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FC Bayern: Weshalb die Wechsel-Debatte um Thomas Müller gut ist

Fußball: 1. Liga, Saison 2022/2023, 31. Spieltag, SV Werder Bremen - FC Bayern München am 06.05.2023 in Bremen. Münchens Thomas Müller jubelt nach dem Schlusspfiff. WICHTIGER HINWEIS: Gemäß den Vorgab ...
Thomas Müller macht sein erstes Profi-Spiel beim FC Bayern im Sommer 2008.Bild: www.imago-images.de / imago images
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FC Bayern: Weshalb die Wechsel-Debatte um Thomas Müller gut ist

In seiner wöchentlichen Kolumne schreibt der Fanforscher Harald Lange exklusiv auf watson über die Dinge, die Fußball-Deutschland aktuell bewegen.
11.05.2023, 11:5811.05.2023, 12:02
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Die Wechselgerüchte um Thomas Müller irritieren nicht nur die Bayern-Fangemeinde. Seine Karriere hat Seltenheitswert und ist gleichzeitig ein Musterbeispiel für Beständigkeit und Heimatverbundenheit.

Beides Werte, die in der Fankultur enorm bedeutsam sind. Deshalb tut die Debatte um die Zukunft von Thomas Müller dem FC Bayern in mehrerlei Hinsicht gut: Die Aufmerksamkeit der Fans und Medien wird auf ein Thema gelenkt, das der Verein und sein Vorstandsvorsitzender locker gewinnen können.

Oliver Kahn formuliert klare Antwort auf Müller-Gerüchte

Dass Müller seinen bis 2024 laufenden Vertrag bei den Bayern erfüllt, steht fest. Aber es hilft dem Image von Oliver Kahn in dieser Nebelkerzendebatte eine unmissverständlich klare Linie zu untermauern. Für die Bild-Zeitung, die diese Scheindebatte maßgeblich lanciert hat, formuliert Kahn sogar ein Machtwort: Müller bleibt!

Fanforscher Harald Lange.
Fanforscher Harald LangeBild: Uni Würzburg
Über den Autor
Harald Lange ist seit 2009 Professor für Sportwissenschaft an der Universität Würzburg. Er leitet den Projektzusammenhang "Fan- und Fußballforschung" und gilt als einer der bekanntesten Sportforscher in Deutschland. Der 55-Jährige schreibt und spricht täglich über Fußball, auch in seinem Seminar "Welchen Fußball wollen wir?"

Auch wenn Müller unter dem neuen Trainer vor allem Ersatzspieler ist, stellt sich Kahn demonstrativ hinter das Idol der Bayern-Fans und prognostiziert gegenüber der "Sport Bild" selbstbewusst, was er im Falle eines Vereinswechsels tun würde: "Wenn dieser Fall mal eintreten sollte, würde ich ihm das mit aller Deutlichkeit ausreden. Thomas ist fit, nie verletzt und unheimlich charakterstark. Er ist für das ganze Gebilde unheimlich wichtig. Ich bin mir sicher: Thomas wird noch sehr viele Spiele für uns machen."

Für das Unterhaltungspotenzial benötigt der Fußball Geschichten. Am besten Erfolgs- oder Heldengeschichten. Dummerweise kann der große FC Bayern trotz unverschämter Millionenausgaben derzeit damit nicht aufwarten. Die aktuellen Geschichten erzählen von Niederlagen, dem Pokal-Aus gegen Freiburg. Dem Scheitern in der Champions League und der Gefahr, im Rennen um die Deutsche Meisterschaft leer auszugehen.

Außerdem stehen Oliver Kahn als Vorstandsvorsitzender und Hasan Salihamidžić als Sportvorstand in der Kritik. Deren hastige Entscheidung, Julian Nagelsmann zu feuern und durch den bislang glücklos agierenden Thomas Tuchel zu ersetzen, hat dem Verein viel Geld und enorm viel Glaubwürdigkeit und Image gekostet.

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Deshalb tut die Debatte um den Kultspieler Thomas Müller dem Verein und dessen Bosse einfach nur gut. Zu Recht, denn solange Thomas Müller im Kader des FC Bayern aufläuft, unterstreicht der Klub, dass er eben doch eine Seele hat und in der Region verwurzelt ist. Die Müller-Debatte transportiert auf der Werte-Ebene das Gegenteil von dem, was dem FC Bayern in den letzten Monaten auf die Füße gefallen ist.

Müller ist in Oberbayern aufgewachsen und spielt seit der D-Jugend, also seit 23 Jahren beim FC Bayern. Er war mit den Bayern bereits Deutscher A-Jugendmeister und hat in 439 Bundesligaspielen 143 Tore für den Rekordmeister erzielt. In den Medien wird er häufig als Urgestein der Bayern tituliert.

Er gehört ganz sicher bereits heute zu den Legenden des Klubs und steht auf einer Stufe mit Gerd Müller, Lothar Matthäus, Franz Beckenbauer oder Bastian Schweinsteiger.

Es tut gut, solche Stars in der Bundesliga zu wissen. Spieler, die nicht nur Tore schießen und Mannschaften zu Siegen und Titel führen, sondern gleichzeitig als unaustauschbare Identifikationsfiguren für traditionelle Werte in unserer Fußballkultur stehen. Von ganz wenigen Ausnahmen abgesehen, bringt fast jeder Bundesligaklub auch solche Spielerpersönlichkeiten hervor.

Die aktuelle PR-Debatte um den "Fall Müller" zeigt, wie wertvoll solche Spieler für die Vereine sind. Wir müssen solchen Spielern und deren Biografien weitaus mehr Beachtung widmen, denn sie prägen die DNA der Klubs. Mit den Investorenmillionen können die Vereinsbosse Legionäre kaufen. Sie können darauf hoffen, dass Geld irgendwann auch Tore schießt. Der Wert von Spielern wie Thomas Müller ist hingegen unbezahlbar!

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Die Saison des FC Bayern könnte noch eine gute Wendung nehmen. Am Mittwochabend legten die Münchener in der Champions League einen starken Auftritt hin, setzten sich gegen den FC Arsenal mit 1:0 durch. Der knappe Heimsieg genügte, um nach dem 2:2 in der Vorwoche erstmals seit vier Jahren wieder ins Halbfinale der Königsklasse einzuziehen.

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