Günther Steiner ist eine besondere Figur im schillernden Formel-1-Business. Ziemlich unverblümt und mit reichlich nicht ganz so jugendfreien Ausdrücken machte der 58-Jährige klar, was er von bestimmten Situationen und Manövern seiner Fahrer hält.
Das bekam besonders Mick Schumacher zu spüren, als Steiner während seiner Zeit beim amerikanischen Team Haas zwischen 2021 und 2022 Teamchef war.
Insgesamt zehn Jahre lang war der Südtiroler das Aushängeschild des Teams und wurde besonders durch die Netflix-Serie "Drive to Survive" eine Kultfigur unter den Fans. Steiner selbst nutzte den Hype um seine Person und brachte 2023 das Buch "Surviving to Drive" heraus, in dem er Einblicke in seine Arbeit gibt.
Im Januar war dann jedoch plötzlich Schluss. Haas trennte sich von Steiner und beförderte stattdessen den technischen Leiter Ayao Komatsu zum Teamboss. Steiner ist als Experte für RTL jedoch weiterhin bei den Rennen vor Ort und schreibt in seiner Kolumne für "formula1.com" nun erstmals ausführlich über seinen Abschied.
Was bereits in der neuesten Staffel der Netflix-Serie "Drive to Survive" durchgeklungen war, unterstrich Steiner nun noch einmal in der Kolumne. Er schreibt: "Mein Leben ist gut, seitdem ich Haas vor der Saison verlassen habe." Nach einem guten Saisonstart 2023 stürzte das US-Team immer weiter ab und landete am Ende auf dem letzten Platz der Teamwertung.
"Wenn man Abstand nimmt, bekommt man Klarheit – und man sieht, was man tun muss. Während du da bist, blendest du Dinge aus. Du glaubst, du kannst es, aber du kannst es nicht", bewertet Steiner die Zeit. Dabei kommt er zu dem überraschenden Schluss, dass er mit insgesamt zehn Jahren zu lange beim Team gewesen sei.
Das beste Teamresultat gelang in der Saison 2018, damals schaffte Haas Rang fünf. Ansonsten landete das US-Team immer nur zwischen Platz acht und zehn. Für Steiners Anspruch zu wenig, doch die Möglichkeiten beim Team hätten keine andere Option gelassen.
"Wir konnten nicht um Podien kämpfen, ohne die gleichen Waffen wie die anderen Teams zu haben", rechnete er gewohnt hart ab. Die Zeit hätte ihm jedoch aufgezeigt, was er wirklich will. "Auf Dauer ist das nicht das, was ich im Leben machen möchte. Ich will nicht noch einmal Siebter werden. Das habe ich hinter mir. Ich will in der Lage sein, an der Spitze zu kämpfen", unterstrich er seinen eigenen Antrieb deutlich.
Er selbst sehe sich auch in Zukunft wieder in der Königsklasse des Motorsports arbeiten. Gleichzeitig schränkt er ein: "Es muss das richtige Projekt sein, das richtig angegangen wird." In dieser Hinsicht seien für ihn Red Bull und Mercedes die absoluten Vorbilder, gleichzeitig brauche es Geduld und eine langfristige Planung."
Für sein Ex-Team läuft es nach den bisherigen zwei Rennen ähnlich wie in der Vorsaison. Kevin Magnussen landete bei den Rennen in Bahrain und Saudi-Arabien jeweils auf Rang zwölf, Nico Hülkenberg wurde zum Saisonauftakt 16. und konnte mit Platz zehn in Saudi-Arabien den ersten WM-Punkt sammeln.
Beide Fahrer zeigten sich jedoch im Anschluss zufrieden mit der Teamleistung und blickten positiv auf das Rennen in Australien am nächsten Wochenende. "Jeder hat gesehen, wie schwer es für ein Mittelfeldteam ist, in die Top-10 zu kommen. Aber unser Teamwork war der Schlüssel zum Erfolg", sagt Nico Hülkenberg in einer Teammitteilung. Gleichzeitig warnt er davor, dass beim Rennen in Melbourne um jede Position hart gekämpft wird.