Von Werder Bremen oder VfB Stuttgart zu Real Madrid? Mesut Özil und Sami Khedira haben vorgemacht, dass das möglich ist. Ein paar gute Saisons im deutschen Oberhaus auf dem, schon ist man im Fokus der ganz großen europäischen Klubs.
Die Bundesliga hat sich in den vergangenen Jahren für viele junge Spieler als Sprungbrett auf dem Weg in jene europäischen Ligen erwiesen, die noch mehr Glanz und Glamour versprechen.
Özil und Khedira sind da längst nicht die einzigen Beispiele. Kevin de Bruyne und Leroy Sané zog es von Wolfsburg beziehungsweise Schalke nach Manchester, Roberto Firmino wechselte aus dem beschaulichen Hoffenheim nach Liverpool, Pierre-Emerick Aubameyang wurde in Dortmund zum Superstar und spielt heute beim FC Arsenal.
Jüngst machten zum Beispiel auch Achraf Hakimi (jetzt Inter Mailand) bei Borussia Dortmund oder Weston McKennie (Juventus Turin) beim FC Schalke in der besten deutschen Fußballliga auf sich aufmerksam. Danach wechselten sie nach Italien.
Auch die jungen deutschen Nationalspieler Kai Havertz und Timo Werner spielen seit Sommer nicht mehr in Leverkusen und Leipzig, sondern beim FC Chelsea in der englischen Premier League.
Und ein Ende der Abwanderung von Deutschland in Europas Top-Ligen ist nicht in Sicht.
Viele ausländische Spieler suchen sogar gezielt den Weg in das Schaufenster Bundesliga, um sich auf hohem Niveau weiterentwickeln zu können. Denn die Bundesliga ist bekannt dafür, dass die Klubs auf junge Talente setzen.
So ist es zum Beispiel kein Zufall, dass Jadon Sancho, Giovanni Reyna, Erling Haaland und Jude Bellingham sowie mehrere französische Nachwuchskicker von Topklub Paris Saint-Germain in der Bundesliga spielen: Christopher Nkunku (Leipzig), Moussa Diaby (Leverkusen), Tanguy Nianzou (FC Bayern) oder Tanguy Coulibaly (Stuttgart) haben alle eine hervorragende Ausbildung bei PSG genossen. Aber sie kamen dort nicht an den großen und teuren Stars vorbei, die dem neureichen Klub die Titel bescheren sollen.
Die nächsten talentierten Spieler, die bald für viel Geld aus der Bundesliga weiterziehen könnten, stehen schon längst und in großer Anzahl bereit. Eine neue Marktwertanalyse des Branchenportals "Transfermarkt" verdeutlicht dies.
Anhand der aktualisierten Werte hat das Portal eine Top-Elf der wertvollsten U20-Profis erstellt. Diese fiktive Aufstellung belegt, dass die Bundesliga in Sachen Nachwuchsstars führend ist. Drei der vier wertvollsten Youngster, die 20 oder jünger sind, spielen in Deutschland.
Die Dortmunder Stürmer Erling Haaland und Jadon Sancho – beide 20, beide 100 Millionen Euro wert – belegen die ersten beiden Plätze. Der BVB ist damit als einziges Team doppelt vertreten. Dahinter folgen Bayern Münchens ebenfalls 20-jähriger Linksverteidiger Alphonso Davies und Ansu Fati (18) vom FC Barcelona. Beide kommen auf einen Marktwert von 80 Millionen Euro.
Außerdem hat es mit Innenverteidiger Ozan Kabak auch ein Jungprofi vom FC Schalke in die U20-Topelf geschafft. Der 20-jährige türkische Nationalspieler ist laut "Transfermarkt" 25 Millionen Euro wert.
Insgesamt stehen in dieser fiktiven Elf also vier Bundesliga-, drei Premier-League und zwei Ligue-1-Talente sowie jeweils eins aus der Serie A und La Liga.
Der seit kurzem jüngste Bundesligaspieler aller Zeiten – Dortmunds 16-jähriges Wunderkind Youssoufa Moukoko – ist trotz seines Alters nicht in der Top-U20-Elf. Nach seinem 16. Geburtstag (20. November), ab dem ein Spieler laut DFL-Statuten in der Bundesliga spielen darf, erhielt Moukoko von den "Transfermarkt"-Experten einen Startwert von erstmal "nur" zehn Millionen – was allerdings der beste Wert in seiner Altersklasse ist.
Wenn er seine großen Ambitionen erreicht, wird er sicher bald das Doppelte und Vierfache wert sein. Moukokos Karriereziele sind nämlich wenig bescheiden: "Wenn ich ehrlich bin, ist es mein Ziel, Profi in Dortmund zu werden, mit der Borussia die Champions League zu holen und den Ballon d'Or zu gewinnen", sagte er im Alter von 14 Jahren der "Sport Bild" im Winter 2018.
Dafür müsste er dann aber im Gegensatz zu den Firminos, Özils und Aubameyangs wahrscheinlich noch eine ganze Weile in der Bundesliga bleiben.
(as)