Für die Marketing-Abteilung der DFL waren die letzten 20 Jahre das reinste Schlaraffenland. Sie konnte ihr Produkt "Bundesliga" ohne jede Rücksicht auf den Verbraucher vermarkten und dennoch stetig die Reichweite steigern: Werbung, Pay-TV, steigende Ticket-Preise, Freitagsspiele, unbeliebte Sponsoren und noch mehr Werbung taten der Attraktivität der Liga keinen Abbruch.
Einige Ultras blieben den Spielen zwar hin und wieder fern, um ein Zeichen zu setzen, die große Mehrheit der Fans pilgerte jedoch weiter ins Stadion und vor die Monitore. Mittlerweile reicht aber nicht mehr nur ein Pay-TV-Abo aus, um die Spiele der Bundesliga zu schauen, sondern mit Sky und Dazn benötigt man zwei.
Jetzt ist man infolge der Corona-Pandemie bei der DFL zum Umdenken gezwungen, wie die "Bild" berichtet. Über eine Milliarde Euro haben die Bundesliga-Vereine seit 2020 verloren, auch das Interesse im Ausland an der deutschen Liga geht laut "Bild" zurück.
Dem Bericht zufolge wurde deshalb letzte Woche von DFL-Präsidium und -Aufsichtsrat eine fünfköpfige Arbeitsgruppe gegrundet: Jan-Christian Dreesen (Bayern), Oliver Leki (Freiburg), Rüdiger Fritsch (Darmstadt), Axel Hellmann (Frankfurt) und DFL-Geschäftsführerin Donata Hopfen sollen eine Zukunftsstrategie zur Wettbewerbsfähigkeit der Bundesliga entwickeln.
Dazu soll die Sichtbarkeit im frei empfangbaren Fernsehen wieder erhöht werden. Ab der Saison 2025/26 – bis dahin sind die Rechte schon vergeben – könnten Spiele wieder vermehrt im Free-TV laufen. Bei der Übertragung von Bundesliga-Partien im Ausland ist man sich bereits einig, wieder mehr aufs Free-TV zu setzen. Dadurch will man neue Zuschauer gewinnen. Ob man auch in Deutschland in Zukunft wieder mehr Bundesliga bei ARD, ZDF und Co. sieht, steht in der Arbeitsgruppe zur Debatte.
Um trotzdem wirtschaftlich konkurrenzfähig zu bleiben, wird laut "Bild" auch die Möglichkeit eines Großinvestors debattiert. Nach dem Vorbild der spanischen Liga könnte die DFL so Milliarden einnehmen. "La Liga" hatte letztes Jahr einen Anteil ihrer TV-Rechte (elf Prozent) für die nächsten 50 Jahre an das Privatunternehmen CVC überschrieben und im Gegenzug dafür 2,67 Milliarden Euro kassiert.
Einen Investoren-Vorstoß gab es auch in Deutschland schon letztes Jahr – einschließlich zahlreicher interessierter Investoren. Die Mitgliedsvereine entschieden sich letztendlich jedoch dagegen.
(kpk)