Lächelnd stand Nico Hülkenberg nach dem Rennen in Brasilien vor Sky-Reporter Peter Hardenacke und Experte Ralf Schumacher. Platz zwölf hatte er mit seinem Haas belegt, eigentlich kein Grund zur Freude. Sein Lächeln war viel mehr Ausdruck einer teilnahmslosen Apathie, keine Wut, keine Enttäuschung. Er schien sich mit der bescheidenen Situation abgefunden haben.
Euphorie gab es nach einem Grand Prix schon lange nicht mehr für Hülkenberg. Was denn heute möglich gewesen sei, lautete die Frage. Hülkenberg, weiterhin lächelnd: "Ja, wenig bis gar nichts."
Direkt nach dem Start vom Großen Preis von São Paulo gerieten Kevin Magnussen und Alex Albon aneinander, wobei Albon einen Reifen verlor, der sich anschließend bei Hülkenberg verhakte. Magnussen und Albon mussten das Rennen beenden, Hülkenberg fiel nach Reparaturarbeiten an seinem Auto nach hinten zurück.
"Unser Paket hat hier einfach gar nicht funktioniert", sagte Hülkenberg im Gespräch mit Sky. "Auf einer Runde hat uns der Reifen wieder herausgerissen, aber in der zweiten und dritten Runde geht schon nichts mehr."
Für Sky-Experte Ralf Schumacher liegt der Grund für den Misserfolg von Nico Hülkenberg nicht bei dem Fahrer selbst, sondern bei seinem Rennstall. Hülkenberg realisiere, schreibt Schumacher in seiner Sky-Kolumne, "dass Haas bei allem, was sie machen, mit dem ganzen Konstrukt in der Sackgasse ist".
Der Rennstall sei "nicht mehr up to date, um in der jetzigen Formel 1 halbwegs mitfahren zu können. Das ist schade für Hülkenberg." Er habe ein wenig das Gefühl, schreibt Schumacher weiter, dass Hülkenberg zwar offen und ehrlich mit der Situation umgehe, womöglich aber auch hofft, bei Haas herauszukommen.
Nachdem Hülkenberg zunächst aus der Formel 1 ausgeschieden war, entschied sich Haas zum Ende der vergangenen Saison den 36-Jährigen unter Vertrag zu nehmen, als Nachfolger von Mick Schumacher. Im zurückliegenden Sommer gab es dann Gerüchte, um einen möglichen Wechsel im Red-Bull-Cockpit – wobei auch Hülkenbergs Name fiel.
Zwar konnten die Gerüchte nicht seriös beurteilt werden, Ralf Schumacher empfand es dennoch als "fair und richtig, dass er auch bei Haas geblieben ist", schließlich habe ihm der US-amerikanische Rennstall die Rückkehr in die Formel 1 erst ermöglicht. Unklar sei allerdings, wie es nun weitergeht.
"Seine Aussagen, sein Gesicht sprechen Bände", meint Schumacher. "Ich verstehe ihn, weil er auch nicht mehr ewig Zeit hat. Er kann es ja noch. Er hat 200 Grand Prix erlebt und stand noch nicht einmal auf dem Podium." Da sei es klar, dass er langsam ungeduldig werde. Entsprechend müsste der Rennstall einige Änderungen vornehmen.
"Eine Option wäre, dass Gene Haas das Team verkauft", schreibt Schumacher weiter. "Der Traum, hier und da etwas zu kaufen und das dann zusammenzuschustern, ist im Alleingang schwer." Als Blaupause könnte Red Bull herhalten, die mit AlphaTauri ein Junior-Team haben. Die Rolle könnte auch Haas einnehmen, dann hätte man laut Schumacher eine Daseinsberechtigung. "Klar ist aber, dass Haas einen Entwicklungspartner braucht, wenn es so weitergeht."