Vermutlich interessanter als ihm lieb war.