Schon vor dem Anpfiff war klar, dass die Schweizer Nationalmannschaft bei der EM 2025, beim Turnier im eigenen Land, etwas Historisches vollbracht hat: Die Frauen hatten sich zum ersten Mal für ein EM-Viertelfinale qualifiziert.
Und dabei hat die Mannschaft um die Champions-League-Siegerin Lia Wälti die Nation begeistert. Bei jedem Spiel der Schweizerinnen herrschte eine gewaltige Stimmung, das war am Freitagabend gegen Spanien nicht anders.
Die Euphorie und das in der Gruppenphase gesammelte Selbstvertrauen sollte letztlich aber nicht reichen, um die hochfavorisierten Spanierinnen, als amtierende Weltmeisterinnen Topfavorit bei dieser EM, zu bezwingen. Der Favorit setzte sich mit 2:0 durch, hätte das Ergebnis sogar noch deutlicher gestalten können.
Die Enttäuschung war allen Schweizer:innen, auf dem Rasen oder auf den Rängen, anzusehen. Von Unmut aber war keine Spur, stattdessen bedankten sich die Profis bei den Fans mit einem riesigen Banner für die Unterstützung. "Merci Fans", stand auf diesem geschrieben.
Eine besondere Geste hatten sich indes auch die Spanierinnen überlegt. Anstatt nach Spielende einfach nur den Einzug ins EM-Halbfinale zu feiern, präsentierten sich diese als außerordentlich gute Gewinnerinnen.
Die Spanierinnen trösteten ihre Gegenspielerinnen und standen ihnen Spalier.
Nach Endspielen ist das durchaus üblich, der unterlegenen Mannschaft auf diese Art und Weise seinen Respekt zu zollen. Abseits eines Finals ist es aber ein absolut ungewöhnliches Bild, wie auch ARD-Expertin Almuth Schult anmerkte. "Das habe ich im Männerfußball noch nie gesehen", sagte sie zunächst.
Nach kurzem Überlegen ergänzte die langjährige deutsche Nationaltorhüterin, dass ihr im Frauenfußball aber auch kein vergleichbarer Moment in den Sinn komme.
Bemerkenswert war an diesem Abend aber nicht nur die Verabschiedung der Schweizerinnen, sondern auch das Sportliche. Spanien verpasste ein noch deutlicheres Ergebnis, vergab gleich zwei Elfmeter.
Im Viertelfinale zwischen England und Schweden am Abend zuvor, das erst im Elfmeterschießen entschieden wurde, wurden gar neun Strafstöße verschossen. Und auch im ersten Viertelfinale zwischen Norwegen und Italien hat Ada Hegerberg einen Elfmeter vergeben. Ist das mehr als nur ein Zufall?
"Das würde ich nicht generalisieren", will Schult noch kein allgemeines Elfmeterproblem im Frauenfußball daraus ableiten. Bei dieser EM sei es aber "auffällig, dass viele verschossen werden".
Die frühere Nationaltorhüterin hat aus der bisherigen Turnierbilanz indes nicht nur Fehlschüsse herausgelesen: "Man muss sagen, dass die Torhüterinnen es gut machen. Sie warten lange, sie machen es den Schützinnen schwer, sie auszugucken."
Der viel zu zentrale Versuch von Alexia Putellas gegen die Schweiz wiederum fällt nicht in diese Kategorie. "Von einer Weltfußballerin wie Putellas würde man erwarten, dass sie nicht ganz so torhüterfreundlich schießt", schloss Schult das Thema.