In Italien ist Inter Mailand in der aktuellen Spielzeit das Maß aller Dinge. Die Nerazzurri stehen zehn Spieltage vor Saisonende mit 16 Punkten Vorsprung auf Stadtrivale AC Mailand an der Tabellenspitze. Im Vergleich dazu wirkt der deutsche Meisterschaftskampf, bei dem Leverkusen zehn Punkte Vorsprung auf den FC Bayern hat, fast spannend.
Großen Anteil am Erfolg von Inter haben auch zwei ehemaligen Bundesliga-Stars. Marcus Thuram, der erst im vergangenen Sommer ablösefrei aus Gladbach kam, steht nach 26 Einsätzen bei zehn Toren und zehn Vorlagen. Hakan Çalhanoğlu spielte 24 Mal und bejubelte neun Tore und drei Vorlagen. Der türkische Nationalspieler spielte für Leverkusen und Hamburg in der Bundesliga, wechselte 2021 ausgerechnet vom Stadtrivalen AC zu Inter.
Obwohl beide mit Inter aktuell gut drauf sind, konnten sie das Aus des italienischen Teams im Champions-League-Achtelfinale am Mittwoch gegen Atlético Madrid nicht verhindern. Nach dem 1:0-Erfolg im Hinspiel schied Inter im Rückspiel im Elfmeterschießen (3:2) aus, nachdem die Partie nach 120 Minuten 2:1 für Madrid gestanden hatte.
Neben dem Ergebnis hat aber noch eine ganz andere Szene für Aufsehen gesorgt, bei der ausgerechnet Marcus Thuram im Mittelpunkt stand. In der Verlängerung erwartete der französische Nationalspieler einen Einwurf, hatte als Gegenspieler Madrids Stefan Savić in seinem Rücken.
Noch bevor allerdings der Einwurf von Mailand überhaupt ausgeführt wurde, lag Savić mit schmerzverzerrtem Gesicht sowie schreiend auf dem Boden. Auch für Dazn-Kommentator Marco Hagemann und Experte Jonas Hummels war die Situation zunächst unklar. Offensichtlich war nur, dass sich Thuram keiner Schuld bewusst war.
Die Wiederholung brachte dann aber die Auflösung. Klar zu erkennen war, dass Thuram seinem Gegenspieler in den Schritt griff und zukniff. Als Hagemann zuerst die Szene sah, sagte er: "Na, hat Thuram vielleicht ein bisschen gekniffen." Kurze Pause. Als er die zweite, bessere Kameraperspektive sah, fügte er entschieden zu: "Ja, ja."
"Das ist eine Rote Karte", entgegnete Hummels daraufhin klar. Hagemann pflichtete ihm mit einem "Absolut" bei. Für Hagemann war im Anschluss klar, dass sich Video-Assistent Tomasz Kwiatkowski einschalten müsse. Der 46-Jährige blieb jedoch stumm. Jonas Hummels stellte fassungslos fest: "Unglaublich. Dass es das noch gibt mit all den Kameras und dem Videobeweis finde ich außergewöhnlich."
Die beiden befassten sich auch im Anschluss, als das Spiel schon wieder lief, weiter mit dem Vorfall. Verwundert stellte Hagemann fest: "Es passiert nichts. Die Proteste bei Savić halten sich sehr in Grenzen auch. Also da hinzugreifen und auch zuzugreifen, ist schon eine Tätlichkeit." Hummels stimmte ihm erneut zu, ehe Hagemann sich noch einmal über das fehlende Eingreifen des Video-Schiedsrichters wunderte.
Die Szene schien Hagemann nicht loszulassen. Wenige Momente später fing er erneut an und sagte: "Also es ist nicht so, wie in den Oberarm zu zwicken, sondern es geht da um den Intimbereich." Hummels pflichtete ihm bei: "Ja und er greift ja richtig zu."
Kurz danach fing die Kamera allerdings Thuram und Savić ein, die lachend miteinander scherzten. Beide schienen den Vorfall nicht zu ernst zu nehmen. "Die Bilder jetzt sind trotzdem herrlich, muss man sagen", beschwichtigte Hummels, ehe Hagemann die Situation auch etwas entspannter sah: "Wenn man das sieht, muss man sagen: 'Richtige Entscheidung'."
In dem Moment wurde die Auswechslung von Thuram angezeigt. Hagemann kommentierte das süffisant mit den Worten: "Thuram geht aber lieber mal runter." Abschließend stellte Hummels aber noch einmal fest, dass es "Wahnsinn" sei, dass Thuram dafür keine Rote Karte gesehen habe.