Ein weiterer Bundesliga-Spieltag ist ins Land gegangen, an dem der Nachhall der sportlichen Darbietungen vom Rumoren strittiger Schiedsrichter-Entscheidungen geschluckt wurde. Insbesondere der Videoschiedsrichter (VAR) avanciert zum liebsten Hassobjekt deutscher Fußballfans.
Bei der Begegnung zwischen Frankfurt und Dortmund (3:3) gab es gleich mehrere Zwischenfälle, die zu kollektivem Stirnrunzeln führten, auch die Partie zwischen Augsburg und Wolfsburg war nicht von einer Fokusverschiebung in Richtung des Spieloffiziellen gefeit. Ganz zum Unmut des ehemaligen Schiedsrichters Manuel Gräfe.
Auf X, vormals Twitter, holt der 50-Jährige süffisant zum Rundumschlag gegen das deutsche Schiedsrichterwesen im Allgemeinen aus. Der zurückliegende Bundesliga-Spieltag sei "der Wahnsinn" in fast jedem Spiel gewesen, befindet Gräfe, wobei man davon ausgehen darf, dass er damit nicht etwa den Treffer von Harry Kane aus 55 Metern meinte.
Die Schiedsrichter seien "ohne Führung-verheizt-überfordert", schreibt er weiter. Dass Gräfe dabei orthografisch-asthmatisch auf Leerzeichen verzichtet, lässt sich mit der inhaltlichen Schnappatmung erklären.
Schließlich flüchtet sich der frühere DFB-Schiedsrichter in die Kunst. Als exemplarische Songtexte fielen ihm dazu nur das Credo von Astrid Lindgrens Kinderbuch-Heldin Pippi Langstrumpf ein, deren Lebensmotto berühmterweise lautete: "Ich mach mir die Welt, widewide wie sie mir gefällt." Auch Monty Pythons "Always Look on the Bright Side of Life", bekannt aus dem Satire-Film "Das Leben des Brian" käme ihm in den Sinn.
"Wo stand noch vor zwölf Jahren das deutsche Schiedsrichterwesen", seufzt Gräfe abschließend, mit einem sich die Tränen zurückhaltenden Emoji zur Untermalung.
Insbesondere bei der Partie zwischen Dortmund und Frankfurt greift er mehrere Aktionen heraus. Den Frankfurtern sei ein regulärer Elfmeter verweigert worden, als BVB-Torwart Alexander Meyer Omar Marmoush zu Boden brachte. Auf der anderen Seite sei das Handspiel von Dortmunds Marius Wolf hingegen nicht strafstoßwürdig gewesen. Beide Aktionen sorgten nach dem Spiel bei einigen für Unverständnis.
Axel Hellmann, Vorstandssprecher von Eintracht Frankfurt, sagte nach dem Spiel, er wolle den Einsatz des VAR "auf wesentliche Entscheidungen reduzieren". Er glaube nicht mehr, dass das den Fußball besser macht.
Mats Hummels haderte unterdessen mehr mit dem Elfmeter nach dem Handspiel von Marius Wolf. "Bitte ändert die Regel für Handspiele, niemand will diese Elfmeter mehr sehen", schrieb der Dortmunder auf Instagram.
Für Manuel Gräfe seien aber weniger die Regeln das Problem, als viel mehr die Personen, die diese ausführen sollen. So schreibt er in einem anderen X-Post: "Meine größte Fehleinschätzung zum Thema VAR war, dass es mit Einführung viel schwieriger sein wird, die Qualitätsunterschiede der einzelnen Schiedsrichter zu erkennen, weil mit Bildern nun alle richtig oder zumindest nachvollziehbar entscheiden werden. Weit gefehlt."