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DFB-Team: Fans strafen Verband für Tiktok-Kooperation heftig ab

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Tiktok ist seit Mitte März neuer Partner des DFB-Teams, zum Unmut zahlreicher Fans. Bild: imago images / Florian Wiegan
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DFB-Team: Fans strafen Kooperation mit Tiktok heftig ab

25.03.2024, 16:56
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In der allgemeinen Aufregung ging eine Mitteilung des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) total unter. Es wurde gestritten um die Bedeutung der neuen pinken Trikots, die das Team künftig tragen wird. Noch größer wurde mancherorts die Empörung, als der DFB ankündigte, sich ab 2027 künftig von Nike ausrüsten zu lassen und nicht mehr von Adidas.

Dabei hat der Verband schon jetzt einen neuen Sponsor präsentiert, der zumindest fragwürdig erscheint: Tiktok. Die Social-Media-Plattform wird laut DFB-Mitteilung "Entertainment-Partner der Männer-Nationalmannschaft".

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Fans sollen nicht nur während der EM im Sommer "exklusive Einblicke" und neue, kreative Contentformate bekommen, sondern bereits jetzt. In einer globalen Kampagne soll das DFB-Team rund um das Turnier in Szene gesetzt werden.

Doch die Fans halten von diesem neuen Partner bisher ziemlich wenig. Das zeigt eine repräsentative Umfrage, die das Meinungsforschungsinstitut Civey im Auftrag von watson durchgeführt hat.

DFB-Team bei Tiktok mit Millionen Followern

Insgesamt 70 Prozent bewerten die Zusammenarbeit von Tiktok mit dem DFB als "negativ". Dabei sehen 56 Prozent der Teilnehmer:innen den neuen Partner sogar als "sehr negativ". Lediglich sechs Prozent sehen es als "eher positiv" und "sehr positiv". Fast ein Viertel (24 Prozent) waren in der Frage unentschieden.

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Beim Verband ist man in dieser Hinsicht ganz anderer Meinung. "Tiktok ist bei jüngeren sowie zunehmend auch bei älteren Generationen relevant. Die Partnerschaft wird die Präsenz des DFB auf der Plattform weiter stärken, und wir schaffen gemeinsam einzigartige Aktivierungen für unsere Fans", sagt Holger Blask, Vorsitzender der Geschäftsführung der DFB GmbH und Co.KG, in der offiziellen Mitteilung des Verbandes.

Dass dies notwendig ist, bestätigt auch Sportökonom Christoph Breuer von der Deutschen Sporthochschule in Köln der Deutschen Presse-Agentur. "Von der Kommunikationspolitik her ist das ein richtiger Weg. Der Fußball muss sich medial so aufstellen, dass er die jüngeren Generationen erreicht, die kein Live-Spiel mehr am Stück verfolgen können, was für meine Generation unvorstellbar ist", erklärt der 53-Jährige.

Aktuell hat der Account des DFB rund 488.000 Follower:innen.

DFB-Team und Tiktok: Enorme Ablehnung in einer Altersgruppe

Vor diesem Hintergrund wird die Partnerschaft zwar weiterhin mehrheitlich negativ gesehen, doch in der Altersgruppe der 18- bis 29-Jährigen mit elf Prozent noch am positivsten bewertet. Am größten ist die Ablehnung bei den 30- bis 39-Jährigen, die die Kooperation zu 77 Prozent als "negativ" bewerten.

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Auffällig ist, dass in der Altersgruppe zwischen 50 und 64 Jahren der neue Partner jedoch am wenigsten negativ betrachtet (68 Prozent). Dafür sind auch 27 Prozent der Befragten in diesem Alter unentschieden – der höchste Wert unter zwischen 18 und über 65-Jährigen.

Geht es nach der Parteizugehörigkeit, bewertet die Anhängerschaft der AfD die Partnerschaft am wenigsten negativ (56 Prozent), sowie am positivsten (elf Prozent). Zudem geben sie am häufigsten unentschieden (33 Prozent) bei dieser Frage an.

Hohe Zustimmungswerte gibt es auch von der Anhängerschaft der Linken (zehn Prozent) und den Grünen (acht Prozent). Gleichzeitig gibt trotz der unterschiedlichen Parteizugehörigkeit eine einheitlich negative Einschätzung der Kooperation, die zwischen 72 und 75 Prozent liegt.

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Politik warnt DFB vor Partnerschaft mit Tiktok

Auch aus der Politik gab es bereits Kritik, da beispielsweise das Bundesamt für Verfassungsschutz erhebliche Sicherheitsrisiken sieht.

Sicherheitsexperte und Vize-Fraktionschef der Grünen, Konstantin von Notz, appellierte im "Tagesspiegel" an die "große Verantwortung und Vorbildfunktion", die der DFB habe.

Tiktok wird vom Unternehmen Bytedance betrieben, das von Kritiker:innen als chinesische Firma angesehen wird. Bytedance selbst betont, zu 60 Prozent im Besitz westlicher Investoren zu sein.

Es gibt jedoch eine große Zentrale in Peking und die chinesischen Gründer spielen eine wichtige Rolle. Immer wieder gibt es daher die Sorge, die Plattform könne zum Sammeln von Informationen über seine Nutzer:innen durch die chinesischen Behörden genutzt werden oder für politische Einflussnahme missbraucht werden.

Civey hat für watson vom 22.03. bis 24.03.2024 online rund 5000 Bundesbürger:innen ab 18 Jahren befragt. Die Ergebnisse sind aufgrund von Quotierungen und Gewichtungen repräsentativ unter Berücksichtigung des statistischen Fehlers von 2,5 Prozentpunkten (Gesamtergebnis). Weitere Informationen zur Methodik finden Sie hier.

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