Marokko hat bis hier hin schon historisches geschafft: Zum ersten Mal überhaupt stand eine Mannschaft des afrikanischen Kontinents in einem Halbfinale einer Fifa-Weltmeisterschaft. Trainer Walid Regragui hat nun die Chance, diese Sensation mit seinem Team fortzusetzen und sich erstmals unter die Top 3 Mannschaften einer WM zu spielen.
Währenddessen wirkt noch das vergangene Halbfinal-Spiel gegen Frankreich (0:2) nach. Marokko legte nun offiziell Beschwerde gegen die Leistung des Schiedsrichters César Arturo Ramos ein. Ein solches Vorgehen ist sehr selten. Die Mannschaft fühlt sich um zwei Elfmeter in der Partie betrogen – unter anderem in der 27. Minute. Der marokkanische Fußballverband (FRMF) schreibt dazu auf seiner Website:
Das Spiel um den dritten Platz und das Finale sollten davon unberührt bleiben. Und so wirkt vor allem eines im Vorfeld der Partie nach: die Enttäuschung. Denn sowohl Kroatien als auch Marokko hätten natürlich gerne im Finale gegeneinander gespielt. Deshalb bleibt beiden Mannschaft nur noch eines übrig: alles zu geben, für Bronze.
Für die Kroaten hat dieses Spiel eine große Bedeutung: Sie wollen nach Platz drei 1998 und der Endspiel-Teilnahme 2018 ihre dritte WM-Medaille in nur 24 Jahren holen. "Für uns ist das ein großes Finale, kein kleines", sagte Trainer Zlatko Dalić. Hoffenheims Stürmer Andrej Kramarić betonte: "Wir müssen uns darüber im Klaren sein, dass das ein historisches Spiel für Kroatien ist. Denn keiner kann sagen, wann wir so etwas wieder erreichen werden. Diese Möglichkeit am Samstag müssen wir nutzen."
Zudem wird es für seinen Teamkollegen Luka Modrić die vielleicht letzte Gelegenheit, seine Landsleute bei einer WM glücklich zu machen. Beim nächsten Turnier 2026 wäre der Superstar 40 Jahre alt. Zumindest bis zur Europameisterschaft 2024 in Deutschland will der Mittelfeldspieler von Real Madrid aber wohl weiter ein Teil der Nationalmannschaft bleiben: "Natürlich möchte ich, dass er bei der EM 2024 noch dabei ist. Und ich bin mir auch sicher, dass er weiter dabei sein wird. Aber das ist natürlich seine Entscheidung", sagte Trainer Zlatko Dalić am Freitag.
So ganz verbergen konnte Marokkos Trainer seinen Frust über dieses Spiel dann doch nicht. Das sei doch für ihn sicher schwierig, dieses Spiel um Platz drei, wollte ein Journalist am Freitag von Walid Regragui wissen. Das sei ja schließlich kein wichtiges Spiel, oder? "Korrekt", antwortete der Coach, der Marokkos wundersame Reise durch diese Fußball-WM in Katar dirigiert.
"Um ganz ehrlich zu sein", meinte Regragui schließlich. "Wir wollten das Finale spielen am Sonntag, nicht das Spiel morgen." Also nicht die Partie gegen Kroatien am Samstag, bei der es nur noch um den besten Platz hinter den beiden Finalisten geht.
Nach sechs Spielen in weniger als vier Wochen geht das große Überraschungsteam dieser WM auf dem Zahnfleisch. Schon vor dem Halbfinale gegen Frankreich waren zahlreiche Spieler angeschlagen. Nun wird Kapitän Romain Saïss zum Beispiel definitiv ausfallen. Trainer Walid Regragui will deshalb Spieler belohnen, die bei diesem Turnier bislang kaum zum Einsatz kamen.
Übertragung: Magenta TV
(mit Material der dpa)
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