Es geht wieder einmal ums Geld und diesmal könnten die 25.000 Fußballvereine im Amateurbereich profitieren. Der DFB fordert 100 Millionen Euro von der DFL, die der Fußballbasis in Deutschland zugutekommen sollen. Der Verband hat mit seiner Forderung gute Karten, denn er stellt der DFL das Recht zur Verfügung, den Wettbewerb um die Deutsche Meisterschaft und die Teilnahme an den europäischen Wettbewerben auszuüben.
Das ist für die DFL und ihre 36 Profiklubs eine Lizenz zum Gelddrucken, wie wir alle wissen. Nicht nur für den FC Bayern, der sich Medienberichten zufolge allein die Verpflichtung und Entlassung seines letzten Trainers bis zu 50 Millionen Euro hat kosten lassen. Es ist also genügend Geld im System, um die Amateurvereine im Land zu unterstützen.
Deshalb hatte man bereits 2001 festgeschrieben, dass die Liga drei Prozent ihrer TV-Rechte- und Ticketeinnahmen an den DFB überweisen muss. Mit dieser Formel wäre man allerdings bereits im Zuge der letzten Vertragsverhandlung vor sieben Jahren bei mindestens 60 Millionen Euro gelandet. Überwiesen wurden unterm Strich aber nur 6 Millionen.
Mit anderen Worten: Der Amateursport in Deutschland hätte in den zurückliegenden Jahren zehnmal mehr Geld bekommen müssen, als der damalige Präsident Reinhard Grindel im letzten Vertragswerk ausgehandelt hat.
Und auch dieser Wert ist nicht branchenüblich, wie Betriebsprüfer des Finanzamts Frankfurt feststellten. Sie schlagen vor, dass sich DFL und DFB bei ihren Vertragsverhandlungen an den marktüblichen Gegebenheiten in der Wirtschaft ausrichten müssen. Dort sind fünf bis zehn Prozent Umsatzbeteiligung das Maß der Dinge. Der DFB hätte demnach gut und gerne das Doppelte fordern können.
Bernd Neuendorf hatte diesen unausgewogenen Grundlagenvertrag bereits im Wahlkampf um das DFB-Präsidentenamt zu Thema gemacht. Er kündigte vor mehr als einem Jahr an, dass er eine Reihe von Maßnahmen und Förderprogrammen für den Amateursport zusammenstellen möchte, bevor er die DFL mit neuen Zahlen konfrontiert.
Der Grundlagenvertrag läuft zum 30. Juni dieses Jahres aus und bislang fehlt so eine konkrete Liste zur Förderung des Amateursports. Dafür liegen Zahlen vor: 100 Millionen sind viel, aber mit Blick auf die Umsätze der DFL nachvollziehbar realistisch.
Mit dem Geld könnten Jugend- und Kindertrainer ausgebildet und bezahlt werden. Sportplätze und Umkleideräume ließen sich sanieren und neu bauen. Die Digitalisierung des Amateursports ließe sich finanzieren und die Fußballverbände könnten auf den Vereinsbeitrag für Kinder- und Jugendliche oder auf Meldegebühren für Mannschaften verzichten. 100 Millionen Euro wären eine willkommene Finanzspritze für die Basis, die letztlich ja auch die Talente für die Bundesliga und Nationalmannschaft entdeckt, entwickelt und fördert.
Angesichts dieser guten Aussichten für den Vereinssport wirkt die Härte, in der DFL-Aufsichtsratsboss Hans-Joachim Watzke gegen die DFB-Forderungen Stimmung macht, befremdlich. Noch bevor Watzke offiziell mit dem Präsidenten des DFB in dieser Sache gesprochen hat, ließ er mehrfach über die Medien verkünden, dass er vor Gericht ziehen will. Er betont zugleich, dass es zum Bruch zwischen DFB und der DFL kommen könnte.
Auch das freundschaftlich konstruktive Verhältnis, von dem er meint, es in der Ära nach Rainer Koch selbst mitaufgebaut zu haben, stellt er knallhart infrage.
Watzke nutzt auch in dieser Frage seinen Draht in die Presse, um am DFB-Präsidium vorbei mediale Fakten zu schaffen und die gemeinsamen Verhandlungen bereits zu Beginn zu torpedieren.
Das aktuelle Watzke-Narrativ lautet auch tatsächlich, dass die DFL nicht die "Vollkaskoversicherung" für den DFB sein kann, um deren Finanzlöcher zu stopfen.
Ich meine, diese sprachliche Vereinfachung ist absolut überzogen und unangemessen. Die Geldgier des Profifußballs muss doch irgendwann einmal begrenzt werden. Deshalb sage ich: fünf bis zehn Prozent der TV- und Ticketeinnahmen für den Amateursport ist zweifelsohne eine faire Forderung. Vorausgesetzt, das Geld käme tatsächlich auch an der Basis an.
Vielleicht wird Hans-Joachim Watzke bald von jemanden daran erinnert, dass er selbst der erste Vizepräsident des DFB ist und dass er vom DFB demnächst sogar noch in die Uefa-Exekutive hineingehoben wird.
In beiden Ämtern soll er die Interessen des deutschen Fußballs vertreten. Dabei geht es nicht nur um die Mitglieder von Borussia Dortmund und die Finanzinteressen des deutschen Profifußballs. Es geht um gerechte wirtschaftliche Zusammenarbeit und ein faires Miteinander.
Deshalb darf sich der DFB-Präsident nicht erneut von den Profis über den Tisch ziehen lassen!