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Frauen-WM: ZDF wehrt sich gegen Fifa-Vorwürfe

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Lina Magull traf für Deutschland im EM-Finale 2022 zum zwischenzeitlichen Ausgleich. Über 17 Millionen Menschen sahen sich das Endspiel an.Bild: dpa / Sebastian Christoph Gollnow
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Frauen-WM: ZDF äußert sich zu Rechte-Verhandlungen mit der Fifa

19.04.2023, 11:14
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Über 17 Millionen Menschen schauten sich im vergangenen Sommer das EM-Finale der Fußball-Frauen an. Deutschland verlor in der Verlängerung gegen Gastgeber England im Wembleystadion 1:2. Die Live-Übertragung des Endspiels war die meistgesehene Fernsehsendung des vergangenen Jahres in Deutschland. Trotzdem müssen Fans der DFB-Frauen nun zittern, dass sie die Weltmeisterschaft (20. Juli bis 20. August) in Australien und Neuseeland überhaupt sehen können.

Denn: Weniger als 100 Tage vor dem Start des Turniers steht noch nicht fest, wo und ob überhaupt ein deutscher Sender die Spieler der WM übertragen wird. In der Gruppe treffen Kapitänin Alexandra Popp und ihre Mitspielerinnen auf Kolumbien, Südkorea und Marokko.

ZDF spricht von unterschiedlichen Preis-auffassungen

Rund 14 Wochen vor der ersten deutschen Partie hat sich das ZDF nun gegenüber watson zu den Verhandlungen mit dem Weltverband Fifa geäußert. Gegenüber dem Nachrichtenportal erklärt der Fernsehsender:

"Das ZDF setzt sich weiter dafür ein, die großartige Entwicklung des Frauenfußballs auch bei der Fifa-Frauen-Weltmeisterschaft in Australien und Neuseeland begleiten zu können. Die Angebote des ZDF für den Erwerb von Sportrechten orientieren sich unter anderem maßgeblich am Marktpreis für das jeweilige Sportrecht. Der Marktwert kann unter Umständen erheblich von der preislichen Erwartungshaltung der Rechtevermarkter abweichen."

Das ZDF räumt damit ein, dass es sich um die Übertragungsrechte bemüht und gerne die Spiele der Frauen-Nationalmannschaft zeigen möchte. Das Problem: Eine Einigung mit der Fifa steht noch aus.

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Die hatte jüngst auf eine Anfrage der dpa geantwortet, dass das Ausschreibungsverfahren für die Übertragungsrechte "bisher erfolglos" war, "da es keine Angebote gab, die das größte Frauenfußballturnier der Welt in seinem wahren Wert anerkennen."

Da schließt sich die Frage an, was der wahre Wert für die Übertragungsrechte der Frauen-WM ist. Fifa-Präsident Infantino äußerte sich dazu auf dem Kongress in Kigali im März, auf dem er auch als Präsident wiedergewählt wurde. Damals machte er eine klare Ansage an die bietenden Sender: "Die Fifa erhält zehn- bis einhundertmal schlechtere Angebote für die Frauen-WM als für die Männer-WM. Also habe ich für jene Sender oder Sponsoren, die sich weigern, ähnliche Summen wie für die Männer-WM zu bieten, eine ganz einfache Botschaft: Wir werden den Frauenfußball und eine Frauen-WM nicht zu diesen Preisen verkaufen."

Offensichtlich an den beiden Statements wird daher: Die Fifa und das ZDF haben unterschiedliche Auffassungen darüber, welcher Marktpreis für die Übertragung der Frauen-Weltmeisterschaft gerecht ist. Dazu müssen Fans wissen, dass sich dieser Preis auch an der Attraktivität für die Zuschauer:innen bemisst. Einleuchtend ist: Umso mehr Menschen die Partien sehen möchten, umso höher ist der Wert der Übertragungsrechte.

Schaut man sich zum Vergleich also die TV-Zahlen der letzten Europameisterschaften der Männer und Frauen an, lässt sich das jeweilige Interesse ableiten. Der europäische Fußballverband Uefa, der die Europameisterschaften ausübt, gab nach der EM der Herren im Sommer 2021 bekannt, dass rund 5,23 Milliarden Menschen weltweit die Spiele im TV verfolgten. Bei 51 Spielen ergibt das rund 100 Millionen Zuschauer:innen pro Partie.

11.07.2021, Gro
Die italienische Nationalmannschaft feierte 2021 den EM-Titel im Elfmeterschießen.Bild: dpa / Nick Potts

Bei der Frauen-EM im Sommer 2022 berichtete die Uefa von 365 Millionen Zuschauer:innen an den TV-Bildschirmen. Bei 31 Partien waren es daher über 11 Millionen Menschen pro Spiel am TV – also rund ein Zehntel der Aufmerksamkeit, die die Herren-EM erhielt.

Natürlich muss dabei berücksichtigt werden, dass das Finale bei beiden Turnieren mehr Aufmerksamkeit bekommen hat, als normale Gruppenspiele. Genauso sind sowohl bei den Männern als auch bei den Frauen die DFB-Partien in Deutschland gefragter.

Das Zahlenbeispiel zeigt, dass die weltweite Aufmerksamkeit an einer Herren-EM rund zehnmal größer ist, als an einer Frauen-EM. Für die Spiele bei der Weltmeisterschaft 2022 in Katar bezahlten ARD und ZDF zusammen 214 Millionen Euro. Laut "Bild" fordert die Fifa aktuell zehn Millionen Euro für die Übertragungsrechte der Frauen WM.

"Unser Ziel ist es, in der Lage zu sein, bei der WM der Männer 2026 und der Frauen-WM 2027 gleiche Bezahlung zu erreichen."
Fifa-Präsident Gianni Infantino über den Equal-Pay-Gedanken bei der Fifa.

Wie viel das ZDF aktuell bietet, ist nicht bekannt. Genauso wenig, wie viel die ARD bereit wäre zu zahlen. Das große Argument, das die Öffentlich-Rechtlichen anbringen, sind die Anstoßzeiten. Wegen der Zeitverschiebung nach Australien und Neuseeland finden die Partien hauptsächlich am Vormittag ab zu deutscher Zeit. Also dann, wenn die meisten Menschen arbeiten und die Spiele nicht sehen können.

Infantino hingegen benötigt mehr Erlöse aus dem Verkauf der Übertragungsrechte. Der Fifa-Präsident möchte die Preisgelder für die Weltmeisterschaft erhöhen. 2019 schüttete die Fifa noch insgesamt 30 Millionen Dollar an die teilnehmenden Nationen aus. Im Sommer sollen es bereits 150 Millionen Dollar sein. Das große Ziel hatte Infantino ebenfalls in Kigali erklärt: "Unser Ziel ist es, in der Lage zu sein, bei der WM der Männer 2026 und der Frauen-WM 2027 gleiche Bezahlung zu erreichen. Wir sind zuversichtlich, dass wir das erreichen können."

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