Es hat sich in den vergangenen Monaten fast schon zu einer Tradition entwickelt, dass bei den Nominierungen für die deutsche Nationalmannschaft in jeder Länderspielpause ein neuer Spieler des VfB Stuttgart in der Auswahl von Julian Nagelsmann auftaucht.
Nachdem in den Vormonaten bereits Maximilian Mittelstädt, Waldemar Anton, Deniz Undav, Chris Führich, Alexander Nübel und Angelo Stiller in den Kreis des DFB-Teams aufgenommen wurden, wartete die Anhängerschaft des VfB am Donnerstag zunächst jedoch vergebens auf weiteren schwäbischen Zuwachs.
Der einzige Neuling, den der Bundestrainer für die anstehenden Länderspiele gegen Bosnien und Herzegowina sowie gegen die Niederlande nominiert hat, heißt nämlich Tim Kleindienst. So sah zumindest der ursprüngliche Plan von Nagelsmann aus.
Am Freitag aber musste der 37-Jährige davon abweichen. "Jamal Musiala wird uns wegen Hüftgelenksbeschwerden für die anstehenden Länderspiele leider nicht zur Verfügung stehen", teilte der DFB auf X mit. Des einen Freud ist bekanntermaßen des anderen Leid, denn für den Bayern-Star nominierte der Bundestrainer Jamie Leweling nach.
Also doch wieder ein Stuttgarter Neuling, gleich sechs VfB-Profis finden sich damit im aktuellen DFB-Kader. "Es ist verrückt, das ging jetzt sehr schnell. Das sieht er selbst ähnlich", ordnete Sebastian Hoeneß die neue schwäbische Dominanz am Freitag auf einer Pressekonferenz ein.
Eigentlich sollte es dabei um das anstehende Ligaspiel gegen Hoffenheim gehen, tatsächlich aber wurde der Trainer fast nur zu Leweling ausgefragt.
"Ich wusste vorher schon, dass er eine große Rolle in den Überlegungen von Julian spielt", berichtete der Stuttgarter Cheftrainer, dass er eine gewisse Vorahnung hatte. "Anscheinend sind die so groß gewesen, dass er jetzt der erste Nachrücker ist. Das ist schon sensationell für ihn und für uns alle."
Auch Leweling selbst sei sich darüber im Klaren gewesen, dass ihn der Bundestrainer schon auf dem Zettel hatte. "Dann halt beim nächsten Mal", habe sich der Offensivmann laut seines Trainers gedacht, nachdem es zunächst nicht gereicht hatte. Nun klappt es doch: "Er will direkt beweisen, dass er da auch hingehört."
Der DFB-Neuling ist indes nicht der einzige Stuttgarter, der seinem Debüt in der Nationalmannschaft entgegenfiebert. Denn auch Atakan Karazor wurde erstmals nominiert, der Deutsch-Türke wird allerdings für die Türkei auflaufen.
"Er bringt schon über einen langen Zeitraum gute Leistungen, nimmt eine sehr zentrale Rolle ein und hat extrem mitgeholfen, dass wir einen super Verlauf genommen haben", lobte Hoeneß die Entwicklung seines Mittelfeldstrategen.
Karazor selbst hatte seine Entscheidung zugunsten der Türkei mit der besseren sportlichen Perspektive erklärt. "Ich kann seiner Argumentation folgen", hat der VfB-Coach Verständnis. Für seinen achten Streich im DFB-Team muss er also einen anderen Stuttgarter in Position bringen.