Der 1. FSV Mainz 05 sieht wieder Licht am Ende des Tunnels. Ganze zehn Punkte war das rettende Ufer, der den direkten Klassenerhalt garantierende 15. Platz, vor einigen Wochen noch entfernt. Doch die Nullfünfer haben mächtig aufgeholt, sieben Punkte aus den jüngsten drei Partien gesammelt.
Sie liegen zwar noch immer auf dem Relegationsrang, der Rückstand auf den VfL Bochum beträgt aber nur noch drei Zähler. Möglich wurde das durch den Trainerwechsel, Bo Henriksen hat das Team wachgeküsst. Aber auch dank Nadiem Amiri.
Der fünfmalige deutsche Nationalspieler ist im Winter von Leverkusen nach Mainz gewechselt, knapp eine Million Euro soll das Kellerkind bezahlt haben. Es hat sich schon jetzt als lohnenswerte Investition herausgestellt, zieht Amiri doch aus dem Mittelfeld heraus die Fäden und serviert zudem brandgefährliche Standards.
In Leverkusen hatte er trotz dieser Qualitäten kaum noch eine Rolle gespielt, diese Saison gerade einmal 82 Bundesliga-Minuten für die Werkself gesammelt. Schon im Sommer hatte sich abgezeichnet, dass sein letztes Vertragsjahr bei Bayer ein schwieriges werden würde.
Bereits im August stand daher ein Abschied zur Debatte, mit Leeds United schien es damals besonders konkret zu sein, Amiri reiste gar nach England. Zuvor soll er dem Klub schon einmal abgesagt haben.
"Leeds wollte mich unbedingt. Sie haben mir ein brutales Angebot hingelegt und mich gebeten, mir vor Ort einfach nur mal alles anzuschauen. Ich konnte es mir aber nicht wirklich vorstellen, besonders aus familiären Gründen", erklärt der 27-Jährige im Gespräch mit watson.
Seine Frau saß zu diesem Zeitpunkt schließlich "hochschwanger alleine zu Hause in Düsseldorf. Für mich war klar: Ich komme an dem Tag und reise am selben Tag wieder ab". Auch aus Respekt vor Trainer Daniel Farke.
Die Engländer aber hätten andere Pläne gehabt. "Als ich dann da war, sollte ich an dem Tag direkt unterschreiben, obwohl das gar nicht abgemacht war", blickt Amiri zurück.
Er tat es nicht, reiste wieder in die Heimat und musste mitansehen, wie in den Folgetagen diverse Berichte die Runde machten, die ihm den Bruch von Abmachungen vorwarfen. "Viel, was man hinterher in den Medien lesen konnte, hat so nicht gestimmt. Es gab kein Hin und Her mit den Zu- und Absagen, ich war da von Anfang an klar", stellt er nun richtig.
Vielsagend ergänzt Amiri, dass "nicht nur die beiden Vereine einig sein müssen, auch der Spieler muss einen Transfer wollen". Abschließend fasst er die vermeintliche Wechselposse zusammen:
Gänzlich vergessen wurde das Thema offenbar auch in England nicht. "Das verfolgt mich jetzt noch, selbst in Ludwigshafen", leitet Amiri lachend eine Anekdote ein. Erst kürzlich habe er am späten Abend an der Ampel gestanden, neben ihm ein englisches Auto.
"Der hat mich angehupt und auf Englisch gefragt, warum ich nicht zu Leeds gewechselt bin", berichtet der Mainzer. Für eine vollumfängliche Erklärung war während der kurzen Rotphase keine Zeit: "Ich habe ihm im Spaß gesagt, dass es hier doch schöner ist."
Dass die Stadt Leeds den Deutschen nicht gerade begeistert habe, hieß es im Sommer 2023 tatsächlich auch in zahlreichen Artikeln. "Wir haben uns damals über die Berichte totgelacht", findet Amiri zumindest diesen Teil des Wechseltheaters amüsant.
Der Engländer selbst habe jedenfalls vollstes Verständnis dafür gehabt: "Er meinte, dass es besser war, nicht zu Leeds gewechselt zu sein – es sei wirklich schöner hier."