Mit dünnem Nervenkostüm und nur leicht bekleidet kam Thomas Tuchel am Dienstag zur Pressekonferenz vor dem Champions-League-Duell mit dem FC Kopenhagen. Zum Berufsrisiko des Fußballtrainers gehört es, Woche für Woche dieselben Fragen zu beantworten. Und so hieß es auch am Dienstag wieder: Herr Tuchel, wie halten Sie's mit Thomas Müller?
Es treffe nicht "des Pudels Kern", zitierte Tuchel aus Goethes Faust, wenn man einzig und allein "dem Thomas seine Minuten unters Brennglas legt". Erst fünfmal hat Müller, der in München mittlerweile quasi zum Inventar gehört, in dieser Saison von Beginn an gespielt.
Er verstehe die Aufregung, sagte Tuchel, sich aber immerzu auf die Einsatzzeiten von Müller zu fixieren, "hilft weder Thomas noch uns".
Der Aussortierte selbst gibt sich unterdessen der neuen Rollenverteilung hin, macht aber auch keinen Hehl daraus, dass seine sportlichen Ambitionen andere sind. "Dass es mich ärgert, wenn ich nicht auf dem Platz stehe, ist auch klar", sagte der 34-Jährige gegenüber der "Sport Bild" kürzlich. "Wir haben in der Offensive fast ein Überangebot an Qualitätsspielern. Da muss jeder manchmal schlucken."
Inmitten hanebüchen scheinender Abgangsgerüchte machte Müller klar, beim FC Bayern bleiben und "auf jeden Fall über 2024 hinaus ein Jahr weiterspielen" zu wollen. Das halten nicht alle für realistisch. Lothar Matthäus äußerte in seiner Sky-Kolumne den Eindruck, die Situation von Müller sehe nach einem "schleichenden Abgang" aus. Aktuell stehen die Zeichen aber eher auf Verbleib.
Wie "Sport1" berichtet, soll sich Bayern-Sportdirektor Christoph Freund vorgenommen haben, sich im Idealfall bis zum Jahresende mit der Vertragsverlängerung von Thomas Müller zu beschäftigen. Auch die Zukunft von Alphonso Davies, dessen Arbeitspapier noch bis 2025 läuft, soll bis dahin geklärt werden.
Spätestens im nächsten Jahr stünden "Sport1" zufolge dann die Gespräche mit Leroy Sané (Vertrag bis 2025), Joshua Kimmich (Vertrag bis 2025) und Jamal Musiala (Vertrag bis 2026) an.
Zwar müsste Thomas Müller bei einer Vertragsverlängerung voraussichtlich Gehaltseinbußen hinnehmen, allerdings spielt er auch nicht mehr sportlich die tragende Rolle. Abseits des Feldes dafür umso mehr.
Thomas Tuchel bezeichnete Müller als eine "spielende Legende", Bayern-Präsident Herbert Hainer gegenüber der "Abendzeitung" als "Urgestein des Klubs". Er betonte: "Einen wie ihn wird es nie mehr geben."
Zumindest gegen Kopenhagen, stellte Tuchel klar, werde Thomas Müller "normalerweise" spielen. "Auch von Beginn an."