Eine außergewöhnliche Champions-League-Saison bekommt am Samstag ein namhaftes Finale. Der deutsche Rekordmeister Bayern München trifft auf das Nonplusultra der französischen Ligue 1, Paris Saint-Germain.
Die Euphorie ist groß. Der als Interimscoach angestellte Hansi Flick hat es geschafft, in nicht einmal einer ganzen Saison mit dem FC Bayern die deutsche Meisterschaft und den DFB-Pokal zu gewinnen. Jetzt steht er mit seiner Mannschaft einen Schritt vor dem Triple. Das ist außer Jupp Heynckes keinem Bayern-Trainer bisher gelungen.
Der französische Hauptstadtklub steht zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte im Finale der Königsklasse. Dass ein Sieg der Anspruch der Geldgeber ist, wurde mehrfach betont. Der Druck, der auf den Schultern von PSG-Trainer Thomas Tuchel lastet, ist also nicht gering.
Liga-intern ist das Pariser Star-Ensemble um Neymar Jr. und Kylian Mbappé aktuell das Maß aller Dinge. Doch die Rivalität zum traditionsreichen Klub der zweitgrößten Stadt Frankreichs, Olympique Marseille, bleibt bestehen.
Und während nun ganz Frankreich vor dem Champions-League-Finale mit PSG fiebert, ergriff Rivale Marseille ganz andere Maßnahmen – um kurze Zeit später wieder zurückzurudern.
Die Stadt hat am Sonntag ein striktes PSG-Verbot verordnet. Das Tragen von PSG-Trikots in der Innenstadt ist am Finaltag nicht erlaubt. Ebenso sind die Farben des Klubs, entsprechende Gesänge sowie andere Fan-Utensilien von PSG untersagt.
Nun also die Rolle rückwärts. Das entsprechende Dekret, das am Sonntag ab 15 Uhr die Anwesenheit von PSG-Anhängern oder "Personen, die sich als solche präsentieren" im Alten Hafen und den umliegenden Stadtteilen verboten hatte, sei ausschließlich zum Schutz der Pariser Fans gewesen, erklärte die Polizeipräfektur der südfranzösischen Metropole am Freitag.
Dabei sei es nicht darum gegangen, die Bewegungsfreiheit der Menschen einzuschränken. Wegen des "Unverständnisses" für das Dekret sei entschieden worden, dieses wieder außer Kraft zu setzen, so die Polizeipräfektur. Im Alten Hafen übertragen viele Bars das Finale gegen den FC Bayern München. Durch das Dekret waren auch Gesänge, Trikots und andere Fan-Artikel des französischen Hauptstadt-Clubs verboten. Die PSG-Fans seien nun dennoch angehalten, sich öffentlich nicht "prahlerisch" zu geben und gegebenenfalls nur "bescheiden" einen Sieg der Mannschaft zu feiern, hieß es in der Erklärung der Polizeipräfektur.
Die Pariser sind in der Hafenstadt, der Heimat von Olympique Marseille, nicht besonders gern gesehen. Die Rivalität der beiden Vereine ist landesweit bekannt. Bei Spielen zwischen den zwei Top-Clubs der französischen Ligue 1 kommt es regelmäßig zu Zusammenstößen.
Der Entscheidung für das Verbot seien Zwischenfälle am Dienstag vorausgegangen, als sich PSG gegen Leipzig für das Finale qualifizierte, erklärte der zuständige Präfekt der Polizei von Bouches-du-Rhône, Emmanuel Barbe, im Radiosender France Inter vor der Rücknahme des Erlasses. Für einen PSG-Anhänger, der durch das Stadtzentrum gefahren sei, sei es dabei fast «schlecht ausgegangen», sagte Barbe. Es habe noch weitere Vorfälle gegeben, bei welchen PSG-Fans bedroht worden seien.
(vdv/lin/ mit Material der dpa)