Ul Hoeneß polarisiert immer wieder. Zu seiner Zeit als Bayern-Manager attackierte er verbal regelmäßig seine Gegner, noch heutzutage ruft er gelegentlich im "Doppelpass" an, wenn ihm eine Diskussion nicht gefällt und auch in den vergangenen Tagen schaltete sich der mittlerweile 71-Jährige in die Debatte um Manuel Neuer ein.
Nun hat sich der Ex-Bayern-Präsident auch zu einer anderen Thematik geäußert, die im besonders im deutschen Fußball immer wieder diskutiert wird: die "50+1"-Regel.
In einer Talkrunde der "Neuen Presse" wetterte Hoeneß gegen die Regel, die den Einstieg eines Investors bei deutschen Klubs verbietet. Dabei bekam Hoeneß Unterstützung von Hannover-Boss Martin Kind.
"Wir wären total dafür, dass diese Regelung fällt", positionierte sich Hoeneß klar gegen die Regelung, wonach Bundesliga-Vereine mehr als 50 Prozent der eigenen Anteile halten müssen. Dadurch gerate man "international total ins Hintertreffen", erklärt der Ex-Bayern-Boss.
Während Klubs besonders in der englischen Premier League mit Geld um sich werfen können, welches ihnen von reichen Investoren zur Verfügung gestellt wird, müssen die Bundesliga-Vereine ihre Budgets noch selbst erwirtschaften. "Deshalb ist England international weit vor uns", glaubt Hoeneß.
Uli Hoeneß ist das jedoch nicht genug. Er wünscht sich für den FC Bayern sowohl mehr Geld als auch mehr Macht. "Der Einfluss des FC Bayern auf den deutschen Fußball im Bereich DFL und DFB ist mir zu wenig. Es kann nicht sein, dass der wichtigste deutsche Verein da so wenig vertreten ist", beschwert er sich über das der Bayern-Stimme beigemessene Gewicht.
Als Hoeneß noch Bayern-Manager war, sei das anders gewesen: Da wären Hoeneß und Rummenigge immer die ersten Ansprechpartner der DFL-Bosse gewesen. Seit dem Führungswechsel aber habe die Konkurrenz die Bescheidenheit der neuen Bayern-Chefs Oliver Kahn und Herbert Hainer ausgenutzt, glaubt Hoeneß.
So sei inzwischen Hans-Joachim Watzke zum starken Mann bei der DFL aufgestiegen. "Das hat auch damit zu tun, dass unsere Leute ein bisschen zu zurückhaltend sind", beschwert sich Hoeneß.
Gleichzeitig kann er sich eine Spitze gegen den BVB-Geschäftsführer nicht verkneifen: "Watzke hat jetzt einen kleinen Vorsprung. Wie immer im Leben ist Dortmund aber anschließend Zweiter."
Als Uli Hoeneß dem BVB-Boss auch noch "Scheinheiligkeit" vorwirft, pflichtet ihm Hannover-96-Investor Martin Kind euphorisch bei. "Herr Watzke formuliert sehr differenziert: Borussia Dortmund ist die einzig börsennotierte Kapitalgesellschaft im deutschen Fußball, 96 Prozent der Anteile sind über den Kapitalmarkt verteilt", echauffiert sich Kind. "Das ist also ein typisches Wirtschaftsunternehmen. Aber dann wird fabuliert über '50+1', das sie selbst nicht einhalten."
Kind hat jahrelang selbst mit harten Bandagen gegen die "50+1"-Regel gekämpft. Schon 2011 hatte er vor einem Schiedsgericht die Regelausnahme erstritten, wonach die "50+1"-Regel umgangen werden kann, wenn ein Investor einen Verein mehr als 20 Jahre lang erheblich gefördert hat.
Auf Grundlage dieser Ausnahme durfte später Hoffenheim-Boss Dietmar Hopp die Mehrheit der Anteile an der TSG kaufen. Kinds eigener Antrag wurde 2018 von der DFL jedoch abgelehnt. Mittlerweile befindet er sich in gerichtlichen Auseinandersetzungen mit seinem Verein, ob er überhaupt noch Geschäftsführer sein darf. Die letzte Entscheidung am Oberlandesgericht Celle war zugunsten des 78-Jährigen.