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Wenn Matthias Sammer in den vergangenen Wochen und Monaten über den deutschen Fußball und seine Top-Klubs gesprochen hat, fiel sein Fazit meistens mehr als ernüchternd aus. Erst vor zwei Wochen bereite ihm der FC Bayern mit seiner Leistung trotz des 3:1-Auswärtssiegs bei Galatasaray Istanbul gehörige Sorgen. Zudem kritisierte er das Vorgehen von Trainer Thomas Tuchel.
In der neuesten Folge des "Bild"-Podcasts "Phrasenmäher" wurde Sammer nun noch einmal deutlicher, was den Zustand des FC Bayern und des deutschen Fußballs angeht.
Geht es um seinen Ex-Klub aus München, vermisst der 56-Jährige eine klare Achse, die auch so benannt wird. "Aber, wenn du sie so nicht öffentlich benennst, hat das eine Wirkung, die man auch sieht: Die Ergebnisse sind gut, aber irgendwas wirkt noch nicht so stabil – wenn du kein klares Innenleben hast, ist das aber auch schwierig."
Als geeigneten Leader in der Abwehr sieht er Matthijs de Ligt, im Mittelfeld Joshua Kimmich, der aktuell aber auch nicht in guter Form ist und "ein, zwei Leute an der Seite braucht" und davor Harry Kane.
In der Podcast-Folge blickt der ehemalige Sportchef der Münchner auch auf die Arbeit des ehemaligen CEO Oliver Kahn und Sportvorstand Hasan Salihamidžić. Von beiden trennten sich die im Sommer ziemlich geräuschvoll.
Sammer ist sogar der Meinung, dass Kahn den falschen Job bei den Bayern hatte. "Ich habe mit ihm darüber gesprochen und auch, wenn er es komplett anders sieht – in meinen Augen ist das so." Kahn sei laut ihm unbestritten ein Sieger und Anführer, der alles im Fußball wisse. Dennoch sieht Sammer in Kahn eher die Rolle des Sportvorstands statt des CEO.
Diese Rolle füllte hingegen Salihamidžić aus. Für Sammer zwar ein Sieger, "aber er ist kein klassischer Anführer." Diese Führungsposition sei laut Sammer möglicherweise gar nicht sein Naturell, "daher war es aus meiner Sicht nicht die richtige Konstellation."
Dass Bayern-Patron Uli Hoeneß aufgrund der gescheiterten Personalien den Gedanken äußerte, die Führungspositionen beim deutschen Rekordmeister nicht mit Ex-Fußballern zu bekleiden, hält er für einen riesigen Fehler. Er sei kurz davor gewesen, um ihm den "Riesen-Fehler" auszureden. In gewohnter Manier redet er sich regelrecht in Rage.
Und auch zum Zustand des deutschen Fußballs beim DFB hat Sammer eine klare Meinung, die nicht für den Verband spricht.
Er kritisiert, dass es keinen "starken Sportdirektor" gebe. Rudi Völler hätte nie im Nachwuchs gearbeitet, Hannes Wolf als Nachwuchsdirektor sei zwar fachlich gut, aber "kein Anführer". Auch Andreas Rettig, der kürzlich vom DFB zum Geschäftsführer Sport berufen wurde, sei kein Sieger.
Und dann rechnet Sammer noch einmal mit der kompletten Verbandsstruktur ab.
Dies sei keine Konstellation, die garantieren würde, dass der deutsche Fußball für die Zukunft gut aufgestellt sei.
Er selbst verdeutlichte, dass er für keine Vollzeitaufgabe beim Verband zur Verfügung stehe. "Mein nächster logischer Schritt könnte sein, mitzuhelfen, das System des deutschen Fußballs zu verbessern, in dem ich meinen Teil dazu beitrage, dass die wichtigsten Positionen mit den besten Leuten besetzt sind."
Doch Sammer stellt infrage, ob seine Expertise überhaupt gewollt wird. "Unser System ist mittlerweile so schlecht, dass ich glaube, dass sie ein Stück weit Angst vor mir haben."
