Der Transfersommer verlief beim FC Bayern – gelinde gesagt – holprig. Nach wochenlangem Ringen erhielt man zwar den Zuschlag für Wunschspieler Harry Kane, gerade in der Defensive scheint der Kader allerdings relativ auf Kante genäht.
Lucas Hernández, Benjamin Pavard, Josip Stanišić und Daley Blind wurden allesamt ziehen gelassen. Für adäquaten Ersatz wurde nicht gesorgt. Bereits zum Saisonstart äußerte sich Trainer Thomas Tuchel skeptisch im Hinblick auf die Kaderbreite.
So ergibt sich die Situation, dass der FC Bayern wenig Spielraum hat, um Leistungsschwankungen personell abzufedern. Und weil im Süden Deutschlands die eigenen Ansprüche traditionell besonders hoch und die Zündschnur besonders kurz ist, wird sich nach sechs Spieltagen und noch nicht sicherer Herbstmeisterschaft bereits nach Ersatz umgeschaut.
Deswegen bahnt sich bereits jetzt ein Neuzugang bei den Bayern an: Jérôme Boateng hat am Sonntag bereits bei den Profis mittrainiert und könnte anschließend einen Vertrag bis zum Saisonende erhalten. Aus sportlicher Sicht stößt diese Überlegung nicht überall auf Verständnis.
So äußerte sich beispielsweise der TV-Experte und langjährige Bayern-Profi Lothar Matthäus kritisch zu einer etwaigen Verpflichtung. "Den Namen Boateng in der Verbindung zu lesen, war sehr überraschend für mich", sagte Matthäus gegenüber Sky.
In diesem Video erfährst du mehr über Jérôme Boateng und darüber, wie wahrscheinlich eine Rückkehr zum FC Bayern wirklich ist:
Mit der Entscheidung gestehe sich Bayern einen Fehler ein: "Man hat die Hausaufgaben in der Verteidigung nicht so erledigt, wie man es hätte tun sollen, sonst hätte man einen vierten gelernten Innenverteidiger gehabt."
Zudem hätten die Bayern in der Vergangenheit "Aussagen getätigt, die nicht dazu passen würden, Jérôme zurückzuholen“, womit Matthäus vermutlich darauf anspielt, dass Bayerns Ehrenpräsident Uli Hoeneß im Jahr 2019 Boateng als "Fremdkörper" bezeichnete und ihm öffentlich einen Wechsel nahelegte.
Boateng prägte beim FC Bayern zwischen 2011 und 2021 eine enorm erfolgreiche Zeit, gewann unter anderem neun Mal die Deutsche Meisterschaft und zwei Champions-League-Titel. Sein Abgang lief dem Vernehmen nach allerdings nicht reibungslos.
In der Folge wechselte Boateng zum französischen Erstligisten Olympique Lyon, kam dort aber nur auf 35 Pflichtspiele in zwei Saisons. Im Sommer wurde sein Vertrag nicht verlängert.
Da die bayerische Innenverteidigung bestehend aus Min-jae Kim, Dayot Upamecano und Mathijs de Ligt bislang allerdings sowohl unterbesetzt ist als auch nicht sattelfest spielt, könnte Jérôme Boateng zumindest als weitere Option herhalten.
Im Pokalspiel gegen Preußen Münster mussten zuletzt sogar die positionsfremden Leon Goretzka und Noussair Mazraoui die zentrale Abwehrposition bekleiden.