Das Spitzenspiel der Bundesliga zwischen Bayern München und Borussia Dortmund (4:2) blieb letztlich ohne die erwartete Spannung aus. Der deutsche Rekordmeister konnte sich souverän gegen den BVB durchsetzen, wobei das Endergebnis sogar noch über die bayerische Dominanz hinwegtäuscht. Die brisanteren Zweikämpfe haben ohnehin abseits des Platzes stattgefunden.
Thema war dort erneut die überraschende und für alle Beteiligten unrühmliche Entlassung von Julian Nagelsmann. Im Vorfeld des Spiels musste sich Bayern-Vorstandschef Oliver Kahn kritischen Fragen am Sky-Mikrofon stellen – und geriet dort heftig mit Rekord-Nationalspieler Lothar Matthäus aneinander.
Dass Nagelsmann von seinem Ausscheiden aus den Medien erfahren hatte, war laut Kahn zwar eine "Katastrophe", aber kein Fehlverhalten von Vereinsseite aus gewesen. Man habe Nagelsmann noch vor der Tuchel-Zusage gebeten, an die Säbener Straße zu kommen, allerdings war dieser zu dem Zeitpunkt im Urlaub.
Es soll auch die Überlegung gegeben haben, in das etwa 150 Kilometer entfernte Skigebiet zu fahren, man habe sich dann aber "anders entschieden". Dass die Nachricht dann vorzeitig publik wurde, dafür sei "sicherlich keiner vom FC Bayern" verantwortlich gewesen, betonte Kahn wie zuletzt auch schon Sportvorstand Hasan Salihamidžić. Als dann die Frage aufkam, warum man Nagelsmann nicht einfach angerufen habe, wurde es hitzig.
"Sie möchten doch nicht einem Trainer übers Telefon sagen, dass sie sich von ihm trennen. Das ist zumindest nicht mein Stil, und das ist auch nicht der Stil des FC Bayern", erklärte Kahn sichtlich gereizt. Was die Chronologie der Ereignisse betrifft, hat Lothar Matthäus allerdings eine andere Sichtweise.
Nachdem sich die ehemaligen Mannschaftskollegen daraufhin vor laufender Kamera ein hitziges Wortgefecht über das "Mia san Mia"-Gefühl beim deutschen Rekordmeister geliefert hatten, teilte Matthäus in der Halbzeitpause gegenüber dem Nachrichtenportal "t-online" noch einmal gegen Kahn aus.
"Ich weiß, dass Oliver Kahn lügt", polterte der 62-Jährige und fügte hinzu: "Ich sage nur das, was ich höre, sehe und fühle. Die zeitliche Abfolge, so wie sie Kahn schildert, passt nicht zusammen."
So ähnlich sieht das auch die Berater-Agentur des geschassten Bayern-Trainers. "Es gab keinen Kontakt und keinen Kontaktversuch der Bayern", betonte "Sports 360" in einem Statement. "Das Management von Julian Nagelsmann hat selbst nach den diversen Gerüchten in den Medien bei Hasan Salihamidžić angerufen."
Bei Bild TV wurde Kahn am Sonntagmorgen schließlich noch einmal mit den Aussagen von Matthäus konfrontiert, der darauf sichtlich genervt reagierte. Er und Salihamidžić hätten zu jederzeit die Wahrheit gesagt und er wisse nicht "was Lothar hört, sieht – und auch fühlt." Matthäus habe sich zum "Chefkritiker des deutschen Fußballs" entwickelt, und das "auf allen Kanälen".
Die Äußerungen des Rekordnationalspielers seien "halt- und stillose Aussagen", betonte Kahn weiter und meint, man solle "gewisse Grenzen nicht überschreiten". "So ist Lothar und da wird er sich auch nicht mehr ändern", so das Resümee des 53-Jährigen.
Wer letztlich wen zu welchem Zeitpunkt angerufen hat, ist nicht abschließend zu klären, es steht Aussage gegen Aussage. Fest steht allerdings, dass der vorzeitige Leak der Entlassung den Bayern-Vorstand gehörig unter Druck gesetzt hat – und der internen Stimmung nicht förderlich gewesen sein dürfte.