Aktuelle Themen
Die Formel 1 startet an diesem Wochenende mit dem Grand Prix in Bahrain in die neue Saison – doch die Begeisterung für die Königsklasse des Motorsports hält sich zumindest in Deutschland sehr stark in Grenzen.
Einerseits werden die Rennen nach dem freiwilligen Rückzug von RTL nur im Pay-TV bei Sky zu sehen sein. Andererseits ist mit Nico Hülkenberg nur noch ein deutscher Fahrer im Starterfeld. Seine Chancen, um den WM-Titel mitzufahren, sind eigentlich nicht existent. Für Mick Schumacher bleibt lediglich die Zuschauerrolle als Ersatzfahrer bei Mercedes.
Dass die Rennserie in Deutschland nicht so gut ankommt, sorgt für reichlich schlechte Stimmung bei Haas-Fahrer Hülkenberg und Sky-Formel-1-Experte Timo Glock.
"Das Thema Automobil ist hierzulande medial nicht gerade positiv aufgeladen. Wir waren einmal eine Auto-Nation, jetzt wird das Auto immer mehr schlechtgeredet", echauffierte sich Hülkenberg in der "Süddeutschen Zeitung".
Der 35-Jährige ist der Überzeugung, dass die Rennserie die "Zeichen der Zeit erkannt hat": "Sie versucht, sich anpassungsfähig zu zeigen. Zum Beispiel mit ihrer Strategie, bis 2030 klimaneutral zu werden." So sollen die Autos ab 2026 mit anderem Kraftstoff betrieben werden – entweder durch E-Fuels, also synthetische Kraftstoffe oder Bio-Fuels.
Die Rennserie versucht, ihren CO₂-Fußabdruck trotz der Vielzahl an Reisen möglichst zu verkleinern. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass in der aktuellen Saison drei Rennen in den USA ausgetragen werden. Dazu sagt Hülkenberg: "Gleichzeitig geht sie dorthin, wo der Appetit nach ihr groß ist, wo man sie sehen und haben will."
Das ist nicht in Deutschland, wo 2020 durch die Corona-Pandemie außerplanmäßig zuletzt ein Rennen stattfand. Sondern eben in den USA, wo die Netflix-Serie "Drive to survive" einen Formel-1-Hype kreiert hat. Für den Emmericher ist das aber kein Problem. Jeder Sport durchlaufe "Zyklen, in denen das Interesse des Heimatpublikums mal größer und mal kleiner ist."
Noch 2010 standen gleich sieben deutsche Fahrer in der Startaufstellung – unter anderem auch Timo Glock, der heute als Sky-Experte arbeitet und gemeinsam mit Hülkenberg auf der Strecke war.
"Der Motorsport existiert in Deutschland momentan nicht wirklich", sagt der 40-jährige Glock zur aktuellen Situation. Bis es wieder geeigneten Nachwuchs aus Deutschland gebe, "dürften Jahre vergehen", blickt er nicht gerade zuversichtlich in die Zukunft.
Der ehemalige Formel-1-Fahrer holt noch weiter aus: Man müsse "gefühlt Angst haben, verhaftet zu werden, wenn man irgendwo auf einer Rennstrecke durch die Gegend fährt." Das Interesse am Motorsport sei deutschlandweit noch vorhanden, aber man könne diese derzeit "nicht mehr nach außen leben."
